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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer
Autoren: Max Kruse
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altvertrautes Element, in seine alte
Heimat zurückgekehrt, tauchte es unter! Mit Händchen und Beinen paddelnd und
mit dem Körper schwänzelnd erreichte es schnell tiefere Regionen, wo es
silberne und bunte Fische sah, Muscheln und Wiesen aus Algen... Von diesem Tage
an tauchte das Urmel täglich ins Meer.

    Und den Professor machte das
sehr nachdenklich. Denn er nahm nun einmal nichts als selbstverständlich hin,
sondern versuchte, aus allem Folgerungen zu ziehen.
    Deshalb führte er mit Wutz ein
Gespräch, das dieser nicht besonders gefiel. «Wutz», sagte er, «unser Urmel
scheint ein Fisch-Reptil zu sein. Auch wir Menschen und alle Säugetiere stammen
von den Reptilien ab.»
    «Igitt!» bemerkte sie.
    «Trotzdem ist es wahr. Das Meer
ist unser aller Heimat. Ja, wir tragen stets ein Stück Ozean in uns — all’
unsere Organe sind von einer Flüssigkeit umspült, deren chemische
Zusammensetzung der des Meerwassers gleicht. Wenn wir nun dem Meer entstammen —
wie das Urmel es mir erneut bewiesen hat — , könnten wir nicht dahin
zurückkehren?»
    «Ohne mich, öfföff!»
    Er ließ sich nicht beirren.
«Unser Körper hat die Fähigkeit, im Wasser zu leben nur verloren. Sie ist im
Lauf der Jahrhunderte verkümmert. Aber es müßte möglich sein, sie ihm wieder
zurückzugeben. Wenn es gelänge, die Körperzellen mit bestimmten Substanzen zu
sättigen — ich denke da besonders an ein Helium-Sauerstoff-Gemisch — , wenn es
gelänge, den im Wasser reichlich vorhandenen Sauerstoff irgendwie aufzunehmen —
vielleicht durch die Schleimhäute oder sogar durch die Haut — , dann müßten wir
wie unsere Vorfahren wieder im Wasser existieren können!»
    «O du saftige Rübe», Wutz
seufzte, «und ich wollte gerade mit dir über Kunst reden. Na, da ist wohl jetzt
nichts zu machen!»
    Sie kannte den Professor nur zu
gut! Er hörte sie kaum noch. Und in den folgenden Tagen arbeitete und rechnete
er. Er experimentierte mit
Pflanzensäften und Chemikalien, er schüttelte Reagenzgläser, ließ Flüssigkeiten
über Spiritusflammen verdampfen, er zerrieb Pulver zu mikroskopisch feinen
Partikeln — kurzum, er war nicht mehr ansprechbar!



Zwei haben ihre liebe Not mit der Aussprache
     
    Ausnahmsweise sang Seele-Fant,
der See-Elefant, einmal nicht auf seinem Felsenriff. Ihn beunruhigte etwas, und
er wollte dem Professor davon berichten. Aber gerade heute wurde er von Schusch
aufgesucht und so abgelenkt, daß er es zunächst vergaß.
    Schusch ärgerte sich seit
langem darüber, daß Ping Pinguin und Seele-Fant so oft zusammensaßen. Deshalb
war er zu ihm hinausgeflogen.
    «Guten Tag, Seele-Fant»,
krächzte er, «wä geht es där?»
    «Öst dös eun gutör Tag?» fragte
Seele-Fant. «Mör öst noch nöchts Gutös aufgöfallön.»
    «Das Wetter äst doch herrläch!
Dä Sonne scheint! Du müßtest einmal mät mär hänaufflägen än den Hammel...»
    «Na ja...», brummte Seele-Fant,
«wönn öch flögön könntö, dann würdö öch ös völleucht auch schön föndön — abör
öch föttör Kloß kann möch keunön Zöntömötör ober dön Bodön örhöbön. Das öst
ungöröcht! Dör eunö kann flögön und schwärmt döm andörön vor, wö schön das öst!
Traurög, traurög!»
    Schusch schaute Seele-Fant
bekümmert an. «Dafür kannst du aber schwämmen und täf äns Wasser hänabtauchen.
— Und das Urmel kann es auch!»
    Seele-Fant nickte. «Schwömmön
öst abör nöcht dassölbe wö flögen!» meinte er.
    Das war richtig. Schusch dachte
über diese Weisheit nach. Dann wechselte er das Thema.
    «Äch wäll däch ja nächt
kränken, Seele-Fant, aber välleicht könntest du där etwas mehr Mühe mät der
Aussprache geben? Äch kann däch wärkläch manchmal kaum verstehen. Es heißt zum
Beispäl nächt ‹schwömmen›, sondern ‹schwämmen› und nächt ‹flögen›, sondern
‹flägen›!»
    «Unsönn!»
    «Unsänn!» verbesserte ihn
Schusch. «Paß mal auf, der Professor hat mär eine Übung gegeben, weil äch
früher ämmer Schwärägkeiten mät dem Ä hatte.
    Sägäht so:
     

     
    Sälberne Fäsche
    hämmläsche Fräsche
    särrende Flägen lägende Zägen...»
    «Öch verstöhö keun Wort!»
brummte Seele-Fant. Kein Wunder, denn die I-Übung lautete so: Silberne Fische,
himmlische Frische, sirrende Fliegen, liegende Ziegen...
    «Sälberne Fäsche, hämmläsche
Fräsche, särrende Flägen, lägende Zägen!» wiederholte Schusch ungeduldig.
Seele-Fant überlegte. Dann brummte er: «Du meunst wohl sölbörnö Föschö
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