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Urmel fliegt ins All

Urmel fliegt ins All

Titel: Urmel fliegt ins All
Autoren: Max Kruse
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Geschöpf mit weichem
Fleisch und rosa Haut, ich muß hier elend ersticken. О je, wie mag es nur dem
Urmel gehen?
    Nun, das Urmel bewegte als erstes wieder den Kopf. Als es Wutz von
der Seite anschielte, schnaufte es: «Wutz sieht aus wie plattgewalzter
Nudelteig...»
    Darüber ärgerte sich Wutz sehr! Und als der Druck ganz
nachgelassen hatte und auch sie wieder atmen konnte, grunzte sie: «O du... du
breitgequetschtes Stück Krokodilhaut hast es gerade nötig, dich über mich
lustig zu machen!»
    Neschnem-Kopf Otto teilte ihnen mit, daß er die Haltevorrichtungen
der Sitze nun wieder lösen würde. Gleichzeitig warnte er sie davor, sich heftig
zu bewegen, denn sie befänden sich nun in der Umlaufbahn der Erde und deshalb
sei die Schwerkraft aufgehoben. «Schwerkraft? Was ist denn das?» fragte das
Urmel. Es wackelte nur ein ganz klein wenig mit seiner Schwanzspitze — und
sofort schoß es aus seinem Sessel hoch und klebte oben an der Decke!
    «Hilfe!» piepste es und schubste sich ab. Aber nun fuhr es wie ein
Fahrstuhl, dessen Seil gerissen ist, abwärts, direkt auf Wutz’ Bauch.
«Hihihihilfe!» quiekte es wieder, und Wutz grunzte empört: «Öfföff — Professor,
ich bin doch kein Gummiball!»
    Als sie das Urmel von sich wegstieß, schwebte sie nun mit diesem
zusammengeknäuelt hilflos im Innenraum. Langsam drehten sie sich umeinander.
Tim Tintenklecks, der sie entwirren wollte, segelte ebenfalls auf sie zu, wobei
er Schwimmbewegungen machte wie ein Taucher. Aber schon waren die drei nicht
mehr allein in diesem seltsamen Schwebezustand. Alle, der Professor, Ping
Pinguin, Wawa und Schusch segelten, flogen, glitten und kollerten langsam auf
und ab wie Seifenblasen, Luftballons oder flatternde Blätter. Es war ein wirres
Durcheinander, und es dauerte lange, bis sie es lernten, sich in dem
ungewohnten Zustand der Schwerelosigkeit einigermaßen sicher zu bewegen und auf
ihren Sesseln zu bleiben.
    Endlich schwebte nur noch der Scheuerlappen, den Wutz dem
Professor heimlich um den Hals gebunden hatte, über ihren Köpfen. Und das Urmel
schlug vor, «Scheuerlappenpusten» zu spielen, so ähnlich wie «Wattepusten».
    «Pfeuerlappenpusten spiele ich nicht!» lehnte Ping Pinguin ab.
Schusch wollte es auch nicht. Kein Wunder, denn die beiden Vögel wären dabei zu
sehr benachteiligt gewesen mit ihren Schnäbeln. Zu ihrer Freude verbot es der
Professor auch, und zum Glück gelang es Wutz, den Scheuerlappen zu schnappen,
als er dicht an ihrer Schnauze vorbeisegelte wie eine graue Wolke.
    Neschnem-Kopf Otto hatte bisher geschwiegen. Er wartete, bis sie
es gelernt hatten, sich richtig zu bewegen. Jetzt meldete er sich: «Werft
einmal einen Blick auf eure Erde!» Das wollten sie sich nicht entgehen lassen.
Vorsichtig tasteten sie sich zu den Fenstern des Raumschiffes.
    Wie eine gewölbte, blauschimmernde Scheibe lag unter ihnen die
Erde, über die weiße Watte in Streifen ausgebreitet zu sein schien. In den
Lücken blinkten die Meere und Kontinente hindurch.
    «Ist das die Insel Titiwu?» wollte Tim Tintenklecks wissen. Der
Professor antwortete: «Nein, Titiwu können wir nicht mehr erkennen. Titiwu ist
viel zu klein. Das dürfte der Erdteil Australien sein.»
    Das Urmel widersprach: «Titiwu ist nicht klein! Wenn Titiwu klein
wäre, könnte ich nicht darauf spazierengehen, denn ich bin ein großes Urmel,
und das da unten ist nur so eine Art brauner Klecks.»
    Rings um die Erde, ihren Heimatplaneten, war alles schwarz —
tiefe, dunkle Weltraum-Nacht.
    Ehe sie sich vom Professor erklären lassen konnten, warum das so war,
bat sie Neschnem-Kopf Otto, sich wieder in ihre Sessel zu legen, denn er mußte
nun Terra I noch einmal beschleunigen und Kurs auf den Mond nehmen.
    Der Professor und Tim Tintenklecks waren sehr neugierig darauf,
den Erdtrabanten zu sehen. Auch das Urmel freute sich. «Ganz sicher gibt es auf
dem Mond doch viele, viele Urmel!»
    «Kein einziges!» widersprach ihm Habakuk Tibatong noch einmal.
«Weder ein Urmel noch sonst ein Tier, weder Pflanzen noch Wasser, noch Luft!»
    «Was? Und gar nichts zu essen?» fragte Wutz entsetzt. «Ja, um
alles in der Welt, Professor, was sollen wir denn da? Ich habe schon jetzt
mächtigen Hunger.» Sie wandte sich direkt an ihren Piloten. «Neschnem-Kopf
Otto, nach all der Aufregung und Anstrengung sollten wir jetzt ein kleines
Weltraumfrühstück einnehmen. Ich habe mir immer sagen lassen, daß man an Bord
von Flugzeugen ganz besonders gut verpflegt wird, und ich hoffe doch,
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