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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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ab.
    »140.Wieso rast du denn so?«
    Dorotheas Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter.
    »Heinz, wir sind die ganze Zeit so schnell gefahren.«
    »Aber Christine fährt hier einen Fremdwagen. Wie schnell hat man sich überschlagen? Du musst ein bisschen mehr Abstand halten, ich glaube, der Laster schert gleich aus.«
    »Papa, es ist gut. Ich habe seit 27Jahren den Führerschein, unfallfrei, und ich bin auch schon öfter mit diesem Auto gefahren.«
    »Du hattest aber sehr wenige Fahrstunden, damals, das weiß ich noch.«
    Ich gab auf.
    Eine gute halbe Stunde, bevor die Frisia-Fähre von der Norddeicher Mole ablegte, fuhren wir auf den Hafen zu. Bevor ich den Koffer meines Vaters kannte, hatten wir vor, das Auto in der dafür vorgesehenen Garage unterzustellen und zu Fuß zur Fähre zu gehen. Auf Norderney hätten wir uns dann ein Taxi genommen und wären zu Marleen gefahren. Die Vorstellung, dass ich diesen Koffer zur Fähre schleppen müsste, dazu noch zwei Reisetaschen und diverse Stoffbeutel, um dann auf der Insel das ganze Zeug wieder mühsam in ein Taxi zu laden, schreckte mich so ab, dass ich vorhin beschlossen hatte, das Auto mitzunehmen. Dorothea sah das genauso. Mein Vater, der sich den Prospekt der Frisia-Reederei durchgelesen hatte, fand das unsinnig. »Das ist doch albern. Hier steht, dass man gar nicht überall fahren darf, und dann ist die Fahrkarte so teuer und die Insel so klein, wozu brauchen wir da ein Auto?«
    Mittlerweile war auch Dorothea zu müde, um in eine Diskussion einzusteigen. Wir fuhren auf die Wartespur an der Mole und gingen zum Fahrkartenschalter.
    »Ein Auto, drei Erwachsene. Heute hin und in zwei Wochen zurück.«
    Ich lächelte den Fahrkartenverkäufer an und versuchte, meinem Vater, der dicht hinter mir stand, den Blick auf die Kasse zu versperren. Es nützte nichts. Die Antwort kam durch ein Mikrofon. »114Euro bitte.«
    »Wie viel? Und was kostet das ohne Auto?« Mein Vater hatte sich vor mich geschoben.
    »15Euro pro Person.«
    »Und nur weil wir im Auto sitzen, mit dem wir auf der kleinen Insel sowieso nicht überall fahren dürfen, macht ihr solche Preise? Das ist ja Wucher.«
    »Sie können das Auto auch in der Garage stehen lassen, das machen die meisten Gäste.«
    »Das sag ich doch, Christine. Wissen Sie, meine Tochter hat nur so viel Gepäck und will es nicht tragen. Ich komme ja von Sylt, also da ist das so, dass…«
    »Heinz, komm mal bitte.« Dorothea packte meinen Vater am Ellenbogen und zog ihn zum Eingang. »Wir beide warten draußen in der Sonne.«
    Ich sah ihnen nach und dann wieder den Fahrkartenverkäufer an. Hinter mir standen mittlerweile acht Urlauber.
    »Ein Auto, drei Erwachsene, heute hin, in vierzehn Tagen zurück.«
    »Ihr Vater?«
    Der Mann sah mich mitleidig an, während er mir die Norderney-Karten und die Quittungen durchs Fenster schob. Ich nickte.
    »Ich wünsche Ihnen trotzdem eine schöne Zeit auf Norderney.«
    Ich hatte das Gefühl, ich müsste ihm etwas erklären, hatte aber keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. »Danke, es wird schon schiefgehen. Ich meine, es wird sicher schön, also…«
    Er bediente schon den nächsten, ich ging zu unserem Auto und meinem Vater zurück.
    Die meisten Fahrzeuge, die vor der Verladung standen, waren Kleinbusse, Lieferwagen oder Autos mit Auricher Kennzeichen, also Einheimische. Heinz stieg erst ein, nachdem er die Autoreihen abgelaufen hatte.
    »Kein Wunder, bei den Preisen ist man doch behämmert, wenn man den Wagen mitnimmt. Die denken alle, wir halten uns für was Besseres. Peinlich.«
    »Papa, jetzt hör auf, ich kann es nicht mehr hören, dein blöder Koffer hat mich schon genug Nerven gekostet, den schleppe ich jetzt nicht mehr weiter durch die Gegend.«
    Mein Vater sah mich ungerührt an. »Du bist aber auch nervös. Es ist wirklich an der Zeit, dass du mal Ferien machst, du regst dich ja über jede Kleinigkeit auf. Warte mal ab, nach diesen zwei Wochen bist du ein ganz neuer Mensch.«
    Ich legte meine Stirn auf das Lenkrad und schloss für einen Moment die Augen.
    Es gab einen großen Vorteil: mit dem Auto ersparten wir uns die Schlange der Reisenden an der Gangway. So betraten wir als Erste den Salon, in dem es eine Restauration gab. Wir saßen schon an einem Fenstertisch, während die Passagiere die Gangway stürmten. Alle zogen Trolleys hinter sich her oder hatten Rucksäcke auf dem Rücken, sie drängelten und schoben sich gegenseitig ungeduldig weiter.
    Dorothea beobachtete das Treiben.
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