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Titel: Upload
Autoren: Cory Doctorow
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Arschloch! Jetzt haben die auch unsere Namen!« Die Hand, die er in die Tasche gesteckt hatte, zuckte hervor und hielt einen summenden, Funken sprühenden Elektroschocker. »Jetzt müssen wir sie loswerden.«
    Art lächelte, griff langsam in seine Jackentasche und holte das Komset heraus, wobei ihm die Brieftasche herausrutschte und auf die Straße fiel.
    Les, Tom und Tony starrten das glimmende Komset in seiner Hand an. »Könntest du das bitte wie-55
    derholen, Tom? Ich glaube, die 999-Vermittlung hat dich nicht richtig verstanden.«
    Tom glotzte verblüfft auf das Komset, gebannt wie das Kaninchen von der Schlange. Die Zahlen 999 waren auf dem Display deutlich zu erkennen, direkt neben den Positionsdaten, die den Standort des Geräts auf den Meter genau angaben. Les drehte sich abrupt um und marschierte in Richtung der nächsten U-Bahn-Haltestelle davon. Tony folgte kurz danach und ließ Tom allein zurück, in dessen Hand der Elektroschocker immer noch zischte und knisterte. Vor Frust und Zorn verzog er das Gesicht, täuschte mit dem Elektroschocker einen Angriff vor und gab ein bellendes Lachen von sich, als Art und Linda zurückschreckten.
    Gleich darauf lief er seinen Kumpanen hastig hinterher.
    Art hielt sich das Komset an den Kopf. »Sie sind abgehauen«, erklärte er stolz. »Haben Sie das Gespräch mitbekommen? Es waren drei, und sie sind abgehauen.«
    Aus dem Komset tönte die angespannte, dienst-beflissene Stimme des Mannes in der Notrufzentrale. Er sprach mit einem Akzent, den Art nicht sofort zuordnen konnte. Dann fiel ihm ein, dass die englische Regierung die nächtlichen Not-rufzentralen in kostengünstige Großraumbüros in Manila ausgelagert hatte. »Ja, Mr. Berry.« Arts Komset hatte bereits seinen Namen, Immigrati-56
    onsstatus und Standort übertragen und kun-denspezifische Betreuung in einem Umfang ange-stoßen, der eher für einen Fastfood-Lieferanten als für Regierungsbürokraten typisch war. Das ist schlecht, dachte Art aus professioneller Perspektive. Eigentlich hätte das MGZ-Polizeiwesen dank der Bemühungen einiger gerissener anonymer SPZler, Stammesangehöriger der Pazifischen Zeitzone,
    eine undurchlässige Mauer aus hafer-
    schleimdicker Bürokratie bilden sollen. »Bitte bleiben Sie, wo Sie sind. Die Polizei wird umgehend bei Ihnen sein. Gut gemacht, Sir.«
    Mit einer triumphalen Geste wandte Art sich Linda zu und rechnete mit einer jener ihm vertrauten, überschwänglichen Lobeshymnen, die Zeugen seiner verbalen Akrobatik üblicherweise anstimmten. Stattdessen stand sie in ängstlicher, geduckter Haltung vor ihm und hatte die Augen wie eine Irre aufgerissen. Um die Iriden war das Weiße zu erkennen – etwas, von dem er schon einmal gelesen, es jedoch noch nie selbst gesehen hatte. Sie atmete flach und war leichenblass.
    Obwohl sie noch kein richtiges Paar waren, wollte Art sie in die Arme nehmen, um ihr ein bisschen männlichen Trost zu spenden, doch sie versteifte sich in seiner Umarmung. Nach einigen Sekunden setzte sie ihm die Hände auf die Brust und schob ihn entschlossen, sogar leicht aggressiv zurück.

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    »Alles in Ordnung?«, fragte er, wegen des Adre-nalinschubs immer noch aufgedreht.
    »Was, wenn sie beschlossen hätten, uns umzu-bringen?«, zischte sie so, dass Speichelflöckchen von ihren Lippen flogen.
    »Die wollten uns doch gar nichts tun. Dazu hatten sie gar nicht den Mumm.«
    »Woher willst du das wissen, du verdammter Idiot? Wie kannst du es wagen, meine Sicherheit aufs Spiel zu setzen? Warum, zum Teufel, hast du ihnen nicht einfach deine Brieftasche gegeben, die Polizei verständigt und es dabei bewenden lassen?
    Aber du musstest ja unbedingt den starken Mann markieren!«
    Sein Triumphgefühl verflog und machte schnell Ärger Platz. »Was ist denn mit dir los? Musst du unbedingt in jedem Sieg eine Niederlage sehen? Ich habe die drei Arschlöcher gerade vertrieben, ohne eine Hand zu heben, und dir fällt nichts Besseres ein, als mich zu kritisieren? Na gut, wenn du es so willst, dann geben wir ihnen beim nächsten Mal eben unsere Brieftaschen. Vielleicht haben sie auch Lust auf eine kleine Vergewaltigung – soll ich dabei auch einfach zusehen? Nenn mir einfach deine Regeln, dann werde ich mich bestimmt daran halten.«
    »Du mieses Schwein! Wie kannst du es wagen, mich so anzuschnauzen? Und mach bloß keine Witze über Vergewaltigungen. Das ist kein bisschen komisch, du arroganter Drecksack!«

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    Arts Triumphgefühl löste sich endgültig in Luft auf. »Mein
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