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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen
Autoren: Jude Deveraux
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sagen. »Na gut. Also, was ich mir am meisten wünsche, ist ein normales Leben. In den ersten zwölf Jahren meines Lebens hatte ich einen kränkelnden Vater und eine hypochondrische Mutter. Nach dem Tod meines Vaters hatte ich eine Mutter, die sich krankstellte. Ich wäre so gern zu Schultanzfesten und all so was gegangen, aber dazu kam es nie. Ich mußte immer für einen meiner Eltern da sein. In den letzten zwanzig Jahren bin ich viel gereist und geflogen und hatte ein unerhört aufregendes Leben. Manchmal schien es mir, als brächte jeder Tag ein neues, spannendes Erlebnis. Wenn meine Mutter nur herumlag und jammerte, so hatte Charley Hummeln im Hintern. Ich wurde ins Weiße Haus zum Essen eingeladen, war so ungefähr in jedem zweiten Land der Welt und lernte unheimlich viele berühmte Persönlichkeiten kennen. Nach dem...«
    Sie sah ihn nicht an, als sie fortfuhr. Vor einigen Jahren hatte sie für Amerika etwas getan, was nur sie hatte tun können, und danach hatte ganz Amerika ein großes Brimborium darum gemacht. Leise schloß sie: »Dann war mein Foto in allen Zeitungen.«
    »Eine amerikanische Heldin«, sagte er mit glänzenden Augen.
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls hat mir das damals großartig gefallen.«
    »Aber dann ist Charley gestorben, und danach warst du verändert«, sagte er beinahe eifersüchtig.
    »Nein, das geschah schon vorher. Irgendwann wurde mir klar, daß es den Leuten, die Autogramme von mir verlangten, gar nicht um mich ging. Sie folgten nur ihrem Sammlertrieb. Versteh mich nicht falsch, mir hat der ganze Rummel trotzdem Spaß gemacht. Aber dann mußten Charley und ich, jeder in seiner Maschine, einen rasenden Waldbrand bekämpfen. Drei Tage lang waren wir fast ununterbrochen ohne Schlaf im Einsatz. Wir hatten Erfolg, und man teilte mir mit, daß der Präsident angerufen habe. Er wollte mir persönlich gratulieren. Da saß ich nun auf einem harten Stuhl in einem trüben kleinen Flughafenbüro und dachte: Nein, nur nicht das!«
    Sie lächelte. »Wenn du soweit bist, daß ein Anruf vom Präsidenten der Vereinigten Staaten nur noch ein gequältes Grinsen bei dir hervorruft, dann wird es Zeit, daß du etwas Neues anfängst.«
    William schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Du hast von einem normalen Leben gesprochen, das du in Zukunft führen willst. Was verstehst du unter normalem Leben?«
    »Woher soll ich das wissen?« antwortete sie lächelnd. »Ich habe ja nie ein normales Leben kennengelernt und erst recht keins geführt. Ich meine ja nur, daß persönliche Anrufe vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, Champagnertrinken in der Gondel eines Heißluftballons, das ständige Leben aus dem Koffer, an einem Tag reich und am nächsten wieder arm zu sein — daß das alles nicht normal genannt werden kann. Aufregend ist es schon, aber auch sehr ermüdend.«
    Er lachte verschmitzt. »Eins steht fest: Jeder wünscht sich etwas, das er nicht hat. Ich habe das normalste Leben von der Welt geführt. Ich ging in die richtigen Schulen, studierte Betriebswirtschaft und kam nach dem College nach Chandler zurück, um in die Familiengeschäfte einzusteigen. Das Aufregendste, was ich je erlebt habe, waren die drei Tage, die ich einmal mit einem meiner Brüder in Mexiko verlebt habe.«
    »Ja und?«
    »Was ja und?«
    »Ja, und was habt ihr in diesen drei Tagen in Mexiko getrieben?«
    »Viel gegessen. Uns die Sehenswürdigkeiten angesehen. Ein bißchen gefischt... Warum lachst du?«
    »Darüber, daß zwei gutaussehende junge Männer, die für drei Tage allein Urlaub in einem so tollen Land wie Mexiko machen, nichts Besseres zu tun wissen, als sich Sehenswürdigkeiten anzugucken! Seid ihr wenigstens mal betrunken gewesen?«
    »Nein«, sagte William lächelnd. »Was war denn dein aufregendstes Erlebnis?«
    »Oh, das ist schwer zu sagen. Ich habe eine ganze Liste von aufregenden Erlebnissen anzubieten. Zum Beispiel ist es ganz schön aufregend, Loopings zu drehen.« Sie hob den Kopf. »Ja, und einmal hat ein venezianischer Graf versucht, mir die Kleider vom Leib zu reißen.«
    »Das fandest du aufregend?« fragte William kühl.
    »Ja, sicher. Du mußt bedenken, es passierte, als wir in ungefähr dreitausend Meter Höhe flogen. Er kroch durch die Kabine auf mich zu. Ich habe die Maschine ein paarmal auf eine Tragfläche gestellt, und schwupps, verkroch er sich wieder auf seinen Sitz. Und dann beklagte er sich, daß ein Flugzeug der einzige Ort wäre, wo er noch nie eine Frau geliebt
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