Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Arme gekuschelt, während er ihr aus einem Flugsportmagazin vorlas.
    Sie merkte gar nicht, daß sie wieder einschlummerte, bis seine Stimme sie hochriß.
    »Was bedauern Sie am meisten im Leben?« fragte er laut.
    »Daß ich von der Natur keine solche Rundungen wie Mae West mitbekommen habe«, antwortete sie rasch. Oft hatte sie Charley vorgejammert, daß die Jungs sie wie einen der ihren behandelten, weil sie nicht viel anders aussah als sie: ein kantiges Gesicht mit kräftigem Kinn, breite Schultern, schmale Hüften und lange Beine.
    »Sie machen Witze, oder?« sagte William ungläubig. »Sie sind eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich stehengeblieben bin, um Ihnen nachzusehen, wenn Sie durch die Straßen von Chandler gingen.«
    »Wirklich?« sagte sie und war nun hellwach. »Sind Sie sicher, daß Sie mich kennen?«
    »Sie sind die große Jacqueline O’Neill. Sie haben fast jede Auszeichnung gewonnen, die fürs Fliegen vergeben wird. Sie sind überall in der Welt herumgekommen. Einmal waren Sie drei Tage lang im Schneegebiet von Montana vermißt und haben es fertiggebracht, wieder herauszukommen.«
    »Eigentlich bin ich nur den Berg runtergerollt und durch reinen Zufall in einem Cowboy-Lager eingetrudelt.«
    Er wußte, daß sie bewußt untertrieb. Er hatte nämlich alles gelesen, was damals über sie geschrieben wurde. Nach dem Absturz im Schneesturm war sie einen steilen Berg hinuntergeklettert und hatte sich dabei nur auf ihr Gefühl verlassen. Orientiert hatte sie sich während der kurzen Tagesstunden nach der Sonne und des Nachts nach den Sternen. Dabei hatte sie immer kühlen Kopf bewahrt und unterwegs oft mit abgebrochenen Ästen Markierungen in Form von Pfeilen im Schnee hinterlassen, damit die Suchflugzeuge sie fanden. Lächelnd verstärkte er den Druck seines Arms um ihre Schultern und war höchst zufrieden, als sie sich näher an ihn schmiegte.
    »So, wie gehe ich denn durch die Straßen?« fragte sie zögernd. Sie wollte ein Kompliment hören, aber vermeiden, daß er ihre Absicht merkte.
    »Mit langen Schritten fressen Sie den Boden unter sich auf. Alle erwachsenen Männer bleiben stehen, nur um zu beobachten, wie Sie mit gereckten Schultern und stolz erhobenem Kopf dahinschreiten und der Wind in Ihren schönen dichten Haaren wühlt und...«
    Jackie mußte lachen. »Meine Güte, ich habe Sie nie bemerkt. Wo sind Sie denn die ganze Zeit über gewesen?«
    »Hier in Chandler war ich und habe auf den Tag gewartet, an dem Sie zurückkehren würden.«
    »Da hätten Sie leicht vergeblich drauf warten können. Ich habe nämlich nie damit gerechnet, wieder herzukommen. Lange Zeit bin ich ruhelos durch die Welt gestreift. Ich bin zwar in dieser abgelegenen Kleinstadt aufgewachsen, wollte aber immer nur weg von hier. Ich wollte hinaus und die weite Welt kennenlernen.«
    »Und das haben Sie auch getan. War es so schön, wie Sie es sich vorgestellt haben?«
    »Zu Anfang ja. Aber nach sechs, sieben Jahren sehnte ich mich nach anderen Dingen, und wenn es ein geschenkter Blumenstrauß gewesen wäre. Ich wollte einen Garten haben und zusehen, wie die Pflanzen wachsen. Ich wollte endlich einmal beim Schlafengehen sicher sein, daß ich am nächsten Morgen wieder am selben Ort aufwachen würde.«
    »Und deshalb sind Sie nach Charleys Tod in das miese alte Chandler zurückgekehrt.«
    »Ja«, sagte sie und lächelte an seiner Brust. »In das stinklangweilige alte Chandler, wo nie etwas passiert und wo jeder seine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckt.«
    »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Ich... He, warum beantworte ich eigentlich alle Ihre Fragen? Was ist denn mit Ihnen? Warum habe ich Sie denn nie kennengelernt? Ach so, habe ich ja, aber es war keine >Bekanntschaft von Bedeutung<. Wissen Sie was? Ich glaube gar nicht, daß ich Ihnen je begegnet bin. Sonst würde ich mich doch an Sie erinnern.«
    »Vielen Dank. Ich fasse das als Kompliment auf.« Er erhob sich und legte Holz aufs Feuer. »Wie wäre es, wenn wir jetzt einen Happen essen? Bohnen und frisches Brot. Mixed Pickles? Oliven?«
    »Hört sich köstlich an.« Offenbar wollte er nicht auf das Thema ihrer früheren Begegnung zu sprechen kommen. Vermutlich hatte sie ihn damals von oben herab behandelt. So hatte sie das immer mit Männern gemacht. Aus Stolz. Wenn ein Junge sie aufgefordert hatte, mit ihm eine Tanzveranstaltung zu besuchen, dann hatte sie gesagt, sie würde sich auf keinen Fall mit solch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher