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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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wir’s nicht verlernen, sollten wir ab und zu üben. Wer nur vor der
Glotze hängt, fängt eines Tages mit dem Alphabet wieder von vorn an und...“
    „Es reicht, Willi“, wurde er von Gaby
unterbrochen. „Heute bist du mal wieder als Nervtöter so gut — dich könnte ein
Zahnarzt gebrauchen. Anstelle der Betäubungsspritze. „Tim“, wandte sie sich an
ihren Freund, „was wollen wir bei Agathe?“
    „Nur schnüffeln. Selbstverständlich
ganz unauffällig. Da sie aus ihrer Wohnung entführt wurde — vermutlich — , hat
vielleicht ein Nachbar was bemerkt. Große Hoffnung habe ich zwar nicht. Aber es
wäre sträflicher Leichtsinn, irgendwas unversucht zu lassen. Tja, und dann, was
den morgigen Tag betrifft, habe ich eine starke Idee.“
    Während sie ihre Tretmühlen ein Stück
schoben, breitete er in gedämpftem Ton sein Gedankengut aus.
    „Du bist verrückt“, sagte Gaby. „Völlig
hirnrissig“.
    „Ouh, ouh!“ unkte Karl. „Mich
schlottert’s. Das kann fürchterlich ins Auge gehen. Außerdem ist die Rechtslage
problematisch. Ich sehe nur Schwierigkeiten.“
    „Und wir könnten getötet werden“,
japste Klößchen. „Versehentlich. Aber was nützt es uns, wenn man später
erkennt, daß mit uns die Falschen ins Jenseits befördert wurden.“
    „Ihr scheint nicht begeistert zu sein“,
stellte Tim fest.
    Gaby schnappte nach Luft. „Auf Anhieb
kann mit deinem Plan niemand Freundschaft schließen.“
    „Ich schon. Und ich mach’s auch.
Notfalls allein. Vielleicht sogar am besten allein, denn das Risiko kann ich
niemandem zumuten. Für dich, Pfote, käme sowieso nur eine einzige Aufgabe in
Frage: die am Telefon. Aber wie gesagt: Allein...“
    „Red keinen Unsinn“, fiel ihm Karl ins
Wort. „Selbstverständlich sind wir alle dabei. Aber ein bißchen Kritik mußt du
dir gefallen lassen.“
    „Ich lechze danach“, lachte Tim.
    „Und wie soll das nun im einzelnen
ablaufen?“ fragte Gaby.

4. Der Auftraggeber aus dem Nahen Osten
     
    Vor den Fenstern waren die Jalousien
herabgelassen. Aber er hatte zusätzlich die Gardinen und Vorhänge geschlossen,
bevor er das Licht anknipste.
    Kein Schimmer durfte hinausdringen.
    Die Beleuchtung änderte nicht viel an
Agathes Hilflosigkeit. Nicht nur die Strickjacke war in ihrer Wohnung
zurückgeblieben. Johannas Mutter hatte auch ihre Brille vergessen. Ohne die
fühlte sie sich nahezu blind.
    Friedhelm Merpe hatte das anfangs nicht
gewußt. Sonst wäre ihm die Verwandlung seines Äußeren erspart geblieben. Einen
Vollbart hatte er sich angeklebt und eine Perücke auf den Kopf gestülpt.
Außerdem trug er eine Schutzbrille mit getönten Gläsern.
    „Jetzt wärmer, Frau Behlen?“ fragte er.

    Agathe saß auf der Couch und war noch
in ihren Mantel gehüllt.
    „Ja, danke. Stürzen Sie sich nur nicht
in Unkosten. Meinetwegen brauchen Sie die Heizung nicht anzustellen. Sie,
Verbrecher“, setzte sie hinzu.
    „Aber, nun, Frau Behlen“, meinte er
vorwurfsvoll. „Tue ich nicht alles für Sie? Fünf Löffel Baldrian ( Beruhigungsmittel )
habe ich Ihnen eingeflößt. Jetzt sind Sie so ruhig wie ein Denkmal.“
    „Sie wollen ja nur, daß ich einschlafe.
Damit Sie nicht aufpassen müssen.“
    „Das ist sowieso nicht nötig. Alle
Türen sind verschlossen. Sie können nicht raus. Soll ich das Radio anstellen?
Irgendwo muß eins sein. Ich glaube, oben.“
    „Ach, das ist wohl gar nicht Ihr Haus?“
    „Natürlich nicht. Diese hübsche Hütte
steht zur Zeit leer. Die Bewohner sind in den sonnigen Süden gereist. Zufällig habe
ich das spitzgekriegt — und da lag es nahe, die Hütte für Sie und mich als
Versteck auszuwählen. In Ihrer Wohnung — das sehen Sie ein — konnten wir nicht
bleiben. Und zu mir — nun, das schien mir auch nicht das Wahre zu sein.“
    „Sie... Verbrecher!“
    „Ich bitte Sie, Frau Behlen!“
    Agathe schauderte. Sie dachte an die
schreckliche Situation, die noch nicht lange zurücklag.
    Sie war zu Hause in ihrer Wohnung
gewesen, hatte gerade eine Programmzeitschrift durchgeblättert und ihren
Hustentee getrunken. Da klingelte es, und dieser bärtige Kerl stand vor der
Tür. Die Hand hatte er ihr auf den Mund gepreßt, sie mit einer Pistole bedroht
und in die Diele gedrängt. Beinahe wäre sie, Agathe, vor Schreck bewußtlos
geworden. Doch dann hatte sich der Kerl von einer anderen Seite gezeigt, ihr
nämlich ein Glas Wasser geholt und sie beinahe fürsorglich behandelt.
    Was er wollte, erklärte er ihr in
ruhigem Ton. Und wieder wurde
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