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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern
Autoren: Jo Clayton
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Unterschied, ob du ein Messer benutzt, um einen Menschen zu Tode zu stechen, oder ob du ihn mit einem Pfeil erschießt. Eine Sache der Distanz. Es gibt nicht denselben Schock. Man fühlt nicht, wie der Pfeil eindringt. Wir werden alle sicherer sein, wenn die Jungen bewaffnet sind. Kannst du das einsehen?“
    Sie nickte. „Nicht bloß die Jungen,“ sagte sie hart. „Auch die Mädchen müssen bewaffnet und unterrichtet werden. Und ich.“ Sie forschte in seinem verblüfften Gesicht. „Wenn mehr Gewehre mehr Sicherheit bedeuten, dann bewaffne uns ebenfalls. Oder glaubst du, wir könnten nicht lernen, sie zu benutzen?“
    Manoreh gluckste. „Du bestimmt nicht, Kita, dessen bin ich mir sicher. Aber gut, ihr bekommt eure Waffen. Beweist nur, daß ihr damit umgehen könnt.“
    Sie schnaubte. „Genausogut wie die Jungen. Ich wette mit dir.“
    Faiseh stöhnte. „Tu das nicht, Kitosime. Er gewinnt immer.“
    Sie schüttelte lachend den Kopf. „Diesmal nicht, Freund.“ Sie betrachtete Manoreh. „Du hast mich wieder überrascht. Ich dachte, ich müßte mit dir darum kämpfen.“
    „Aleytys in Aktion zu sehen, war eine demütigende Erfahrung. Du weißt schon, die Jägerin,“ erklärte er. „Sie hat mir prophezeit, daß du verändert sein würdest. Dann komme ich hierher und finde dich …“
    „Wie?“
    „Großartig, Liebes. Ein wenig beängstigend.“ Er rieb sich den kahl geschorenen Kopf. Die Haare wuchsen bereits nach, ein juckender Flaum, der ihn daran erinnerte, wieviel Zeit vergangen war. „Wir müssen von hier verschwinden. Die Belagerung Kiwanjis ist aufgehoben worden. Kobe wird so schnell er kann hierher zurückkehren, die Kisima auf die Kähne verladen und die Fußgänger ins Geschirr legen. Und Fa-Männer werden herumjagen. Ich bin mir verdammt sicher, daß mehr als eine Bande vom Berg heruntergekommen ist, nachdem sie gesehen haben, daß die Hasen die Sawasawa geräumt haben. Faiseh, nimm ein paar von den Jungen und treibe alle Faras zusammen, die du finden kannst. Wir brauchen genug, um alle beritten zu sein.“ Er wischte mit einer Hand herum, bezeichnete den Heuspeicher. „Und zwei, drei weitere als Packtiere.“
    Faiseh nickte, winkte Cheo und den neu hinzugekommenen Wildlingen. Er schritt mit den sich hinter ihm drängelnden Jungen aus der Scheune.
    Manoreh lächelte die beiden Mädchen und die drei Jungen, die bei ihm zurückgeblieben waren, an. „Ihr geht auch hinaus. Ins Haus.“ Er nahm Kitosimes Arm und folgte ihnen. „Wir holen die Gewehre. Und Nahrungsmittel, Wasserschläuche, Kleider, Stricke, alles, was wir an Nützlichem finden können. Wir können es später auseinandersortieren, wenn wir wissen, wie viele Packtiere wir haben. Unterwegs, Kita, kannst du mir die Geschichte deines Aufenthalts hier erzählen. Ich verspreche dir, ein faszinierter Zuhörer zu sein.“
    Kitosime kicherte und ließ sich von ihm hinausschubsen. Dann wurde sie ernst und begann mit einem detaillierten Bericht über die letzten paar Tage.
    Jua Churukuu war ein grüner Halbkreis hinter den Bergen, als sie die Faras bepackt und gesattelt hatten. Die meisten der Kinder würden auf bloßem Tierrücken reiten müssen, und die kleineren würden zu zweit reiten. Bevor der Himmel im Osten im Morgengrauen ergrünt war, waren drei Wildlingsmädchen still in den Hof hereingehuscht und von den neu hinzugekommenen Jungen freudig begrüßt worden.
    Kitosime trat aus der Tür, fühlte sich unbeholfen und unbequem in der Jacke und der kurzen Hose. Sie zupfte an den Halsriemen, dann an den unteren Säumen der Hosen. Als Manoreh lächelte, funkelte sie ihn an. „Ich würde dich gern mal sehen, wie du versuchst, mit einem Kleidertuch klarzukommen,“ fauchte sie. Er zwinkerte ihr zu. Hodarzu saß zu seinen Füßen. Der Junge sah auf. „Mama?“
    „Du siehst, sogar mein eigener Sohn.“
    Manoreh ließ seinen Blick auf ihren langen, schlanken Beinen ruhen. „Er ist noch nicht alt genug, um Sehenswertes würdigen zu können.“
    Kitosime keuchte vor Entrüstung. „Manoreh!“
    Da war plötzlich ein Aufbrausen von Erregung im Hof. Mara duckte sich um einen Faras herum und kam zögernd zum Fuß der Treppe. „Mama ’tosime?“
    Kitosime trat an den Verandarand. „Was ist denn, Mara? Wir brechen in ein paar Minuten auf.“
    „Mama, wenn noch Zeit ist …“ Mara zögerte, sprach dann hastig weiter: „Neue Wildlinge wollen Namen, bitte.“
    Sie schaute in die besorgten Gesichter der Wildlinge hinunter. „Acht von euch?“
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