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Unter Sternenjaegern

Unter Sternenjaegern

Titel: Unter Sternenjaegern
Autoren: Jo Clayton
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an seinen pochenden Kopf.
    Dann fiel ihm der Hasenmarsch ein, und er erhob sich knurrend.
    Einen Moment lang stand er schwankend, mit geschlossenen Augen, pochendem Schädel, dann zwang er sich, ins Tal hinunterzublicken. Die Horde zog noch immer vorbei, sie schien kein Ende zu haben. Er rieb sich die Augen. Ein Gewicht lastete schwer auf ihm. Haribu, dachte er. Treibt sie an. Er preßte eine Hand gegen den Kopf. Die Pächter… muß sie warnen … Kitosime…
    Manoreh stolperte vom Rand der Klippe weg und begann, den kaum erkennbaren Pfad entlangzugehen. Bei jedem Schritt schickte ihm das Stampfen seiner Stiefel auf dem Gestein stechende Blitze aus Licht und Schmerz in sein Gehirn. Verbissen ging er weiter. Allmählich verfiel sein Körper in einen bequemen, ausdauernden Gang, und der Schmerz in seinem Schädel versiegte zu einem dumpfen Pulsieren, das er ignorieren konnte. Das Erfühlen Haribus war bedrückend, aber erträglich, da die Aufmerksamkeit des Dämons auf die Hasenhorde konzentriert war. Eine kurze Weile blockierte sich Manoreh gegen eine Sondierung, aber der Wutausbruch, der ihn in diese Lage gebracht hatte, mußte zu kurz gewesen sein, um Haribus Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Das nackte Gestein wich sonnengetrocknetem Gras und roter Erde. Manoreh erreichte eine sanfte Erhebung und hielt erschrokken an. Mehrere Reihen von Hasen zogen der Hauptherde am Talboden entgegen. Er stand da, Wolken aus rotem Staub umwehten ihn, und er war bestürzt über das, was er sah. Die Hasen waren unterwegs, sie hoppelten ein paar Schritte voran, hielten an, grasten, zogen weiter, hüpften auf ihren überlangen Hinterbeinen ein paar Schritte weiter, ließen sich wieder auf alle viere fallen, grasten diese unregelmäßigen, aber planvollen Bewegungen setzten sie den ganzen Tag hindurch fort. Er sah sie wie mechanische Soldaten den Berghang hinuntermarschieren, und ein Frösteln durchlief seinen Körper. Er schloß die Augen. Hasenmarsch … die Reihen des Todes … nein! Einatmen … ausatmen … Langsam … langsam .
    . . Vereinzelte Gedanken in rhythmische Muster ordnen. Die Berge rufen mich, blaue Berge, die den grünen Himmel fressen, die Ebenen rufen mich, das große Grasmeer …
    Manoreh fiel in einen geschmeidigen Laufschritt, den er stundenlang beibehalten konnte. Während er lief, ließ er die Lieder in seinem Bewußtsein weiterfließen und ignorierte die wohlbekannte Desorientierung, die ihm von den Juapepo-Flecken entgegengeworfen wurde, als Hunderte von Rezeptorknötchen seine Empfindungen aufnahmen und sie gemischt mit Brocken der eigenen Reizzustände und Ängsten der Pflanze, Brocken aus Hunger, Entsetzen und Befriedigung eines jeden Insekts, Reptils und Nagetiers, das zwischen ihren Wurzeln nistete, zurücksendeten.
    Hasen in den Bergen. Keiner von den Lehrgesängen sprach von Hasen außerhalb der Sawasawa, nicht einmal die Lieder von Angaleh, dem Wanderer, der den größten Teil der Grasebene auf der anderen Seite der Berge kartografiert hatte. Manoreh lächelte. Angaleh, die Legende. Poet und Sänger. Forscher und Mystiker. Jetzt bis auf seine Lieder und die Geschichten, die sich um ihn rankten, vergessen, versunken in der Anonymität des Direktorats der Tembeat. Manoreh lächelte wieder. Während des vergangenen Halbjahres hatte er ein kleines neues Dreieck an Territorium den Karten Angalehs hinzugefügt.
    Das Land senkte sich und wurde flach. Manoreh verlangsamte sein Lauftempo, als sich der Hasenwirrwarr um ihn herum schloß, wand sich einen gefährlichen Pfad durch die torkelnden Hasenkörper, die gemächlich am Rand der ungeheuerlichen Herde dahinzogen. Mehr denn je bedauerte er den Verlust des Faras. Bei Einbruch der Nacht hätte er schon … Er tat das Hätte-sein-kön-nen ab und machte größere Schritte und schottete seinen Verstand gegen die Hasen ab.
    Aber er konnte die Erinnerung nicht aussperren. Haribu Hasenmeister. Manorehs Füße stampften auf den Boden, bewegten sich immer schneller, als Anblick und Geruch der Hasen die Watuk-Blindwut auslösten, und diese Wut zerschlug den Rhythmus seines Atmens und die Koordination seines Körpers. Er stolperte, wurde langsamer, nahm große Schlucke staubiger, heißer Luft in sich auf .
    . . verloren in Erinnerungen …
    Der Hasenmarsch … die weiße Flut, die sich über das Land ergoß, um es gierig zu plündern …
    Er stöhnte.
    Die Reihe der Leichen, die sich immer weiter erstreckte … Die Tage, die den vielen Toten folgten, Faiseh an seiner
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