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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01
Autoren: Douglass Sara
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Lust, die Bürger von Smyrdon zu alarmieren. Reiter kamen ohnehin nicht durch das Tal, und die Flüchtigen mußten mittlerweile dort angelangt sein.
    Der Krieger fluchte, leise, dafür aber aus tiefstem Herzen, lief los und verließ den Ort in nordöstlicher Richtung. Er hatte zwar versucht, den Unaussprechlichen die Haft zu erleichtern, und sogar Mitgefühl für sie verspürt. Das bedeutete aber noch lange nicht, daß sie jetzt entkommen durften. Immerhin war ein Priester ermordet worden, und schlimmer noch, sein getreuer Belial lag hilflos und blindwütig niedergeschlagen im Keller. Dabei hatten Axis und sein Leutnant der Tochter des Priesters doch vertraut. Sein Eid auf den Seneschall verlangte von ihm, daß er den Mord an dem Pflughüter ahndete, den Anschlag auf einen Offizier der Axtschwinger rächte und die Unaussprechlichen am Entkommen hinderte.
    Axis war ein kräftiger und geübter Mann. Kaum hatte er das Dorf verlassen, verfiel er in einen raschen Dauerlauf. Der Eingang zum Tal lag etwa zwei Meilen entfernt, und bis dahin erwartete ihn flacher und fester Boden. Axis war entschlossen, den Awaren und Aschure zu verfolgen, bis er ihrer habhaft geworden wäre.
    Doch während er sich dem Tal näherte, nagten Zweifel an seinem Herzen.
    Warum sie nicht einfach laufen lassen? Warum nicht einfach erklären, du hättest dein Bestes gegeben? Warum nicht gleich hier umkehren, damit die drei in der Nacht verschwinden können?
    Verflucht! schimpfte Axis, als die störenden Gedanken nicht verstummen wollten. Ich kann das Vertrauen nicht enttäuschen, das der Seneschall in mich setzt. Die Kirche hat mich mein Leben lang versorgt und unterstützt.
    Ist es nicht eigenartig, daß du die Unaussprechlichen dennoch vor Hagen retten wolltest? Wie vereinbart sich das mit deiner Treue zum Seneschall?
    Als der Taleingang vor ihm auftauchte, atmete Axis deutlich schwerer, doch nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung. Fühlte er sich schuldig, weil er für den Awaren und das Mädchen soviel getan hatte, und wollte er daher nun die beiden und ihre Helferin erbarmungslos verfolgen? Und wenn es so war – konnte er sich das eingestehen? Vorher hatten die drei aber auch noch keinen Menschen ermordet, erklärte er sich grimmig. Mittlerweile war der Priester getötet worden, und das ändert die Lage ganz entschieden.
    Hat der Aware den Priester erstochen? Oder war es nicht eher die eigene Tochter?
    Ja, Aschure mußte ihren Vater ermordet und auch Belial niedergestreckt haben. Um den Gefangenen zu helfen, war sie auch vor einer Bluttat nicht zurückgeschreckt. Und indem Axis ihr Hilfsangebot angenommen hatte, hatte er sich zum Komplizen bei der Ermordung eines Seneschallpriesters gemacht. Hagens Blut klebte auch an seinen Händen. Also tue ich recht daran, die drei zu verfolgen, um sie der gerechten Strafe zuzuführen.
    Wie kannst du dem Awaren einen Vorwurf daraus machen, die erste Gelegenheit zur Flucht ergriffen und das Mädchen mitgenommen zu haben? Bedenke doch nur, Axis Rivkahson, daß der Vertreter des Seneschalls sie heute auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte. Welche Gefahr stellt dieser Mann für die Kirche und das Reich dar, daß man ihn auf solche Weise aus dem Weg räumen will?
    Der Mann und das Mädchen sind Unaussprechliche! erwiderte Axis der Stimme in seinem Kopf. Ich kann doch nicht den Seneschall hintergehen … Mittlerweile brannte dem Krieger die Lunge, und er atmete stoßweise. Doch seine Pein war damit nicht vorüber.
    Erinnere dich, wie du die beiden angetroffen hast, Axis. Zerschlagen, verdreckt und in würdelosem Zustand. Aber hast du etwas Bedrohliches in den Augen des Awaren entdeckt, als er dich ansah? Nein, im Gegenteil, er hat dir vertraut und erlaubt, das Kind in den Arm zu nehmen. Warum diese Wesen noch länger verfolgen? Laß sie doch laufen.
    Niemals! Axis sah das Bild des niedergeschlagenen Belial vor sich, wie er reglos an der Kellerwand lag, und konnte damit schließlich die Stimme unterdrücken.
    Ramu bewegte sich sonst schnell und leichtfüßig, doch mit dem Kind und Aschure an der Seite kam er nur langsam voran. Das erste Stück hatten sie noch rasch bewältigt, aber kaum lag Smyrdon hinter ihnen, da konnte Schra nicht mehr, und die Menschenfrau klagte über bohrende Rippenschmerzen. Der Priester zwang sich zur Ruhe, obwohl er vor seinem geistigen Auge schon sah, wie die wütenden Dörfler sie kurz vor Awarinheim einfingen. Er nahm das Kind auf die Arme und stützte Aschure, damit sie besser
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