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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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gekommen, direkt vor den Toren von St. Louis, wie sie mir erzählte. Sie hatte die Grundschule und die höhere Schule in der Enklave besucht, war von den exotischen Philosophen überzeugt und hatte deren Werke und Methoden übernommen. Eigentlich schade bei einem Mädchen ihresgleichen, so hübsch und so attraktiv – und das sagte ich ihr frei heraus.
    „Wieso könnte ich mich da verschwenden“, sagte sie und schenkte mir ein Lächeln, „wenn ich meine Kräfte auf diese Weise voll ausschöpfen kann – und dies zum bestmöglichen Zweck?“
    Vielleicht lacht sie dich aus, dachte ich. So was konnte ich schon damals nicht vertragen – ich gehörte nicht zu jenen, die man einfach auslacht.
    „Und wie, bitte, sehen diese bestmöglichen Ziele oder Zwecke aus?“ fragte ich so barsch, wie ich nur konnte. „Indem Sie vielleicht Ihren Nabel betrachten?“
    Ihr Lächeln war plötzlich verschwunden, und sie sah mich so betroffen an, daß ich mich auch noch später an ihren Blick erinnerte.
    Es war, als hätte sie mich ganz plötzlich erblickt – wie einen, der auf der nächtlichen See dahintreibt unter jenem festen Felsen, auf dem sie steht. Sie streckte die Hand aus, als wollte sie mich berühren, dann ließ sie ihre Hand wieder sinken, als hätte sie sich auf einmal daran erinnert, wo sie stand.
    „Wir sind stets da“, erwiderte sie. „Wir sind immer da. Vergessen Sie das nicht.“
    Sie wandte sich ab und führte uns weiter durch die verschiedenen Aufbauten, welche die Enzyklopädie bildeten. All diese Baulichkeiten, sagte sie, indem sie sich jetzt an alle wandte, sollten einst in den Weltraum getragen und dort zu einer nahezu kreisförmigen Struktur zusammengefaltet werden, und dies auf einer Umlaufbahn etwa hundertfünfzig Meilen über der Erdoberfläche. Sie erzählte, welch ein riesiger Aufwand nötig sei, um eine solche Struktur als Einheit auf eine Umlaufbahn zu bringen. Sie erklärte aber auch, daß die Kosten, wie teuer ein solches Unternehmen auch zu stehen käme, durch die Einsparungen der ersten hundert Jahre gerechtfertigt seien, da der erste Bauabschnitt sowie die Speicherung der Informationen sich auf der Erde weitaus kostengünstiger durchführen ließen.
    Denn die Enzyklopädie, meinte sie, sollte nicht lediglich so etwas wie ein Lagerhaus für Fakten werden. Natürlich würden Fakten gespeichert, allerdings nur zu einem bestimmten Zweck – nämlich zur Herstellung und Entdeckung von Beziehungen zwischen diesen Fakten. Jedes Wissensgebiet sollte mit anderen Gebieten durch Energie-Impulse verknüpft werden, die den Beziehungscode enthielten, bis diese Verknüpfungen so weitgehend wie möglich hergestellt wären, bis schließlich dieses gewaltige Informationsnetz des Menschen über sich selbst und sein Universum Gestalt annähme und sich auf eine Weise präsentierte, wie es der Mensch bisher noch nie beobachten konnte.
    Zu diesem Zeitpunkt würde dann die Erde in der Enzyklopädie über einen mächtigen, direkt zugänglichen Speicher von miteinander verknüpften Informationen über die menschliche Rasse und ihre Geschichte verfügen. Diese Informationen ließen sich gegen das exakte Wissen von Welten wie Venus und Newton, gegen das psychologische Wissen der Exotischen Welten und gegen sonstige spezialisierte Informationen der Neuen Welten eintauschen, die auf der Erde benötigt würden. Allein dadurch würde sich die Enzyklopädie am Ende in einer Welt verschiedener Rassen und Kulturen bezahlt machen, in denen der Austausch von Wissen als internationale Währung gilt.
    Doch die Hoffnung, die die Erde hegte und die schließlich dazu führte, dieses Projekt in Angriff zu nehmen, ging weit über solche Überlegungen hinaus. Es war die Hoffnung dieser Erde – die Hoffnung aller Menschen auf Erden, ausgenommen solcher Menschen wie Mathias, der alle Hoffnung hatte fahren lassen –, der ideelle Wert der Enzyklopädie liege in der Tatsache, daß sich dieses Werk als Werkzeug für die Erforschung der Theorie des Mark Torre verwenden ließe.
    Torres Theorie aber, wie wir alle wissen, postuliert den Umstand, daß es im Wissen des Menschen über sich selbst einen dunklen Punkt gibt, einen Bereich, wo die Sehkraft des Menschen stets versagt hat, wie jedes perzeptorische Gerät in einem toten Winkel versagt. In diesem Dunkelbereich des Menschen, so lautet Torres Theorie, könnte man mit Hilfe der Enzyklopädie forschen und aus Form und Gestalt des Gesamtwissens auf gewisse Vorgänge schließen. In diesem Bereich
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