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Unter Brüdern (German Edition)

Unter Brüdern (German Edition)

Titel: Unter Brüdern (German Edition)
Autoren: Casey Kingsley
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sah zu wie sie sich auf das Stricken konzentrierte. Sie wirkte nachdenklich, normalerweise redeten sie viel, sangen zur Musik mit und lachten.
    Gerade lief Stand by me von Ben E. King im Radio, Laurens Lieblingslied, bei dem sie sonst ihr Strickzeug zur Seite legte und singend durch den Wohnwagen tanzte, doch heute blieb sie still, schien nicht einmal zu bemerken, dass ihr Lied lief.
    Megan tat es schon wieder leid, dass sie vorhin dieses Thema angesprochen hatte. Sie wusste wie sehr sich Lauren auf die gemeinsamen Nachmittage freute. Die meisten anderen Kinder hier – selbst die im Trailerpark – bekamen es untersagt mit schwarzen Kindern zu spielen. Selbst die, deren Eltern Familie Dovas kannten.
    „Das sind gute Menschen.“ Hatte Megans Mutter vor einer Weile geantwortet, als Megan fragte, warum sie mit Lauren spielen durfte, aber die anderen Kinder nicht. „Sie gehen regelmäßig zum Gottesdienst, man hört nie ein lautes oder böses Wort und sie sind fleißiger als der ganze Trailerpark zusammen. Warum also sollte ich es dir verbieten?“
    „Wann hat Kenny aus?“ war das Einzige, was Lauren an diesem Nachmittag fragte und Megan antwortete, indem sie zu den drei Stundenplänen nickte, die an der Wand hingen. „Um fünf.“
    Das war alles. Den Rest des Nachmittags blieben sie ruhig.
    Um fünf kamen erst Kenny und wenige Minuten später Megans Mutter nachhause.
    Nachdem Megan schnell die Decke in ihrem Kleiderschrank versteckt hatte, saßen sie den restlichen Abend zu viert im Wohnwagen, spielten Karten und tranken warmen Kakao.
    Megans Mutter fragte, ob sie sich gestritten oder etwas ausgefressen hätten, weil sie so still waren und auch Kenny sah sie fragend an, aber sie schüttelten beide den Kopf.
     
    „Vielleicht bleiben wir ja auch hier.“ Sagte Megan, als sie Lauren am Abend verabschiedete. Lauren fiel ihr u m den Hals, drückte sie fest. Dann rannte sie zum Wohnwagen ihrer Eltern zurück.
    Vielleicht gibt es dort auch einen Jake, aber keinen Kenny . Lauren’s Worte hallten in ihrem Kopf nach. Sie schwor sich, niemals aus dem Trailerpark wegzuziehen. Denn wie sollte sie ohne Kenny einen Jake überleben?
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    3
     
     
    Freitag , 14.Mai 2010
    Nackte Tatsachen
    Megan 23, Ken 30, Jake 27
     
    Am Abend, als Megan unter der Dusche stand um sich die Hitze des Tages vom Körper zu waschen und sich abzukühlen, war sie erschöpft wie selten zuvor.
    Das Wasser prasselte kühl auf ihren erhitzten Körper, sie fühlte sich fast fiebrig, wenn sie nur an Jakes Blicke dachte.
    Sie fragte sich seit Jahren, wie es wohl sein würde mit ihm zu schlafen oder ihn zu küssen und sie hatte es sich schon so oft vorgestellt, dass es sich schon fast realistisch anfühlte.
    Hingegen , wenn sie ihm gegenüberstand oder sich einfach nur im selben Raum befand wie er, war sie wieder das kleine, verschüchterte Mädchen, das sich kaum traute ihn anzusehen.
    Zu allererst ging sie hinüber ans Fenster und öffnete es a ls sie aus der Dusche stieg, sodass frische Luft hereinkommen und den Dampf vertreiben konnte.
    Einen Moment blieb sie stehen, schloss die Augen, atmete die Nachtluft ein , die jetzt zu später Stunde endlich merklich abgekühlt war. Sie atmete tief ein und aus und genoss die kühle Brise auf ihrer nackten Haut. Erschöpft öffnete sie die Augen, sah hinaus in den dunklen Garten, der vom Esszimmer her ein wenig beleuchtet wurde, aber nur die ersten Meter, der Rest des Gartens war so dunkel, dass sie weder die Beete noch die hintere Grenze des Gartens sehen konnte, nicht einmal den Gartenzaun oder die angrenzenden Weizen- und Roggenfelder.
    Selbst der Pool war nun dunkel, Ken schaltete die Beleuchtung nur dann ein, wenn die Jungs den Pool nachts nutzten, meist um sich nach dem Abendessen noch einmal abzukühlen oder wenn sie Besuch hatten, so wie heute Abend. Aber da seine Eltern nun gegangen waren, hatte er sie bereits wieder ausgeschaltet. Nur die breite Baumkrone der alten Eiche zeichnete sich ein wenig gegen den Nachthimmel ab und in der Ferne die schwarze Linie des Waldes, ungleichmäßige Schatten, in den fast genauso dunklen Nachthimmel ragend.
    Irgendetwas war anders gewesen als sonst, sie konnte nicht aufhören über diesen Abend nachzugrübeln , vom Moment an, als Jake das Haus betreten hatte bis hin zum Abschied seiner Eltern.
    Manchmal wirkte er wie ein kleiner Junge, der nur nach Liebe suchte, der sich danach sehnte
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