Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen
Autoren: Katryn Smith
Vom Netzwerk:
honigfarbenen Augen wieder, und Pru hatte das Gefühl, ihr Hals würde enger. Sie hob eine Hand an ihre Brust, weil ihr Herz wie verrückt pochte. Sogleich wanderte Chapels Blick zu ihren Fingern und kühlte so plötzlich ab, dass Pru gar nicht wusste, was geschehen war. Als er ihr erneut ins Gesicht sah, war da keine Spur mehr von jenem Strahlen, das kurz zuvor noch unverkennbar gewesen war. Genau genommen konnte sie seinen Ausdruck überhaupt nicht deuten. Hatte sie sich alles nur eingebildet?
    »Schätze«, antwortete er in einem Tonfall, der ebenso neutral war wie sein Blick - zu neutral. »Suchen Sie die nicht auch?«
    Pru schluckte. Er wusste, dass es für sie mehr als eine Schatzsuche war, dessen war sie gewiss. Niemand außer ihrer Familie wusste, warum sie den Gral wollte, nicht einmal Marcus, aber irgendwie begriff dieser Mann, dass sie persönliche Gründe hatte, den heiligen Kelch finden zu wollen.
    Die Antwort blieb ihr erspart, weil ihr Vater Chapel zu sich rief. Der Mann, der weder ein Mister noch ein Priester war, verneigte sich vor ihr und entschuldigte sich ohne einen Anflug von Bedauern. Pru sah ihm nach und fragte sich, was hier gerade passiert war. Ihre Hände waren nicht mehr kalt, und sie blickte auf sie hinab, um sicherzugehen, dass sie nicht zitterten.
    Auf ihrem rechten Handrücken war etwas, das vorher nicht da gewesen war. Stirnrunzelnd hob sie die Hand, um sie sich genauer anzusehen. Zwischen dem zweiten und dem dritten Fingerknöchel war ein dünnes rotes Mal, ungefähr einen Zentimeter lang. Es war ein Kratzer. Behutsam strich sie mit der Fingerspitze darüber. Der Kratzer war frisch, und sie hatte ihn vor der Begegnung mit Chapel nicht gehabt.
    Erschrocken blickte sie auf und sah zu dem goldenen Fremden, der weiter entfernt stand und mit ihrem Vater sprach.
    Gütiger Herr, hatte er sie wirklich gebissen?

     

Kapitel 3
     
    Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, nach Cornwall zu kommen.
    Chapel saß auf der Kante seines unberührten Bettes und starrte durch das Fenster in die schwarze Nacht hinaus. Er konnte nicht länger warten, in diesem Zimmer hocken und den langsamen gleichmäßigen Herzschlägen lauschen, die um ihn herum hallten wie Urwaldtrommeln.
    Der Schoppen Schweineblut, den er abends getrunken hatte, nährte und kräftigte ihn, war jedoch höchst unbefriedigend gewesen - als würde man Rüben essen, während man eigentlich Heißhunger auf Schokolade hat. Vorhin hatte er hinausgehen und dem Menschenduft entfliehen müssen, um wieder klar denken zu können. Doch gerade als er geglaubt hatte, er könnte gefahrlos wieder hinein, war er Prudence Ryland begegnet, die nicht bloß seinen Appetit anregte, sondern außerdem noch andere primitive Gelüste in ihm weckte.
    Ba-dumm. Ba-dumm. Herzen, die in der Dunkelheit klopften. Eines von ihnen gehörte Prudence. Sein eigenes wollte zu gern mitschlagen, doch es war zwecklos. Viel zu lange war es her, seit das Organ in seiner Brust zuletzt so rhythmisch geschlagen hatte.
    Er stand auf, denn die ganze Nacht dazusitzen und den häuslichen Geräuschen zu lauschen, war ihm unerträglich. Nachts blühte er auf, fühlte sich am vitalsten und lebendig. Bis auf seine Hose und sein Hemd hatte er sich bereits entkleidet, doch nun fühlte er sich rastlos und musste etwas von der Energie loswerden, die sich in ihm aufstaute.
    Leise wie eine Katze - ein weiterer Vorzug seines Fluchs - schlich er aus seinem Zimmer und die Treppe hinunter durch das Haus, wobei er sorgsam darauf achtete, nirgends anzustoßen. Das Letzte, was er wollte, war, Mr. Ryland oder diese Tochter von ihm aufzuwecken.
    Der Gedanke an sie ließ ihn innehalten, mitten in der großen Eingangshalle. Ein Streifen silbrigen Mondlichts fiel durch eines der zahlreichen Fenster herein und beleuchtete die Stelle schwach, an der er stand. Prudence. Besonnenheit. Einen weniger passenden Namen für sie hätte man wohl kaum wählen können. Sie duftete ungewöhnlich intensiv nach Sorglosigkeit und Abenteuerlust. Selbst jetzt, Stunden später, konnte er sich daran erinnern, wie sie geduftet hatte, als sie sich vor ihm mit dem Fächer zuwedelte.
    Natürlich hatte er versucht, Abstand zu ihr zu wahren. Ihr wunderschönes Kleid hatte jeden Millimeter ihres Körpers umschmeichelt, von ihren Schultern bis zu ihren Schenkeln, und das auf eine Weise, die zu seiner Zeit als höchst schamlos gegolten hätte. Sie hatte eine phantastische Figur - ein bisschen dünn und dennoch kurvenreich. ihre Haut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher