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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen
Autoren: Katryn Smith
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selbstironisches Lachen. »Klingt ziemlich närrisch, nicht wahr?«
    Ein merkwürdiger Druck legte sich auf Chapels Brust, als er sich zu ihr umdrehte. Sie wirkte verlegen. Wo war seine Verführerin von vorhin?
    »Nein«, antwortete er kopfschüttelnd, »das klingt nicht närrisch. Ich schlafe tagsüber ebenfalls besser.«
    Nun lächelte sie, verhalten zwar, aber sie lächelte. »Etwas an der Dunkelheit macht mich ...«
    »Rastlos?«
    Sie riss die haselnussbraunen Augen weit auf, in denen er etwas erkannte, das unangenehm nach Verletzlichkeit aussah. »Ja.«
    Offenbar wollte sie nicht weiter über das Thema sprechen, und Chapel würde nicht fragen, es sei denn, sie kam von sich aus wieder auf seine Vorliebe für nächtliche Wanderungen zurück.
    Also widmete er sich wieder den Buchrücken, von denen ihn keiner reizte. Ohnehin wollte er sich viel lieber mit seiner köstlichen Gesellschafterin unterhalten.
    »Haben Sie nach etwas Bestimmtem gesucht?«, fragte sie. »Ich kenne fast jedes Buch in dieser Bibliothek und weiß, wo es steht.«
    Daran zweifelt er nicht. »Ich dachte, es wäre klug, mir die Artussagen noch einmal anzusehen. Tintagel ist ja voll davon, nicht wahr?«
    Sie lächelte und entblößte dabei sehr gerade weiße Zähne. »Ist es. Er soll angeblich hier geboren worden sein, wussten Sie das?«
    Er nickte und folgte ihr zu einem Regal auf der anderen Seite des Raumes. Trotz des Abstands, den er zu ihr hielt, betörte ihr Duft ihn. »Ja, ich weiß.«
    Dort nahm sie einen schmalen ledergebundenen Band aus einer Reihe sehr ähnlicher Bücher und reichte ihn ihm. »Deshalb treiben sich hier das ganze Jahr über so viele Gralsliebhaber und Schatzjäger herum.«
    Chapel beäugte sie interessiert und nahm das Buch. »Aber Sie glauben, dass Sie das Versteck tatsächlich gefunden haben?«
    Zwar wandte sie den Blick ab, doch zuvor hatte er darin noch einen Anflug von Begierde gesehen. »Ja.«
    »Ich sagte Ihnen ja bereits, warum ich hier bin, aber Sie sind mir noch eine Erklärung schuldig, weshalb Sie den Gral so unbedingt finden wollen.« Er zeigte mit dem Buch auf sie. »Mir scheinen Sie nicht wie jemand, der nach Ruhm oder Reichtum strebt.«
    Nun sah sie wieder zu ihm und reckte dabei trotzig das Kinn. »Ich strebe nach der Befriedigung, etwas zu entdecken, das niemand je finden konnte.«
    Nein, das war es nicht. Der Gral bedeutete ihr mehr als das. Er fühlte ihr übermächtiges, beinahe schmerzliches Verlangen nach dem Kelch. Um ihretwillen hoffte er, dass es nicht der Blutgral sein mochte, was sich unter dem Schutt ihrer Ruine verbarg. »Ich könnte mir vorstellen, dass es die verstaubten Gelehrten und Priester ziemlich entsetzen würde, sollte eine Frau den Kelch Christi finden.«
    Ihre Augen wurden eine Nuance dunkler und ihre Wangen röter. »Das würde es gewiss - Anwesende natürlich ausgenommen.«
    War das ein Lachen in seiner Brust? Er merkte, wie seine Lippen sich seltsam ungeübt zu einem Lächeln verzogen, als hätten seine Gesichtsmuskeln vergessen, wie sie diesen Ausdruck bildeten. Sie erwiderte sein Lächeln, und auf einmal war Chapel sehr versucht, sich zu ihr zu beugen - es trennten sie lediglich wenige Zentimeter - und seinen Mund nicht an ihren Hals zu legen, um sie zu beißen, sondern auf ihren, um sie zu kosten und zu küssen.
    Erschrocken wich er zurück. »Ich danke Ihnen für das Buch und werde Sie nun wieder Ihren eigenen Zerstreuungen überlassen.«
    Prudence sah ihn mit großen Augen an - wie ein Kind, das in der Nacht nicht allein gelassen werden wollte. »Sie müssen nicht gehen.«
    Ihr offensichtlicher Wunsch nach seiner Gesellschaft schwächte seine Widerstandskräfte, doch er durfte ihn ihr nicht erfüllen.
    »Mit Verlaub, Miss Ryland, es wäre höchst unpassend, würden wir beide hier zusammen ertappt, bedenkt man Ihre gegenwärtige Aufmachung.« Umso unpassender wäre es, würde man sie beide ertappen, wenn er gerade seine Reißzähne tief in ihrem Hals vergraben hatte.
    Wieder umspielte ein leicht mokantes Lächeln ihre Lippen. War sie beleidigt, weil er sie verlassen wollte? »Ich versichere Ihnen, Mr. Chapel, Ihre Tugend ist bei mir vollkommen sicher.«
    Wenn das wahr war, warum wanderten ihre braunen Augen dann immer wieder zum offenen Kragen seines Hemdes?
    »Meine Tugend ist es nicht, die mir Sorge macht.« Und sie schien nicht zu begreifen, wie sehr ihre gefährdet war.
    Sie verschränkte die schmalen Arme vor ihrer seidenbedeckten Brust. Ach bitte Sie, Mr. Chapel,
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