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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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keiner geglaubt. Es war vielleicht fahrlässig von mir, aber der Tod des kleinen Mädchens hatte mir so sehr zugesetzt, dass ich nicht an irgendwelche Folgen dachte. Und dass dieser Sterbliche sich noch immer, nach all der Zeit an mein Gesicht erinnerte, machte mir schwer zu schaffen. Am liebsten wäre ich davongelaufen.
Ein angstvolles, fast hysterisches Lachen drang an meine Ohren. „Das ist zwanzig Jahre her“, flüsterte er. „Du bist … ich … du warst der Vampir!“
„Ich habe mich gut gehalten, hm?“, sagte ich leise.
„Ich dachte damals wirklich, dass ich mir das eingebildet habe. Aber ich habe deine Zähne gesehen!“
„Hmm …“ Mehr wusste ich nicht zu sagen.
„Ich habe deine Zähne gesehen und wie du Sarah aus dem Fluss gezogen hast. Du warst so schnell!“ Seine Stimme wurde immer leiser und er begann seine Brust zu massieren.
„Niemand hat mir geglaubt, weißt du?“ Er schüttelte müde den Kopf und setzte sich zurück aufs Bett. „Du bist der Vampir“, wiederholte er fassungslos. „Ich dachte du bist zurück gekommen, um mich zu töten.“
Toma sah auf und suchte in der Dunkelheit nach mir. Er gab auf und zerwühlte seine Haare erneut. „Warum hast du mich am Leben gelassen? Jetzt, wo du weißt, dass ich es weiß.“
„Ich töte keine Menschen“, murmelte ich.
„Warum nicht? Du trinkst doch auch unser Blut!“ Es klang wie ein Vorwurf und war wohl auch so gemeint.
„Ihr esst Tiere. Wo ist da der Unterschied?“
„Du kannst ein Schwein nicht mit einem Menschen vergleichen.“
„Sie sind ebenso intelligent und haben das Recht auf Leben. Jedes Lebewesen auf diesen Planeten hat das Recht auf sein Leben!“
„Ja! Die Menschen auch. Trotzdem tötet ihr uns.“
„Hüte deine Zunge, Mensch!“, bemerkte ich ruhiger als ich war, denn ich hasste den direkten Vergleich mit anderen Vampiren wie die Pest.
„Für euch sind wir doch nur ein wertloser Brocken Fleisch, an dem ihr nach Lust und Laune herum nagen könnt.“
Eben noch zogen mich die Erinnerungen an damals in einen depressiven Strudel, im nächsten Augenblick funkelte ich den Sterblichen fuchsteufelswild an. „Du hast keinen blassen Schimmer wovon du da redest!“, schnappte ich aufgebracht.
„Ach nein?“ Toma war aufgesprungen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Die Situation kippte. „Ich habe genug von euch beobachtet. Wie Tiere lauert ihr den Menschen auf und schleift sie in dunkle Gassen, labt euch an ihrem Blut. Ihr treibt euch nachts in den Clubs rum und schleppt betrunkene Mädchen in irgendwelche Häuser, um euch an ihnen zu vergreifen. Das ist das Einzige, das ihr könnt! Ihr verführt sie und blutet die Menschen aus und es macht euch Spaß! Ein Wunder, dass die Bevölkerung noch nicht ausgestorben ist, so wie ihr euch nachts aufführt.“
Nun wusste ich, dass meine Erinnerungslöschung überhaupt keinen Unterschied gemacht hätte. Der Typ schien mehr über meine Rasse zu wissen, als ihm gut tat. Dass er herumspazierte und Vampire bei der Nahrungsaufnahme beobachtete, konnte tödlich für ihn enden. Ich würde ihn beim
FBHS
    melden müssen.
Ich wandte mich kommentarlos zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit, um etwas künstliches, warmes Licht ins Zimmer zu lassen.
„In der Tüte sind Klamotten für dich“, erklärte ich, dann ließ ich ihn allein.

Stumm inspizierte ich mein Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken.
Das Funkeln in meinen Augen war verblasst. Ich starrte mich an, die grünen, stumpfen Augen starr auf mich gerichtet und drückte die Stirn an das kühlende Glas. Die Stupsnase, die ich als Sterbliche immer gehasst hatte, weil sie so untypisch für meine Familie gewesen war und mir das Gefühl gab, anders zu sein, drückte ich platt gegen die Scheibe. Ich fletschte die schneeweißen, gerade Zähne und streckte die Zunge raus.
Früher, als ich noch ein unschuldiges Mädchen war, hatte ich im Bach hinter unserer Hütte immer meine schimmernden grünen Augen bewundert. Ich war stolz auf sie gewesen und fand sie auch jetzt sehr schön.
Ich hatte wirklich Glück gehabt mit diesem Gesicht, das ich dem Gift eines Vampirs zu verdanken hatte. Es hatte die schrecklichen Pusteln verschwinden lassen, das verkrüppelte linke Ohr, die Narben an Hals, Oberkörper und Hüfte. Auch mein Arm war wieder so beweglich wie vor dem Angriff des Bären, der damals in unser Dorf eingefallen war und mordlüstern gewütet hatte. Doch was hatte ich dafür aufgeben müssen?
„Mum“, seufzte ich und malte ihren Namen
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