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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte
Autoren: Hans Dominik
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kann nur wiederholen, was ich sage, Alfonso. Ich verstehe diesen Haß nicht.«
    »Fehlt nur noch, daß du als ihr Ritter in der Gerichtsverhandlung auftrittst! Dann wäre ja das Schauspiel fertig. Du, der Mann, dem dieser Verbrecher die Braut geraubt, nun der Verteidiger seiner Schwester! Daß die Angehörigen dieses Wildrake hinter unserem Rücken konspiriert haben, steht fest. Der Prozeß wird es an den Tag bringen, verlaß dich darauf! Dann wirst du vielleicht anders denken. Für heute lebe wohl, Oswald!«
    »Lebe wohl, Alfonso!«
    Sie schieden ohne Händedruck.
    *
    »Die Brasilianer werden Gesichter machen, wenn sie das Nest leer finden!« sprach Alvarez leise lachend. Ein Griff Wildrakes riß ihn zurück. Auch die beiden anderen, die ihnen folgten, blieben stehen. Aus dem Schatten einer langen Badebaracke hervorgetreten, hatte Wildrake auf der freien Rasenfläche zur Linken plötzlich vier Flugzeuge entdeckt.
    »Wir müssen einen Umweg machen, um zu unserem Scheiterhaufen zu kommen. Möglich, daß ein Teil der Besatzung in den Flugzeugen geblieben ist. Jedenfalls ist größte Vorsicht geboten.«
    Jede Deckung benutzend, umschlichen die vier Schicksalsgenossen die brasilianischen Flugzeuge. Am Fuß der Nordhöhle hielt Wildrake an.
    »Was ist das? Man müßte doch in dem hellen Mondlicht den Scheiterhaufen sehen. Er ist weggeräumt! Verrat! Ein Spion! Keinen Schritt weiter!«
    »Verrat? Spione?« stieß Barradas zwischen den Zähnen hervor.
    Die beiden anderen starrten wie hilfesuchend auf Wildrake. Der lächelte.
    »Ich halte uns noch nicht für verloren. Sehr rasch freilich muß gehandelt werden! Auf Sekunden kommt’s an! Dort hinten die vier brasilianischen Flugschiffe - wir müssen sie kapern, auf ihnen entfliehen. Jeder von uns kann ein Flugzeug führen.«
    »Aber die Besatzung?«
    Statt einer Antwort zog Wildrake den Revolver aus der Tasche. »Wir müssen sie überraschend angreifen und unschädlich machen. Kein anderer Weg! Auf jeden Fall müssen wir versuchen, uns aller vier Flugzeuge zu bemächtigen, sonst hätten wir die Verfolger sofort auf den Fersen. Doch zunächst zurück zu der Badebaracke!«
    In schnellem Lauf bewegten sich die vier den Weg zurück. Im Schatten der Baracke angelangt, deutete Wildrake auf die vier Schiffe, die in einer Front vor ihnen lagen, stellte die drei Gefährten nebeneinander auf.
    »Alvarez das erste! Calleja das zweite! Barradas das dritte, ich das vierte. Wir werden uns langsam auf die Maschinen zu bewegen, bis wir angerufen werden. Vielleicht, daß man uns erst spät bemerkt. Dann in schnellem Lauf drauf zu! Und jeder an sein Geschäft! Unser Ziel: die britischen Antillen. Alles Weitere wird sich finden.«
    Kaum hundert Schritt mochten sie zurückgelegt haben, als aus dem dritten Flugschiff ein Anruf erscholl. Gleichzeitig wurde die Tür der Kabine geöffnet. Ein Matrose trat heraus, machte seine Waffe fertig.
    »Drauf!« schrie Barradas und eilte mit Riesensprüngen auf die Maschine zu.
    Ein dumpfer Schlag! Der Matrose lag am Boden. Dröhnendes Brummen des Motors, den Barradas angelassen hatte. Auch die drei anderen waren eiligen Laufes auf ihr Ziel losgestürmt und erreichten fast gleichzeitig ihre Flugzeuge.
    Sie verließen die Insel und flogen der aufgehenden Sonne entgegen.
    *
    »Vielleicht war’s unsere letzte Fahrt, Kapitän Droste!« Der Erste Offizier sprach es zu dem Führer des Luftriesen DK 920.
    »Wahrscheinlich, Johnson!« antwortete er. »Es ist gut, daß das Morden da drüben jetzt aufhört. Bedaure nur, daß unsere Flüge von England nach Venezuela nun auch ein Ende nehmen werden. War doch alles in allem eine herrliche Zeit, wenn’s auch manchmal hart am Tode vorbeiging.«
    »Nicht zu vergessen: auch ein schönes Geschäft, Kapitän! Ob der brave Kahn wohl wieder nach Bremen zurückgeht? Oder werden Truxton & Co. ihn fest übernehmen?«
    Droste zuckte die Achseln. »Ich werde jedenfalls das Kommando niederlegen, sobald wir in England sind.«
    Kapitän Droste wollte eben die Kabine verlassen, da schrillte das Telefon.
    »Flugzeuge Backbord in Sicht!«
    Er trat in den Laufgang, sah durch die Fenster nach Backbord. »Was ist das, Johnson?« rief er dem nachkommenden Offizier zu. »Ein Kampf zwischen brasilianischen und venezolanischen Fliegern? Es ist doch Waffenstillstand!«
    »Nein! Kein venezolanischer Flieger dabei!« Johnson spähte durchs Fernglas. »Die Abzeichen sind ungefähr zu erkennen. Scheinen alles Brasilianer zu sein.«
    »Unmöglich,
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