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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia
Autoren: Berte Bratt
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Couch, Muttel! So – ja, das ist recht – ich deck dich zu, und dann brate ich die Schnitzel – doch, doch, die werden schon zu essen sein, keine Bange… und hier sind deine Briefe – die kannst du inzwischen lesen…“
    „Du tüchtiges Mädchen“, sagte die Mutter; sie weigerte sich nicht und legte sich einen Augenblick lang. Ihr Körper tat ihr weh, und die Füße waren geschwollen. Sie hatte den ganzen Tag nicht einen Augenblick verschnaufen können. Nein, wenn man hinter dem Ladentisch eines großen Warenhauses stand, dann merkte man wahrlich nichts von den freundlichen Seiten des ‘weihnachtsfestes. Weihnachten und der Dezembermonat bedeuteten nur vermehrte Arbeit, und für Weihnachtsvorbereitungen blieb nicht die geringste Zeit übrig.
    Sie seufzte wieder und öffnete ihre Post. Und dann huschte ein glückliches kleines Lächeln über ihr Gesicht.
    „Claudia, denk dir, Tante Helga kommt im Januar!“ Claudia stellte das Tablett mit den Schnitzeln und der Kartoffelschüssel auf den Tisch.
    „Wie himmlisch, Mutti! Darauf freue ich mich wahnsinnig.“
    „Und ich erst, was denkst du? Ich habe meine einzige Schwester zwei ganze Jahre nicht gesehen!“
    „Wenn Tante Helga doch Karin und den Kleinen mitbrächte.“
    „Wie stellst du dir das vor? Karin kann doch nicht einfach aus der Schule wegbleiben, um zu einem Geburtstag ins Ausland zu fahren! Und die Reise ist schon für Tante Helga allein kostspielig genug, sollte ich meinen!“
    „Wer paßt auf den Kleinen auf, während sie weg ist?“
    „Seine Großmutter natürlich. Genauso wie Großmama auf dich aufpaßte in dem Jahr, als sie bei uns war.“
    Claudia nickte. Das war, ehe sie in die Schule kam. Für die Krippe und den Kindergarten war sie zu groß geworden, und Mutter hatte sich keinen Rat gewußt. So hatte Großmama sich denn kurzerhand entschlossen und war für ein Jahr zu ihnen gekommen.
    „Ach, wenn wir doch Großmamas siebzigsten Geburtstag auch mitfeiern könnten!“ seufzte sie.
     
     

     
     
    „Nun, wer weiß, vielleicht können wir das“, lächelte die Mutter. „Kannst du denn frei bekommen? Und ich?“
    „ Du könntest es schon, ich habe nicht gerade den Eindruck, du seiest so schlecht in der Schule, daß du nicht einen Tag frei bekommen könntest“, sagte die Mutter. „Aber ich kann nicht. Ich kann dir nun aber verraten, Großmama hat sich entschlossen, den Geburtstag an einem Sonntag zu feiern, eben weil sie so gern möchte, daß wir beide dabei sind. Und zwar am Sonntag, am zehnten Januar. Da können wir dann am Tag vorher, am neunten nachmittags reisen, kommen abends an und fahren Sonntag nachmittag wieder zurück. Ja, anstrengend wird es sein, und wir müssen versuchen, im Zug zu schlafen, denn es wird vom Schlaf nicht viel die Rede sein können in der Nacht – da müßten wir schon in kleinen Portionen schlafen bei dreimal umsteigen…“
    „Wenn du es schaffst, dann schaffe ich es auch“, sagte Claudia zuversichtlich. „Und es kommt doch nur einmal vor, daß eine Großmutter siebzig wird…“
    Erst am späten Abend kam Claudia dazu, weiter von dem schulfreien Tag am Montag zu erzählen und von dem reizenden Fräulein Röder, der Klassenlehrerin, die den freien Tag dazu benutzen wollte, mit den Mädels einen Ausflug zu machen. Kein Wunder, daß die ganze Klasse für sie schwärmte! Sie hatten sie von ihrem ersten Schultag an als Klassenlehrerin gehabt. Eine solche Lehrerin gab es in der ganzen Welt nicht noch einmal, davon waren sie überzeugt.
    „Gott sei Dank, daß du dann endlich mal an die frische Luft hinauskommst“, sagte Mutti.
    „Es wäre gut, wenn du selber auch mal an die frische Luft kämst“, sagte Claudia.
    „Ich teile dieses Schicksal mit Millionen von Frauen, mein Kind“, sagte Mutti. „Ich bin froh, daß ich gesund und arbeitsfähig bin und für uns sorgen kann! Und daß ich eine so große, tüchtige Tochter habe, die aufwäscht und kocht und einholen geht! Aber da wir gerade davon reden – wir wollen schnell die Küche machen, Claudia, wir dürfen doch unsere Pflicht nicht versäumen!“

Ein unerwarteter Gast
     
     
    Claudia war beinah in Feststimmung, als sie am nächsten Tag aus der Schule kam.
    Es war ein Samstag, und da kam Mutti früh nach Hause. Und immer hatte sie dann etwas Gutes in der Tasche mit, und sie hatten einen langen und gemütlichen Nachmittag und Abend vor sich. Vielleicht gingen sie ins Kino, oder vielleicht gab es im Rundfunk etwas besonders Unterhaltsames. Mutti
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