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Unser Vertrag

Unser Vertrag

Titel: Unser Vertrag
Autoren: Lisa Renee Jones
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Müsli. Ich habe gerade nach einem katastrophalen Gespräch mit Josh aufgelegt, und mir ist speiübel. Da nichts anderes funktioniert hat, habe ich ihm gesagt, dass ich mich mit jemand anderem treffe und ihn nicht mehr sehen könne. Er hat gefragt, wer es sei, und ist dann ziemlich ausfallend geworden, als ich nicht antworten wollte. Es hat mich entsetzt, wie er mit mir gesprochen hat; was er gesagt hat, war einfach unglaublich. Er war vollkommen verändert, gar nicht mehr der nette junge Mann, von dem ich befürchtet hatte, dass ich mich in ihn verlieben würde. Sein Zorn war regelrecht bösartig. Er hat mir Angst gemacht, und ich bekomme nicht so schnell Angst. Wirklich, es war ein mieser Tag. Ich kann es gar nicht erwarten, dass er vorübergeht.
    Donnerstag, 24. Februar 2011
    Bevor ich zur Arbeit ging, habe ich in dem Café Station gemacht. Chris war dort. Er saß an einem Tisch und zeichnete. Ich sehe ihn dort mehrmals die Woche, aber ich bekomme immer noch jedes Mal einen Adrenalinschub. Er ist einfach so verdammt talentiert und cool.
    Ich stand in der Schlange, und mein Blick wanderte unwillkürlich zu Chris hinüber. Ich beobachtete ihn. Es ist ein Geschenk, einen Künstler in seine Arbeit versunken zu sehen. Sein Kopf war gesenkt, das lange blonde Haar lag auf seinem Kragen, und aus seinem Gesichtsausdruck sprach tiefe Konzentration. Ich hätte ihn ewig anschauen und den kreativen Prozess beobachten können. Ich bemerkte nicht einmal, dass ich die Nächste in der Schlange war, bis Ava scherzte, dass sie sich oft selbst vergäße, wenn sie ihn betrachtete. Das kann ich mir vorstellen.
    Ich verließ das Café, aber ich glaube nicht, dass Chris mich auch nur bemerkt hat. Ich war unsichtbar für ihn. Oder nein – dafür ist er viel zu aufmerksam. Sicher weiß er, wann ich hereingekommen und wann ich gegangen bin. Er wollte lediglich kein Gespräch und keine Ablenkung. Ich nehme an, es liegt daran, dass er in einer kreativen Phase war, denn wenn er in die Galerie kommt, ist er immer sehr freundlich. Aber er ist schwierig zu durchschauen, und ich habe nicht erwartet, dass er Notiz von mir nimmt. Das tue ich niemals. Aber … aus irgendeinem Grund hat es mich heute gestört.
    Abends …
    Es waren kaum Kunden in der Galerie, daher musste ich Kaltakquise machen und versuchen, Leute in den Laden zu bekommen. Mary war damit beschäftigt, Vorbereitungen für eine geschlossene Veranstaltung zu treffen, die morgen Abend stattfindet. Sie war nicht besonders glücklich darüber, dass ich ihr nicht half. Ich glaube, dass solche Veranstaltungen sie mehr motivieren als die Kunst. Und es ist nicht so, als wollte ich nicht helfen. Ich will nur einfach meine Zeit klug nutzen. Ein Zehntausend-Dollar-Event zu organisieren, bei dem wir nur fünftausend netto verdienen, kommt nicht an den Verkauf eines einzigen teuren Kunstwerks heran. Also wurde ich heute von einem berühmten Künstler ignoriert, Mary war wütend auf mich, und Josh hat mir eine Scheißangst gemacht. Und jetzt starre ich auf den Vertrag. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass heute ein geeigneter Abend ist, um meinen Meister in spe anzurufen und ihm zu sagen, dass ich ihm nicht erlauben kann, mich zu fesseln, seine verruchten Vorstellungen mit mir auszuleben und mir seinen Willen aufzuzwingen, ganz gleich, wie verlockend das im Moment klingt. Ich bin mir nicht sicher, was das über mich aussagt – dass ich gefesselt und ihm ausgeliefert sein will, an einem Abend, an dem ich mich schwach fühle. Vielleicht ist es das, was er meinte. Dass ich einen sicheren Raum brauche, in dem ich einfach loslassen kann. Das Problem ist, dass der Vertrag ungeeignet ist, um mir einen solchen Raum zu schaffen.
    Und in diesem Sinne werde ich den Tag auf die einzige Art beenden, die mir einfällt. Ich werde eine ganze Tüte Kartoffelchips essen, zusätzlich zum Müsli. Beides werde ich morgen bereuen, aber zumindest habe ich immer noch die Kontrolle über mich.
    Freitag, 25. Februar 2011
    Mittags …
    Mark hat mich heute Morgen in sein Büro gerufen, bevor ich zu einer privaten Besichtigung in Riccos Galerie aufgebrochen bin. Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde, also wappnete ich mich gegen den Schock seiner Ausstrahlung, der unweigerlich kommt, wenn ich mit ihm allein bin. Er dominiert dich, wenn du in den Raum trittst. Er dominiert dich, wenn er in einen Raum tritt. Und obwohl ich nicht immun gegen diesen Schock bin, habe ich mich oft herausgefordert gefühlt zu
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