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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia
Autoren: P Henry
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zufrieden sein. Der Buchclub will das Geschäft so schnell wie möglich erwerben.«
    Riley beendete das Gespräch, stand auf und ging zu Ethel hinüber. »Ich bin bald wieder zurück, okay?«
    Ethel nickte. Riley verließ den Laden durch die Hintertür, schnappte sich auf der Veranda eine von Braydens Angeln und schlug die Fliegengittertür hinter sich zu. Als sie am Ende vom Pearson's Pier ankam, konnte sie sich an den fünfzehnminütigen Weg dorthin nicht mehr erinnern. Sie schwatzte einem Angler, der neben ihr stand, ein paar Köder ab. Barfuß stand sie auf dem Steg, die hochgekrempelten Jeans waren staubbedeckt, weil sie auf dem Fußboden gesessen hatte, und das Logo des Driftwood Cottage Bookstore auf ihrem T-Shirt war schmutzig.
    Ihre Angelrute wippte mit dem Ebbstrom auf und nieder, und Riley holte tief Luft, so als hätte sie seit Tagen, Monaten, Jahren den Atem angehalten.
    Vor ihrem inneren Auge lief die Zeit in unscharfen Bildern rückwärts, bis Riley sich daran erinnerte, wie sie das letzte Mal mit ihrem Vater hier geangelt hatte: Es war am letzten Tag der Sommerferien gewesen, bevor sie zum College abgereist war, vor dem Abend des Strandfeuers.
    Empfanden alle das Leben so? Belanglose Ereignisse, die alltäglichen Momente, bestimmen den Tag, das ganze Jahr - bis eine winzige Entscheidung plötzlich den gesamten Lebensweg verändert.
    Etwas zog an der Angel, und Riley riss sie mit einer instinktiven Bewegung zurück. Sie hielt die Rute mit der linken Hand fest und drehte mit der rechten die Rolle. Während sie ihren Fang auf den Steg zog, spürte Riley, wie etwas in ihr leichter wurde, als käme ein Teil von ihr, der sich irgendwo in der Tiefe versteckt hatte, jetzt wieder an die Oberfläche.
    Die Schuppen des Rotbarsches schimmerten in der Sonne. Der Mann, der ihr von seinen Ködern abgegeben hatte, zog bewundernd die Baseballkappe. »Bestimmt war das der gute Köder«, sagte er.
    »Nein, das waren bestimmt meine Angelkünste«, entgegnete Riley lächelnd. Sie bückte sich, zog mit einem Ruck den Haken aus dem Maul des Fisches und hielt ihn an den Kiemen hoch. »Wollen Sie ihn haben? Ich kann ihn heute Abend nicht zubereiten.«
    Der Angler schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Ich bin bloß hier, um den Frieden und die Ruhe zu genießen.«
    »Ich auch.« Riley warf den Fisch wieder ins Wasser und beobachtete, wie er wegtauchte. Dann klemmte sie sich die Angel unter den Arm, bedankte sich bei dem Unbekannten und ging über den Steg zurück. Am Strand setzte sie sich auf eine eiserne Bank. Das Gittermuster prägte sich in ihre Beine ein, und schließlich stand sie auf und spazierte zum Driftwood Cottage zurück. Im Faxgerät würde ein Kaufangebot auf sie warten.

Einunddreißig
    Riley
    Schon zwei Tage später hatte die Notarin alle notwendigen Unterlagen beisammen, und jetzt sollte sie jeden Augenblick im Buchladen eintreffen. Von Kartons umgeben wartete Riley im Büro. Sie blätterte die Zeitung durch, bis sie Lodges letzten Artikel über die Buchhandlung fand. Er hatte all das Gute aufgezählt, das der Driftwood Cottage Bookstore bewirkt hatte: die Verbindungen, die er geknüpft, und die Anfänge, die er gefördert hatte. Lodge hatte über Mrs Harper berichtet, die jetzt auf Reisen ging - sie hatte mit ihrer besten Freundin zusammen eine Italienreise geplant. Er hatte geschrieben, dass Brooks nach Nashville gezogen war, um aktiv an ihrer musikalischen Karriere zu arbeiten. Mrs Lithgow arbeitete jetzt in ihren lichten Momenten mit Adalee zusammen an einem Bericht über das Leben in Palmetto Beach in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Sogar über Kitsy Sheffields Krebs hatte Lodge berichtet und dass sie mit Adalee nach Texas aufgebrochen war.
    Riley legte die Zeitung hin. Diesen Artikel würde sie für die letzte Seite des Albums über das Driftwood Cottage aufheben. Denn auch wenn die Geschichte des Buchladens vorbei war, ihre eigene Geschichte ging weiter. Das sagte sie sich immer wieder. Sie würde eine neue Lebensform finden, die nicht von der Vergangenheit abhängig war. Die Ärzte hatten den Tumor ihrer Mutter erfolgreich entfernt und keine Metastasen gefunden. Mama und Adalee wollten nächste Woche nach Hause zurückkehren.
    Das Hüsteln der Notarin ließ Riley von ihrem Schreibtisch aufblicken. Die Frau schaute Riley durch ihre Zweistärkenbrille an, ihr Pony fiel nach vorn. »Sind Sie bereit?«
    Riley nickte.
    »Es ist alles in Ordnung. Sie haben einen wunderbaren Kaufvertrag
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