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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia
Autoren: P Henry
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ich weiß nicht, wo ich wohnen soll, ob Mama wieder gesund wird und welche Rolle Braydens Großeltern in unserem Leben spielen werden. Ich meine, vielleicht habe ich mich nach dem Gefühl gesehnt, das Mack in mir ausgelöst hat - und nicht nach ihm.«
    »Oder vielleicht hast du dich doch nach ihm gesehnt. Warum gestehst du dir diese Möglichkeit nicht zu?«
    »Die Beziehung, die wir als Kinder hatten, ist endgültig vorbei. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, was passiert ist. Das ist ja nicht so, als würde man ein Buch schreiben und das Ende einfach noch mal umdichten, damit ein Happy End draus wird.«
    »Das kannst du erst wissen, wenn du es versucht hast. Riskier doch mal was, Schwesterherz! So wie früher.«
    Riley schaute auf Maisy herunter. »So wie früher?«
    »Ja. Damals hattest du nie Angst, vor gar nichts.«
    »Die Dinge verändern sich.«
    »Aber die innere Riley nicht. Nein, die verändert sich nie.«
    »Freut mich, dass zumindest du das glaubst.« Riley wandte sich ab. »Jedenfalls hoffe ich, dass es Mama heute Abend gut geht so ganz allein.«
    Maisy ließ sich darauf ein, dass Riley das Thema wechselte. »Doch, bestimmt. Harriet ist ja bei ihr.« Sie holte tief Luft. »Was glaubst du, wann sie uns von ... ihrem Krebs erzählt? Ich kann das Wort kaum aussprechen.«
    Riley zuckte die Achseln. »Wir dürfen sie nicht drängen.«
    »Ich kehre erst nach Laguna Beach zurück, wenn sie es uns erzählt hat.« Maisy stand auf und beugte sich über das Geländer. Mehr zum Ozean als zu ihrer Schwester gewandt, erklärte sie: »Ich lasse nie wieder zu, dass die Vergangenheit meine Gegenwart zerstört. Das Jetzt ist alles, was wir haben. Das hier ...« Mit beiden Händen deutete sie auf den Strand. »Geh du nur ins Bett, Riley! Ich bleibe einfach hier stehen und gucke in die Sterne und überlege mir, was ich mit diesem einzigen Leben, das ich habe, anfangen will.«
    Riley nahm Maisy in die Arme. »Ich muss wirklich mal nach Brayden sehen.«
    Maisy nickte.
    Riley stieg die Wendeltreppe in die Wohnung hinunter.
    Maisy spürte, wie bei jedem von Rileys Schritten der Boden bebte. Während sie auf das Meer hinausschaute, verschwand ihre innere Leere allmählich. Vielleicht würde es lange dauern, möglicherweise sogar ein Leben lang, dieses schwarze Loch wieder ganz zu füllen. Trotzdem würde sie es nie wieder mit Lügen, Fantasien oder Ausreden stopfen.
    Am späten Abend fuhr Maisy in ihr Elternhaus zurück. Adalee auf dem Beifahrersitz redete wie ein Wasserfall: Die letzte Woche habe ihr so viel Spaß gemacht. Wieder zu studieren würde grässlich sein. Maisy lachte. »Bist du eigentlich noch dieselbe, die neulich gesagt hat, wir würden ihr Leben zerstören, weil sie hier helfen soll?«
    »Hm ... Ich glaube, das waren deine Worte.« Adalee lehnte den Kopf zurück und richtete sich dann wieder auf. »Wer ist denn das?«
    »Wen meinst du?« Maisy parkte in der Einfahrt, dann sah sie, wen Adalee meinte: Auf der Treppe zur hinteren Veranda saß eine Frau. Sie hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in die Hände gelegt. Um sie herum lagen drei Koffer.
    »Lucy!«, wisperte Maisy.
    Adalee öffnete die Beifahrertür. »Und was macht die hier?«
    Maisy rannte zu ihrer alten Freundin und schloss sie in die Arme. »Was ist passiert?«
    Lucys Stimme bebte. »Du hattest recht. Es tut mir so leid, dass ich so schreckliche Dinge zu dir gesagt habe. Ich bin -«
    »Lass nur! Du brauchst dich wirklich für nichts zu entschuldigen.«
    »Er hat ... Maisy, er hat wirklich eine Affäre, aber er sagt, ›dieses Mal‹ ist er in die Frau verliebt. Ja, er hat wirklich ›dieses Mal‹ gesagt. Ich bin ja so was von blöd! Ich habe auf Kinder gewartet, habe ihn umsorgt ... Ich habe meine Liebe vergeudet.«
    Maisy hielt die Freundin in den Armen und wartete, bis ihre Tränen versiegt waren. Dann fragte sie: »Wie kann ich dir helfen?«
    »Nimm mich mit nach Kalifornien!«
    »Weißt du, ich habe eine bessere Idee - lass uns doch beide hierbleiben.«
    »Du willst nicht nach Kalifornien zurück?«
    »Jedenfalls vorläufig nicht.«
    Lucy lächelte. »Wirklich nicht?«
    »Wir überlegen uns das gemeinsam, Lucy. Wir laufen nicht weg ...«
    »Schön.« Lucy wischte sich das Gesicht ab. »Ich verspreche, dass ich dir nicht zur Last falle. Weißt du, du hast neulich was Wichtiges gesagt. Als du mich über Tucker aufgeklärt hast, hast du gesagt, du hättest immer versucht, die Leere in dir selbst mit etwas von
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