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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig!
Autoren: Christiane Heggan
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Penny.
    Julia verzog das Gesicht. “Meine beiden einzigen Gäste reisen nächste Woche ab, und wenn ich die freien Zimmer nicht schnell neu belege, muss ich wieder an meine Ersparnisse gehen.”
    Ersparnisse, die zu ihrem Unglück jeden Tag geringer wurden. Anfangs hatten die 250.000 Dollar, die sie im Rahmen der Scheidungsvereinbarung erhalten hatte, wie eine gewaltige Summe ausgesehen, doch die “Hacienda” hatte fast jeden Cent verschlungen.
    “Das liegt an dieser verdammten Ferienanlage.” Zwar konnte man “Cliffside” vom Hof des Gasthauses nicht sehen, dennoch warf Penny einen wütenden Blick in Richtung der Hügel, hinter denen die feudale, neue Anlage lag. “Du kannst werben, wo du willst. 'Cliffside' ist immer da, wirbt noch größer und schwärmt von seinem 4-Sterne-Restaurant, der Sauna, vom tadellosen Service.” Sie schnaufte aufgebracht. “Die machen mich rasend.”
    “Ach, ein wenig Wettbewerb macht mir nichts aus”, erwiderte Julia, während sie weiter Erde in den Topf füllte. “Mir machen diese lächerlich niedrigen Einführungsangebote Sorgen.”
    “Die können sie aber bestimmt nicht lange durchhalten.”
    Julia nahm eine rosafarbene Begonie und drückte sie in die Erde. “Die Frage ist, ob ich sie durchhalte.”
    “Ist es so schlimm?” Als Julia nickte, hockte sich Penny neben sie und reichte ihr die nächste Pflanze. “Hör mal”, sagte sie nach kurzem Zögern. “Ich habe nur deshalb nichts gesagt, weil ich weiß, dass du mir Vorwürfe machen würdest. Aber Frank und ich haben uns vor ein paar Tagen darüber unterhalten, und wenn du ein Darlehen brauchst, bis sich alles stabilisiert hat, dann … na ja, wir haben etwas zurückgelegt und würden uns wirklich freuen, wenn wir es dir leihen könnten.”
    Von dem großzügigen Angebot gerührt, umarmte Julia ihre Freundin. Penny hatte schon vor einiger Zeit von einem Darlehen gesprochen, doch sie war stur geblieben. Die “Hacienda” zu kaufen, war ihre Idee und ihr Traum gewesen, und damit waren jegliche Probleme auch ganz alleine ihre eigene Sache.
    “Danke”, sagte sie und hoffte, dass ihre Weigerung Pennys Gefühle nicht zu sehr verletzen würde. “Das ist wirklich sehr lieb von dir, und ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen, aber mit einem weiteren Darlehen würde ich mich nur noch tiefer hineinreiten.”
    “Du müsstest es nicht so schnell zurückzahlen.”
    “Ich weiß.” Julia lächelte sie bedauernd an. “Ich kann es trotzdem nicht annehmen.”
    Penny seufzte enttäuscht. “Na gut, ich werde es nicht wieder ansprechen. Aber du sollst wenigstens wissen, dass das Geld da ist, wenn du es brauchst. Okay?”
    “Okay.”
    Penny drückte leicht Julias Schulter. “Du schaffst das schon. Frank meint, du bist viel zu stur, als dass es ein Fehlschlag werden könnte.” Sie sah auf ihre Uhr. “Wo ich gerade von meinem Traummann rede – ich muss los. Er arbeitet diese Woche von acht bis vier, und ich will noch in etwas Sündiges schlüpfen, bevor er nach Hause kommt.”
    Julia verdrehte die Augen. “Du bist unverbesserlich.”
    “Ich weiß”, sagte Penny.
    Arm in Arm gingen die beiden Frauen zu Pennys Mazda. “Danke für das Geburtstagsgeschenk.” Julia warf einen Blick über die Schulter, um den jetzt förmlich überquellenden Blumentopf zu bewundern. “Das war genau das, was in der Ecke noch fehlte. Da tut es nicht ganz so weh, dass ich vierunddreißig geworden bin.”
    “Gut.” Penny schlug die Kofferraumhaube zu. “Vergiss nicht – Dinner
chez moi
am Sonntag.”
    “Andrew sorgt dafür, dass ich es nicht vergesse. Kann ich irgendetwas mitbringen?”
    Penny warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. “Vielleicht deine Linzer Torte? Die mag Frank ganz besonders.”
    Julia lachte. “Dann bringe ich Linzer Torte mit.”
    Sie lehnte sich gegen den plätschernden Springbrunnen in der Mitte des Hofs und winkte Penny nach, während sie ihren Wagen über den Kiesweg lenkte. Nachdem sie außer Sichtweite war, ging Julia zum Briefkasten am Straßenrand, um die Post zu holen. Dann kehrte sie zum Gasthaus zurück und bewunderte so wie jeden Tag dessen vollkommene Schönheit.
    Obwohl man in Monterey nie weit vom Meer entfernt war, waren es die Nähe zum Ozean und der atemberaubende Ausblick auf die Bucht gewesen, die sie zuerst auf das dreistöckige Gebäude im spanischen Kolonialstil an der Via del Rey aufmerksam hatte werden lassen.
    Das Bauwerk an sich war zwar intakt gewesen, hatte sich aber in einem
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