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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig!
Autoren: Christiane Heggan
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schrecklich heruntergekommenen Zustand befunden. Doch für Julia, die am College einen kaufmännischen Abschluss gemacht und immer davon geträumt hatte, ein Gasthaus zu betreiben, war das Potenzial sofort erkennbar gewesen.
    Als sie dann herausgefunden hatte, dass der Eigentümer das Anwesen für gerade einmal 225.000 Dollar verkaufen wollte, hatte sie einen Teil ihrer Scheidungsabfindung genommen, um es zu erwerben, und mit einer Hypothek hatte sie die Instandsetzung finanziert.
    Drei Monate später war aus dem ziemlich zerfallenen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ein beeindruckendes Gasthaus mit fünf Schlafzimmern geworden, ein Gebäude mit einem mit roten Ziegeln gedeckten Dach, Bögen und Balkonen, die die Schönheit und die einzigartige Geschichte von Monterey widerspiegelten.
    Das Erdgeschoss, das aus der Küche, zwei Schlafzimmern und einem Badezimmer bestand, hatte sie für sich und Andrew genommen, wobei sie der Küche besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, da sie und ihr Sohn dort die meiste Zeit verbrachten. Sie hatte keine Kosten gescheut und eine hochmoderne Küche einbauen lassen, dazu ein runder Eichentisch mit sechs passenden Stühlen und einem Regal, in dem sie ihre antiken spanischen Teller aufgestellt hatte. Die Kochinsel, über der eine beeindruckende Sammlung verschiedenster Kupferkessel hing, bildete den Mittelpunkt des Raums. In einer Ecke nahe den großen Fensterbögen war mit zwei hellbeigen Sesseln, einem kleinen Tisch und dem Fernseher ihr bescheidener Wohnbereich.
    Als sie ins Haus zurückgekehrt war, ging Julia zum Küchenfenster und öffnete es, um die frische Mailuft ins Zimmer zu lassen. Auf halber Strecke den Hügel hinab markierte ein Pfahl die Stelle, an der sie einen Jacuzzi bauen lassen wollte. Doch damit würde sie so lange warten müssen, bis sich ihre finanzielle Situation besserte, was hoffentlich schon bald der Fall sein würde.
    “Du siehst hübsch aus, wenn du tagträumst.”
    Als Julia die vertraute Stimme hörte, machte sie einen Satz. Obwohl so viele Monate verstrichen waren, seit sie Paul verlassen hatte, fühlte sie sich in seiner Gegenwart nicht wirklich sicher. Sie sagte sich, dass sie nichts zu befürchten hatte, und drehte sich um.
    Sein braunes Haar war perfekt gekämmt, er lächelte charmant, und sein Jackett hatte er lässig über die Schulter gelegt. Er sah exakt so aus wie das Image, das er in den letzten zwölf Jahren präsentiert hatte – das eines charismatischen, freundlichen und fürsorglichen Politikers.
    Julia hatte eine andere Seite an ihm kennen gelernt.
    “Du hättest klingeln können”, sagte sie mit mehr Mut, als sie eigentlich verspürte.
    Er warf seine Jacke über einen Stuhl. “Ich dachte, die 'Hacienda' würde eine Politik der offenen Tür betreiben.”
    “Das gilt nur für die Gäste.” Um sich mit irgendetwas zu beschäftigen, begann sie, einige Gläser wegzuräumen, die sie auf einem Holzgestell neben der Spüle hatte trocknen lassen. “Was willst du, Paul?”
    “Mit dir reden.”
    Von Zeit zu Zeit vorbeizuschauen, war etwas, was sich ihr Exmann angewöhnt hatte, seit sie aus dem Haus ihrer Mutter ausgezogen war und sich in der “Hacienda” eingerichtet hatte. Er gab zwar immer vor, dass er sich nach Andrews schulischen Leistungen erkundigen wollte, aber Julia wusste es besser. Die spontanen Besuche waren seine Art,
sie
zu überwachen und sicherzustellen, dass es in ihrem Leben keinen neuen Mann gab.
    “Und was gibt es zu besprechen, das nicht auch bis Samstag warten könnte, wenn du Andrew abholst?” Ihr Tonfall wurde sarkastisch. “Oder bist du hier, um mal wieder eine Verabredung mit deinem Sohn abzusagen?”
    “Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu streiten, Julia, also könntest du bitte bei der Sache bleiben?”
    Sie sah ihn lange forschend an. Er machte einen so ernsthaften Eindruck, dass sie ihm wohl hätte glauben können, wenn sie ihn nicht so gut gekannt hätte. Aber sie hatte diesen Gesichtsausdruck so viele Male gesehen, dass er sie nicht täuschen konnte. “Also gut.” Sie lehnte sich gegen die Spüle. “Du hast fünf Minuten, und jetzt sprich.”
    Er betrachtete sie, das vertraute schiefe Lächeln umspielte seinen Mund, während sein Blick sie von Kopf bis Fuß erfasste. “Ich bin so ein Idiot gewesen, Julia”, sagte er und klang auf einmal völlig ernst. “Ich hätte dich nie gehen lassen dürfen.”
    “Gehen lassen?”
Sie lachte kurz auf. “Wenn ich mich nicht irre, hattest du kaum eine
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