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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History
Autoren: Jonathan Green
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Bemerkung erlauben dürfte, Sir, Sie machen den Eindruck, als seien Sie ein wenig lädiert.«
    »Es geht doch nichts über ein kurzes nächtliches Bad in der Themse, nicht wahr, Nimrod?«
    »Das würde ich so nicht bestätigen, Sir.«
    Nimrod schloss die Tür hinter ihm und setzte sich wieder auf den Fahrersitz. Ulysses blickte aus dem verdunkelten Fenster hinaus. »Wie geht es Ihrer Majestät?«
    »Sie kehrt soeben in den Buckingham Palace zurück, Sir.«
    »Gut. Dann konnte der Status quo ja gehalten werden. Alles ist so, wie es sein sollte.«
    »Dem würde ich nicht zustimmen, Sir.«
    »Nein, ich glaube, du hast Recht, nun da du es erwähnst. Zuletzt hat Wormwood doch eine Veränderung bewirkt«, sagte er und betrachtete das brennende Wrack des Zeppelins, das langsam auf der Oberfläche des rastlosen Flusses fortgetragen wurde. »Es liegt an Überlebenden wie uns und wie wir mit der Situation umgehen. Das wird den Unterschied ausmachen.«
    »Ja, Sir.«
    »Doch darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen. Magna Britannia wird auch morgen noch da sein und auf uns warten, nicht wahr, alter Knabe?«
    »Dank Ihnen, Sir.«
    »Das hab ich wirklich gut gemacht.«
    Damit entglitt der Silver Phantom den letzten Überbleibseln der Nacht und tauchte in den dämmernden Anbruch eines neuen Tages hinein.
     
     

Epilog
    Königin und Vaterland
     
    »Ihre Majestät will Sie nun empfangen«, gab eine Kammerdienerin bekannt, und Ulysses Quicksilver wurde in den Thronsaal mit den schwindelerregend hohen Decken vorgelassen.
    Ulysses hielt den Kopf gesenkt, als er das Podium am Ende der überladen verzierten Empfangshalle erreichte. Alles hier schimmerte und glitzerte, das kristallisierende Licht aus den Lüstern des prunkvollen Thronsaals wurde von den mit Blattgold überzogenen Oberflächen und dem glänzenden Marmor reflektiert.
    Die oberste Stufe des Podiums, von wo aus Queen Victoria damals die royalen Gäste persönlich empfangen hatte, war nun durch scharlachrote Samtvorhänge vom Rest des Saals abgesperrt.
    Die Luft in dem Raum war dunstig und geschwängert von einem allesdurchdringenden Geruch nach Duftkugeln und Schmieröl. Zu beiden Seiten des Podiums standen Automaten-Drohnen, aufgeputzt wie höfische Diener.
    Ulysses hob den Blick. Die Kammerzofe geleitete ihn nach vorn und verschwand dann hinter dem Vorhang, bevor sie erneut erschien und wieder an seiner Seite Stellung bezog, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ulysses wartete in Habachtstellung. Er wirkte sicherlich nicht fehl am Platze mit seinem Zylinder und dem Frack, dessen dunkle Farben durch eine goldene Seidenkrawatte mit diamantener Anstecknadel und der roten Nelke im Knopfloch betont wurde.
    In der rechten Hand hielt er seinen Gehstock mit dem Blutdiamanten. Den linken Arm trug er in einer schwarzen Schlinge eng an den Körper gepresst.
    Nervös räusperte er sich und entsann sich des letzten Males, als er seine Monarchin zu Gesicht bekommen hatte. Eine Woche war seit den dramatischen Ereignissen bei den Feierlichkeiten zum 160. Jubiläum der Queen vergangen. Obwohl eine Woche eine lange Zeitspanne in der Politik darstellte, hatte die Politik selbst wohl noch nie eine Woche wie diese erlebt. Obgleich man in der Themse gefischt hatte, war Jago Kanes Körper nicht geborgen worden, und es schien, als sei er erneut aus dem Angesicht der Welt fortgewischt worden. Zuletzt hatte man den Ausbruch aus dem Tower of London doch noch unter Kontrolle gebracht und es waren bereits Arbeiter mit den Ausbesserungsarbeiten an der Gefängniseinrichtung beschäftigt.
    »Guten Morgen, Mr. Quicksilver«, knarrte eine Stimme aus den Lautsprechern, die beidseits der Vorhänge standen, als käme sie aus einem alten Grammophon.
    »Guten Morgen, Ihre Majestät«, gab er zurück.
    »Mr. Quicksilver, wir wurden darüber informiert, dass wir Ihnen für den glücklichen Ausgang von Premierminister Wormwoods schändlichem Aufstand danken dürfen.«
    Ulysses dachte an die unzähligen Opfer, die während des königlichen Jubiläums gestorben waren und an die vorangegangenen Terrorangriffe auf die Hauptstadt. Er selbst würde es keinesfalls als einen „glücklichen Ausgang“ bezeichnen, und doch war »Ich danke Ihnen, Ma’am« alles, was er sagte.
    »Es scheint, als folgten Sie einer alteingesessenen Familientradition, das Königreich und dessen Herrscher vor jenen zu beschützen, die Magna Britannia fallen sehen wollen.«
    »Ich trage nur meinen bescheidenen Beitrag dazu
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