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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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entschiedene und treffliche Art schaudern, und sie sind charakteristisch für ein starkes und eigenständiges Element in der Literatur des Unheimlichen. Trotz schlichter Groteske und absoluter Naivität steckt doch ein echter Alptraum in jener Kategorie des Erzählens, wie sie repräsentiert wird durch die Geschichte des Teig O'Kane, der zur Strafe für sein wüstes Leben die ganze Nacht von einem grauenhaften Leichnam geritten wird, der nach Beerdigung verlangt und Teig von Friedhof zu Friedhof treibt, wo die Toten in jedem auf abscheuliche Weise sich erheben und sich weigern, dem Neuankömmling eine Ruhestätte zu gewähren. Yeats, zweifellos die größte Gestalt der Wiederbelebung irischer Literatur (»Irish Revival«), wenn nicht gar der größte aller lebenden Dichter, hat in seinem eigenen schöpferischen Werk wie auch in der Kodifizierung alter Legenden Bemerkenswertes geleistet.

    10. DIE MODERNEN MEISTER
    Die besten Horrorgeschichten von heute haben von der langen Entwicklungsgeschichte der Gattung profitiert und besitzen daher Eigenschaften einer Natürlichkeit, Überzeugungskraft, künstlerischen Geschmeidigkeit und raffinierten Intensität der Anziehungskraft, mit denen sich die »gotischen« Werke von vor einem Jahrhundert oder noch längerer Zeit gar nicht mehr vergleichen lassen. Mit den Jahren haben Technik und Handwerk des Erzählens, Erfahrung und psychologisches Wissen bedeutende Fortschritte gemacht, so dass viele ältere Werke naiv und künstlich erscheinen; es rettet sie nur, wenn sie überhaupt etwas rettet, ein Genius, der massive Beschränkungen überwindet. Der Ton flotter und romantisierender Erzählungen, der mit falschen Motivationen arbeitet, jedes erdenkliche Ereignis mit erheuchelter Bedeutung versieht und sorglos alles mögliche Blendwerk einbezieht, beschränkt sich jetzt auf leichtgewichtigere und verschrobenere Erscheinungsformen in der Literatur des Übernatürlichen. Die seriösen unheimlichen Geschichten erlangen ihre realistische Intensität entweder durch enge Übereinstimmung mit der Natur, also durch vollkommene Treue zur Natur, abgesehen von der einen Wendung ins Übernatürliche, die der Autor selbst sich erlaubt, oder aber dadurch, dass sie voll und ganz im Bereich der Phantasie angesiedelt sind, wobei die Atmosphäre geschickt der Sichtbarmachung einer feingesponnen exotischen Welt der Unwirklichkeit dient, die jenseits von Raum und Zeit liegt und in der fast alles geschehen kann, wenn es nur im wahren Einklang mit bestimmten Formen der Einbildungskraft und der Illusion geschieht, die das einfühlsame menschliche Hirn als normal empfindet. Dies ist zumindest die herrschende Tendenz, wenn selbstverständlich auch viele zeitgenössische Autoren gelegentlich in die blendenden Attitüden eines unreifen Romantizismus oder in den gleichermaßen leeren und absurden Jargon eines pseudo-wissenschaftlichen »Okkultismus« verfallen, der augenblicklich eine seiner periodischen Blütezeiten erlebt. Von den lebenden Schöpfern der zur künstlerischsten Höhe getriebenen kosmischen Angst können nur wenige, wenn überhaupt welche, hoffen, es mit dem vielseitigen Arthur Machen aufzunehmen, der einige Dutzend längerer und kürzerer Erzählungen verfasst hat, in denen die Elemente des verborgenen Grauens und des lauernden Entsetzens eine fast unvergleichliche Präsenz und realistische
    Schärfe gewinnen. Mr. Machen, der als Schriftsteller auf vielen Gebieten bewandert ist und einen erlesenen lyrischen und ausdrucksstarken Prosastil meisterlich beherrscht, hat vielleicht bewusst mehr Mühe auf seine pikaresken CHRONICLES OF CLEMENDY, seine erfrischenden Essays, seine lebendigen autobiographischen Bände und seine frischen und quicken Übersetzungen verwandt, vor allem aber auf sein denkwürdiges Epos des empfindsamen ästhetischen Geistes, THE HILL OF DREAMS; in diesem verfällt der jugendliche Held dem Zauber der alten walisischen Umgebung, die des Autors Heimat ist, und lebt ein Traumleben in der römischen Stadt Isca Silurum, die nun zum Dorf Caerleon-on-Usk geschrumpft und von Relikten des Altertums übersät ist. Doch bleibt die Tatsache bestehen, dass seine ausdrucksstarken Horrorgeschichten vom Ende des 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts eine Klasse für sich bilden und eine fest umrissene Epoche in der Geschichte dieser literarischen Form kennzeichnen.
    Arthur Machen, dessen für Eindrücke offenes keltisches Erbe verknüpft ist mit starken Jugenderinnerungen an die wilden,
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