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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Autoren: Werner Vehler
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Was er natürlich nicht tat, es sollte nur ein Beispiel für seinen Charakter sein. Vorne freundlich und hinten scheußlich. Er war Vorsitzender eines Klubs, der sich Bund der Gerechten nannte, aber eigentlich der Bund der Fiesen heißen müsste, was ja zu Jims Namen passte.
    Er deutete in die Richtung, aus der die Freunde kamen.
    „Da seid ihr doch nicht Zuhaus.“
    „Nee, wir sind umgezogen. Haben jetzt eine Villa im Wald“, sagte Tom und zog den Unwillen des Jungen auf sich. Bei Vinc duldete er noch, wenn er ihn veräppelte, aber bei Tom, den er sowieso nicht leiden konnte, wäre er am liebsten an die Gurgel gesprungen. Aber angesichts dessen, dass er auch hinter seiner Schwester her war, verkniff er sich jegliche Faustangriffe. Könnte ja einmal sein Schwager werden, jedenfalls bildete er sich das ein. So ballte Jim nur die Fäuste, bekam wie gewöhnlich einen hochroten Kopf und die Zornesader schwoll an, als würde sie jeden Moment platzen. Kaum die Zähne auseinandernehmend, denn er presste sie vor Wut zusammen, zischte er: „Ihr kommt doch aus dem Waldhaus.“
    „Wow, du bist ja ein richtiger Allesschnaller“, antwortete Tom und trat einen Schritt weiter zurück.
    Vinc griff in das Gespräch nicht ein, es tat ihm gut, wenn Jim so gereizt wurde.
    „Muss ja etwas Außergewöhnliches sein, wenn ihr so früh eine Sitzung abhalten tut.“ Er schaute sich nach allen Seiten um. „Wo ist denn meine Süße?“
    Das war der Moment, wo Vinc stets wütend wurde. „Du meinst Vanessa. Und nenne sie nicht immer Süße, sonst erzähle ich jedem in der Schule, du wärst Toms Süßer.“
    „Hey, ich bin kein Süßer. Nur dass ich kein Mädchen habe, heißt das nicht das …“ „ist schon ok, hätte ich nicht sagen sollen“, unterbrach ihn Vinc. Zu Jim gewandt meinte er: „Das nächste Mal versüße ich dein Auge mit einem Veilchen, wenn du Vanessa nicht in Ruhe lässt.“
    Jims Kopf nahm wieder seine übliche Färbung des Zorns an „Pah, meinst ich habe Angst vor dir. Ich werde deine Sü …“, er stockte und berichtigte „deine Vanessa schon noch rumkriegen.“
    Vinc war kein Junge der Gewalt, er hielt es für die primitivste Art der Auseinandersetzung, wie er die Kriege auch so empfand. Er nannte sie die Ausgeburt der kranken Hirne. Kluge Menschen lösen verbal ihre Konflikte. Aber Jims besitzergreifende Worte, er wolle Vanessa rumkriegen, machte ihn doch noch wütender. Er ballte bereits die Fäuste und war zu einer Attacke bereit, um Jim so zu verprügeln, dass es genügen würde, damit er Vanessa endgültig in Ruhe ließe.
    Tom wusste, dass die beiden sich bald an die Gurgel springen würden, daher sagte er schnell: „Die hat doch um acht Uhr Unterricht.“
    Jim schaute auf die Uhr: „Ach du Scheiße. Es ist ja schon weit drüber. Ausgerechnet, wo wir eine wichtige Mathearbeit schreiben. Die Lehrerin lässt mich, wenn wir eine Arbeit schreiben, nicht mehr in die Klasse. Das gibt nach sitzen und alleine schreiben.“
„Da kannst du wohl nicht abschreiben“, sagte Vinc.
    Jim ballte die Faust und hielt sie an die Nase: „Die Rache kommt noch.“ Er wollte sich hastig aufs Rad schwingen, bekam nach rechts Übergewicht und landete auf dem Parkweg.
    „Zieht euch warm an! Ihr werdet in eurem Waldhaus nicht mehr sicher sein!“, schrie er, während er aufstand und schlingernd davonradelte.
    Tom, froh darüber nicht Zeuge einer Schlägerei geworden zu sein, sah sich nach allen Seiten um.
    „Suchst du nach seinen Bandenmitgliedern? Die sind doch auch schon längst in der Penne.“ Vinc fiel das unruhige Umherblicken Toms auf. „Aber Jims Drohung dürfen wir nicht ignorieren. Irgendwann erscheint er mit seiner Bande im Waldhaus.“
    „Ich fühle mich wieder beobachtet“, sagte Tom und sah sich erneut um.
    „Ich glaube, das bildest du dir nur ein. Jedenfalls das Glasauge kann es nicht sein, das befindet sich doch in deinem Sack“, beruhigte ihn Vinc.
    „In meinem Sack?“, fragte Tom gedehnt und grinste dabei.
    „Du weißt schon, was ich meine. Den Schulsack.“
    Trotzdem mussten sie wegen Toms Frage herzhaft lachen.
    Tom holte das Auge heraus und gab es Vinc mit den begleitenden Worten: „Hier nimm du es. Vanessa könnte es bei mir sehen.“
    „Warum? Schnüffelt sie in deinem Zimmer rum?“
    Tom wiegte zweifelnd den Kopf hin und her: „Das weiß ich nicht, aber ich traue ihr nur so weit, wie ich ein Klavier schmeißen kann.“
    Vinc sah natürlich bei seiner Freundin nur positive Seiten, wie alle
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