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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Autoren: Werner Vehler
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waren, die Vinc beschäftigten? Diese Gefahr bereits zu erkennen, was Vinc im Kopf vorging, war wohl eine der größten unter den Bedrohungen.
    „Erinnere dich an die Seele, die du mir einst gegeben hast!“
    Vinc hatte sich innerlich gefestigt, um auch antworten zu können. Denn schweigen, so sagte er sich, würde sowieso nicht die Lage verbessern. „Die du nicht mehr besitzt.“
    „Ich glaube, dass du dich irrst. Eine Seele, von mir genommen, ist ewig mein. Ich werde deiner so oder so habhaft. Ob lebendig oder tot. Du wirst ewig in meinen Gefilden weilen. Denn von hier gibt es kein Entkommen mehr.“ Er lachte wieder.
    Vinc bekam mit diesen Worten die Bestätigung seiner Vermutung und er wusste, dass nun einer der unerbittlichsten und grausamsten Kämpfe beginnen würde, die er je erlebt hatte. Er war sich ebenfalls bewusst, dass seine Chance, sie zu gewinnen, wohl sehr gering war, zumal er seine Gegner nicht kannte und somit auch nicht einschätzen konnte, nicht einmal den, mit dem er augenblicklich sprach.
    „Niemals wirst du zu mir vordringen können. Aber ich gebe dir eine Gelegenheit dazu. Sieh vor dich und schau genau hin!“ Nach den Sätzen des Unholds herrschte nicht nur Dunkelheit, sondern auch Schweigen.
    Nach etlicher Zeit, Vinc konnte nicht abschätzen, wie lange, denn es erging, ihm wie anderen auch, die auf etwas ungeduldig warteten, wobei die Augenblicke gefühlsmäßig zu einer Ewigkeit werden konnten, erhellte sich der Horizont vor ihm. Das blutrote Licht in der Ferne erzeugte eine gespenstige Atmosphäre.
    „Schreite vorwärts und verlaufe dich nicht. Einmal vom Weg abgewichen und du wirst in der Verdammnis für ewig weilen.“ Der Unhold lachte wie immer schrill. Sein Lachen überzeugte Vinc, dass es mit seinem Weg eine schlimme Bewandtnis haben musste. Vinc brauchte keine Worte mehr auszusprechen, denn sie wurden bereits beantwortet, bevor die Fragen über seine Lippen kamen.
    „Ja, du denkst richtig. Ich habe die Königin zum Leben erweckt. Wir hatten ja das Herz und das Erz. Wir besaßen die Geisterkinder. Während wir dich in die Irre führten, konnten wir unser Werk vollbringen. Wieso habe ich das gemacht? Es ist mehr symbolisch. Sie sitzt auf einem Thron auf dem See des Blutes. Ein schwimmender Thron mit einem schönen Mädchen. Sie hat eine Krone auf dem Haupt und ein Zepter in der Hand. Symbole der Könige, wie sie bei euch auf Erden waren. Sie ist die Königin von Arganon, das heißt nicht mehr lange. Ich ernannte sie für kurze Zeit.“
    Vinc erstaunte. Wieso kannte dieses Wesen die Erde?
    „Es sind tückische Symbole. Die Krone wird zum Haupt hin stets spitzer, bis ihre Zacken zu kleinen Nadeln werden, die in ihr ins Hirn dringen. Denn die Krone sitzt verkehrt auf ihrem Kopf. Das Zepter wird ihre Hand verbrennen, denn es wird stets heißer. Ablegen kann sie es nicht. Wenn die eine Hand verkohlt ist, dann wird es nicht herunterfallen, sondern sich in die andere begeben und sie auch verkohlen. Dann könnt ihr die handlose Königin wieder bekommen. Du musst für ewig ihr Diener sein. Denn wie sollte sie essen, trinken oder andere Dinge tun?“
    Vinc ballte die Fäuste. Wäre dieser Unhold vor ihm, so würde er wohl unbedacht seine Beherrschung verlieren und versuchen, ihn zu töten.
    „Mäßige deinen Zorn und behalte deine innerliche Stärke, denn du hast noch viel vor dir. Da wirst du nicht nur körperliche, sondern auch geistige und seelische Kräfte brauchen.“
    „Wie lange brauche ich zu der Königin?“, fragte er.
    „Solange wie der schwimmende Thron noch nicht den ewigen Abgrund erreicht hat. Nun spute dich! Viel Spaß.“
    „Ich glaube kaum, dass ich Spaß haben werde.“
    „Du nicht, aber ich. Das habe ich mir gewünscht. Hahaha.“ Noch einmal erklang das grausame Lachen und dann herrschte eine unheimliche Stille.
    Vinc wartete noch auf weitere Äußerungen des Unholds, doch er schwieg.
    Wenn er auch jetzt noch seine Gedanken lesen konnte, dann war es schwierig, gegen ihn oder wen auch immer anzutreten, denn er würde die geplanten Handlungen voraussehen können, spätestens dann, wenn sie sich in seinem Kopf bildeten. So konnte der Unbekannte jeden seiner Schritte im Voraus lenken.
    So ein grausames Spiel konnte sich nur die Ausgeburt der Hölle ausdenken, dachte sich Vinc. Er wusste, er durfte jetzt nicht säumen, sondern eilends dem unbekannten Ziel zustreben.
Er hielt seinem Schritt inne. Wieso sah er plötzlich den Plan aus dem Buch der Bibliothek des
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