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Unheil

Unheil

Titel: Unheil
Autoren: James Herbert
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herumtreibt, Satansbande!«
    Er blieb stehen, und während er auf die Kühe wartete, wunderte er sich über den Nebel. Diese verdammte Luftverschmutzung dachte er. »Kommt nur, meine Schönen!« rief er ihnen zu, als sie gemächlich näherschaukelten. Der Nebel trieb zum benachbarten Feld ab. Das Seltsame daran waren die scharfen Begrenzungen, wie ein massiver Block aus Rauch, der sich über das Land schob, ganz unähnlich den gewöhnlichen, weit auseinandergezogenen und unmerklich verlaufenden Bodennebeln.
    Die Kühe waren herangekommen, und das Leittier ging an ihm vorbei.
    »Vorwärts jetzt, zurück, wo ihr hergekommen seid!« rief er und zog einer der vorbeigehenden Kühe seinen Hasel- stecken übers Hinterteil.
    Statt schneller zu gehen, machte sie halt und wandte ihm den Kopf zu. »Los, vorwärts!« sagte der Bauer und schlug wieder zu. Die Kuh stand still und sah ihn an. George Ross fluchte laut, dann wandte er den Kopf, um zu sehen, wo der Rest der Herde blieb. Sie waren alle stehengeblieben und hatten ihm die Köpfe zugewandt.
    »Was ist los mit euch?« Aus einem unerklärlichen Grund verspürte er eine gewisse Nervosität. In dieser Herde war eine Spannung, die er nicht verstand. »Macht schon! Geht nach Haus!« Er fuchtelte mit den Armen und versuchte, sie dadurch in Bewegung zu setzen. Sie beobachteten ihn. Dann kamen sie auf ihn zu.
    Er erkannte, daß er von den Kühen umringt war, und sie drängten von allen Seiten näher heran. Was ging vor? Das bedrohliche Verhalten dieser einfältigen, sanften Tiere war ihm unverständlich. Plötzlich bekam er einen Stoß in den Rücken. Er wandte sich um und schlug mit dem Haselstecken nach der Kuh. Es war dieselbe, die er zuvor geschlagen hatte. »Zurück!« rief er. Die Logik sagte ihm, daß seine auf- steigende Furcht unvernünftig sei.
    Er hörte ein Blasen und erhielt wieder einen Stoß in den Rücken, diesmal kräftiger. Er fiel zu Boden.
    »Haut ab, verschwindet!« Er krabbelte auf allen Vieren und versuchte aufzustehen, aber jedesmal, wenn er hoch- kam, wurde er wieder zu Boden gestoßen. Plötzlich warf sich eine der Kühe herum und schlug mit den Hinterbeinen aus. Der Tritt traf seinen Brustkorb und preßte ihm alle Luft aus den Lungen. Er fiel hart auf den Rücken und schnappte nach Luft.
    Weitere Tritte trafen ihn, und seine Flüche wurden zu Schreien. Die Kühe schienen abwechselnd anzugreifen, immer eine nach der anderen. Ein Tritt traf ihn voll ins Gesicht, brach ihm das Nasenbein und nahm ihm sekunden- lang die Sicht. Als er wieder sehen konnte, war es, als öffnete er seine Augen einem bösen Traum.
    Die Kühe sprangen im Kreis um ihm herum, ihre Augen quollen beinahe aus den Höhlen, Schaum und Schleim flogen ihnen von den Mäulern. Und immer wieder machten sie Ausfälle gegen ihn, schlugen mit den Hinterbeinen aus oder stießen mit den Schädeln. Wenn er sich aufrichten wollte, traten sie ihn nieder. Dann schnappten sie nach ihm, bissen ihm Finger ab, als er schützend die Arme hob. Ein Schrei erstarb in einem gurgelnden, würgenden Geräusch, als ein Tritt ihm den Unterkiefer brach und seine Kehle mit Blut füllte.
    Als er schließlich halb bewußtlos im Gras lag, taten sie sich zusammen und trampelten mit den Hufen alles Leben aus seinem zerschlagenen Körper.
    Der Wilderer beobachtete aus seinem Versteck im Unterholz das Haus. Er war aus dem Nebel herausgekommen, doch statt zu seiner baufälligen Kate am Rand des Dorfes zurück- zukehren, war er die Zufahrtstraße entlang zum großen Landhaus des Obersten gegangen. Verstohlen hatte er sich am Rand der halbrunden Auffahrt entlanggeschlichen und im Gebüsch versteckt, das Haus durch die Blätter beobachtet und gewartet. Nach einer Weile löste er den starren Blick seiner seltsam glasigen Augen vom Haus und sah von links nach rechts. Er stand auf und schlich zur Rückseite des Gebäudes. Er wußte, wohin er ging, denn er hatte vor Jahren als Aushilfe für den Gärtner des Obersten gearbeitet. Daher kannte er den Besitz so gut, den Park, die Felder und den Wald, kannte die guten Verstecke und die besten Stellen zum Auslegen seiner Fallen. Am Ende des Wirtschaftsgartens stand ein hölzerner Geräteschuppen. Tom Abbot stieß die Tür auf. Seine Augen hatten einen stieren Blick angenommen, und er kümmerte sich nicht mehr um die Geräusche, die er machte. Mit ruhigen, kontrollierten Bewegungen ging er durch das Halbdunkel des Schuppens und griff nach einer Axt, rostig und unansehnlich von den Jahren,
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