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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide
Autoren: R McLarty
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zu holen.«
    Toni übersetzte für mich.
    »Bei einer Sepsis befiehlt das Gehirn – oder etwas im Gehirn; wir wissen nicht, was es ist – dem Körper, er soll anfangen, um sein Leben zu kämpfen, aber das lässt nur das Fieber in den Himmel schießen, und wir bekommen es nicht wieder herunter.«
    Jetzt werden Sie sehen, wie blöd ich sein konnte. Jetzt. »Mom hat mir dann immer ein lauwarmes Bad gemacht. Haben Sie das probiert? Haben Sie ein lauwarmes Bad probiert?«
    »Die Sepsis hört auf, wenn sie will. Sie will nicht.«
    »Mutter geht jetzt. Kommen Sie, setzen Sie sich. Soll ich bleiben?«
    Ich setzte mich. »Äh … nein … Ich komme zurecht. Vielen Dank.«
    »Wir sind dann im Schwesternzimmer«, sagte Toni.
    Mom sah noch genauso aus wie vorher, aber wie Dr. Deni gesagt hatte: Ich konnte ihre kleinen Atemzüge hören. Ein Hecheln eigentlich. Ihre Augen waren immer noch ein bisschen offen, aber ich wusste, sie konnte mich nicht hören. Ich strich ihr mit den Fingern die Haare auf dem Kissen glatt.
    »So«, sagte ich.
    Ich konzentrierte mich auf Moms Atmen und sagte mir, es seien kleine, aber kräftige Atemzüge. Klein und kräftig, wie Mom, und wenn sie nach Hause käme, würde ich überall erzählen, wie dieser kleine indische Arzt mir gesagt hatte, sie würde sterben, und wie sie dann immer kräftiger geatmet habe und kräftiger geworden und am Leben geblieben sei.
    Aber sie hörte auf zu atmen. Noch nie war ich mir so dumm vorgekommen. Mom. Ich ging zum Schwesternzimmer.
    »Ich glaube, meine Mom hat aufgehört zu atmen.«
    Toni und ein Pfleger, ein älterer Mann, gingen zu ihr ins Zimmer, und ich folgte ihnen. Sie drückten Mom die Augen zu, nahmen die Infusion ab und gingen. Alle Apparate und Monitore waren abgeschaltet. Ich stand da, und dann setzte ich mich hin und dachte an meinen toten Pop, und wie ich sie über ihn belogen hatte. Es war eine vernünftige Lüge gewesen, denn Mom war so winzig, und diese Neuigkeit war so groß, aber ich habe gelernt, dass man seine Mutter im Augenblick ihres Todes nicht belügt. Anscheinend hört das nie auf, einen zu quälen. Eine solche Lüge ist einer der Hauptgründe, weshalb ich laut rede, wenn ich allein bin. Dann sage ich: »Mom, Pop ist drüben im Portland General gestorben, aber trotzdem ist alles okay.«
    Über seine Familie kommt man nicht weg.
    Manchmal passieren Dinge, die einem das Gefühl geben, das Aufrechtstehen wird einfach zu viel. Das sind dann die Knie. Die Beine. Das Herz. Ich schob mein Gesicht unter Moms, bis ich wieder aufstehen konnte.

4
    N orma Mulvey, die Tochter unserer Nachbarin Bea, war vier Jahre jünger als ich, und weil es in unserer Gegend nicht viele Kinder in ihrem Alter gab, wollte sie immer mit mir spielen. Mit elf oder zwölf fand ich das vermutlich nicht so schlimm, aber als ich größer wurde und sie praktisch überall da war, wo ich war, machte mich das verrückt. Nicht, dass Norma als Kind nicht nett war. Norma war sehr nett, und still und schüchtern, aber trotzdem – einem Jungen von sechzehn oder siebzehn Jahren sollte ein kleines Mädchen nicht dauernd nachlaufen.
    Norma betete auch Bethany an. Sie kam einfach vorbei. Wir saßen beim Abendessen, und mein Pop hörte ein Spiel der Red Sox im Radio, und hereinspaziert kam, ohne zu klopfen oder irgendwas, Norma.
    »Hi, Smithy!«, schrie sie und setzte sich neben mich, Zöpfe, neun Jahre alt, dreckig.
    »Äh«, sagte ich.
    »Hi, Süße. Norma Mulvey ist mein Schatz«, sagte Bethany.
    Meine Mom war einfach nett. »Wie wär’s mit einem Teller Maccaroni und Käse?«
    »Au ja! Au ja«, sagte Norma dann. »Wie steht’s, Pop?« Norma nannte Mom »Mom« und Pop »Pop«. Sie machte es unkompliziert.
    »Fünf zu vier für die Guten.«
    »Jaiiii!«
    Alle lachten, nur ich nicht. Ich war dreizehn. Mir juckte es dabei unter dem Bürstenhaarschnitt.
    Einmal, ich sehe es noch klar und deutlich in meiner Erinnerung, wollte Norma ein Marionettentheater haben. Sie hatte eins in Captain Kangaroo gesehen, und sie konnte von nichts anderem mehr reden und singen und träumen, und da nahm Bethany einen leeren Kühlschrankkarton und schnitt auf halber Höhe ein Loch für die Bühne hinein. Dann kam sie ins Haus und holte mich nach draußen. Ich war, glaube ich, vierzehn, also müsste Norma zehn gewesen sein. Es war Bethanys letztes Jahr in der Schule.
    »Guck mal, was Norma und ich gemacht haben.«
    »Was ist das?«
    »Es ist ein Marionettentheater!«, krähte Norma.
    »Wir brauchen jemanden für
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