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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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wieder neben sie und untersucht ihren Knöchel. «Sieht tatsächlich auch besser aus, nicht mehr so geschwollen. Vielleicht bist du einfach nur umgeknickt. Willst du mal versuchen zu gehen?»
    Sie richtet sich auf und verlagert das Gewicht vorsichtig auf den verletzten Fuß. Pierce und ich sehen zu, wie sie ein paar Schritte weit humpelt und sich dann zu uns umdreht. «Fühlt sich ganz in Ordnung an jetzt», gibt sie zu. «Ach mein Gott, da bin ich wohl einfach nur ein bisschen theatralisch gewesen?» Sie lacht, man hört ihr die Erleichterung an.
    «Wir bringen dich jetzt in dein Zimmer», stoße ich hastig hervor. «Und kühlen solltest du den Fuß auf jeden Fall noch, stimmt’s, Pierce?»
    «Unbedingt», erwidert er, dann nehmen wir sie in die Mitte und gehen langsam mit ihr zum Wohnheim Roble zurück.
    «Danke, dass du mir heute Nacht geholfen hast», sagt Amy zu mir, als sie in ihrem Zimmer im Bett liegt. Den Fuß hat sie auf einen Stapel Kissen gebettet, fest in eine elastische Binde gewickelt, und auf dem Knöchel liegt ein Beutel mit Eiswürfeln. «Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Du hast mir sozusagen das Leben gerettet.»
    «Gern geschehen», sage ich und kann mir ein kleines selbstgefälliges Lächeln nicht verkneifen.
    Ich habe ihr tatsächlich geholfen, denke ich später, als ich wieder in meinem eigenen Zimmer bin. Die Sonne geht bald auf, aber Wan Chen ist noch nicht zurück. Ich liege in meinem schmalen Bett und starre auf den Wasserschaden an der Zimmerdecke. Ich will schlafen, aber ich habe immer noch zu viel Adrenalin in mir, weil ich einfach so, draußen unter Menschen, meine Kraft benutzt habe. Ich habe es tatsächlich getan. Ich habe es getan , denke ich wieder und wieder und immer wieder. Ich habe dieses Mädchen geheilt. Und es hat sich phantastisch angefühlt. Es hat sich richtig angefühlt.
    Und da kommt mir eine verrückte Idee.

    «Ich möchte in den Vorbereitungskurs fürs Medizinstudium.»
    Dr. Day, die Studienberaterin meines Wohnheims, schaut von ihrem Computer auf. Sie hat den Anstand, nicht allzu überrascht zu wirken, weil ich einfach so in ihr Büro gestürmt bin und ihr mitgeteilt habe, dass ich in Erwägung ziehe, Ärztin zu werden. Sie nickt einfach nur und braucht bloß einen Moment, um meinen Stundenplan entsprechend zu ändern.
    «Wenn Sie in den Vorbereitungskurs fürs Medizinstudium wollen, bei dem man üblicherweise als Hauptfach Biologie beziehungsweise Humanbiologie belegt, sollten wir Sie in Chem 31X einschreiben», sagt sie. «Das ist die Voraussetzung für die meisten anderen Biologiekurse, und wenn Sie den nicht in diesem Herbst belegen, müssen Sie bis zum nächsten Herbst warten, ehe Sie die obligatorischen Pflichtfächer belegen können.»
    «Okay», erwidere ich. «Ich mag Chemie. Auf der Highschool habe ich letztes Jahr den College-Vorbereitungskurs Chemie besucht.»
    Sie sieht mich über den Rand ihrer Brille hinweg an. «Das kann ein bisschen anstrengend werden», warnt sie mich. «Der Kurs findet dreimal in der Woche statt, und alle zwei Wochen gibt es eine vom wissenschaftlichen Assistenten geleitete Diskussionsrunde, dazu einige Stunden pro Woche im Labor. Die ganzen Biologieseminare sind sehr arbeitsintensiv. Kommen Sie damit zurecht?»
    «Das packe ich», erkläre ich, und ich zittere vor Aufregung und Vorfreude, denn ich bin mir dieser Sache auf einmal merkwürdig sicher. Ich muss daran denken, was für ein gutes Gefühl es war, als Amys Knöchel unter meiner Hand heilte. Als Ärztin käme ich in Kontakt mit den Menschen, die meine heilenden Kräfte am meisten brauchen. Ich könnte Menschen helfen. Ich könnte die zerbrochenen Dinge auf dieser Welt in Ordnung bringen.
    Ich lächle Dr. Day an, und sie lächelt zurück.
    «Genau das will ich», teile ich ihr mit.
    «Na schön», sagt sie. «Dann wollen wir Sie mal auf den richtigen Weg bringen.»

    Die Neuigkeit, dass ich mich für den Medizinvorbereitungskurs eingeschrieben habe, löst die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Wan Chen zum Beispiel, die selbst Medizin studieren will, reagiert, als sei ich plötzlich eine Konkurrentin. Ein paar Tage lang spricht sie kaum mehr als zwei, drei Worte mit mir und bewegt sich in eisigem Schweigen durch unser winziges Wohnheimzimmer, bis sie merkt, dass wir beide in demselben irre schweren Chemiekurs sind und ich in Chemie ziemlich gut bin. Danach wird sie schnell mit mir warm. Ich höre, wie sie ihrer Mutter am Telefon auf
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