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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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wünschst.
    Die Hausangestellten haben alle frei, bis auf Sims. Die Leibwächter sind zu Hause bei ihren Familien. Nur du und ich und Sims.«
    Sunday mußte einen Kloß im Hals hinunterschlucken. Ihre Mutter hatte sich vor einigen Wochen einer dreifachen Bypass-Operation unterziehen müssen. Nun erholte sie sich in der Villa der Britlands auf den Bahamas und wurde von Sundays Vater gepflegt. Allerdings hatte ihr Leben eine Weile am seidenen Faden gehangen, und die Angst, ihre Mutter zu verlieren, hatte Sunday sehr mitgenommen.

    »Wenn Sie damit einverstanden sind, daß ich bleibe, Madam …«, sagte Sims so würdevoll wie immer.
    »Sims, dieses Haus ist nun seit über dreißig Jahre Ihr Heim«, antwortete Sunday. »Natürlich möchten wir Sie dabeihaben.«
    Dann deutete sie auf die Säge. »Ich dachte immer, Holzfäller benützen Äxte.«
    »Die Axt darfst du tragen«, entgegnete Henry. »Es ist kalt draußen. Zieh den Skianzug an.«
    Jacques streckte vorsichtig den Kopf hinter dem dicken Stamm einer hundertjährigen Eiche hervor. Der große Mann fällte einen Baum. Die Dame lachte und versuchte offenbar, ihm zu helfen, während der andere Mann, der aussah wie Grand-père, wartend danebenstand.
    Jacques wollte nicht entdeckt werden. Vielleicht würden sie ihn zu Lily zurückbringen, und sie machte ihm angst.
    Er fürchtete sich vor ihr, seit sie gekommen war, um auf ihn aufzupassen, als Maman und Richard weggefahren waren.
    Maman und Richard hatten letzte Woche geheiratet.
    Jacques mochte seinen neuen Papa sehr. Doch dann hatte Lily ihm gesagt, Maman und Richard hätten angerufen.
    Sie wollten ihn nicht mehr haben und hätten sie gebeten, ihn mitzunehmen. Also waren sie in Lilys Auto gestiegen und lange gefahren, Jacques erinnerte sich, daß er eingeschlafen war, als ihn ein lauter Knall weckte. Das Auto drehte sich im Kreis und kam von der Straße ab. Als die Tür neben ihm aufsprang, war er davongelaufen.
    Warum schickte Maman ihn nicht zu Grand-père, wenn sie ihn loswerden wollte? Grand-père war heute morgen nach Paris zurückgekehrt. Vor seiner Abfahrt hatte er Jacques noch versichert, wie glücklich er in Richards neuem Haus in Darien sein würde. Grand-père hatte versprochen, Jacques dürfe im nächsten Sommer eine Woche bei ihm in seiner Villa in Aix-en-Provence verbringen. Bis dahin wollte er Jacques viele Nachrichten per Computer schicken.
    Jacques wurde zwar bald sechs, und Maman nannte ihn immer ›mein kleiner Mann‹, aber jetzt verstand er die Welt nicht mehr. Er wußte nur, daß Maman und Richard ihn nicht mehr liebhatten und daß er auf keinen Fall bei Lily bleiben wollte. Wenn er nur mit Grande-père sprechen könnte! Sicher würde er kommen und ihn abholen.
    Aber was war, wenn Grand-père ihm befahl, Lily zu gehorchen? Also war es am besten, mit niemandem zu reden, dachte Jacques.
    Der riesige Baum fiel mit einem Krachen um. Der große Mann, die Dame und der Mann, der wie Grand-père aussah, jubelten, packten den Baum und schleppten ihn weg.
    Jacques folgte ihnen lautlos.
    »Ein Prachtexemplar, Sir«, stellte Sims fest. »Aber vielleicht könnte er etwas gerader stehen.«
    »Er steckt nicht richtig im Ständer«, bemerkte Sunday.
    »Der Stamm hat sich verkantet, deshalb sieht er so schief aus.«
    Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden der Bibliothek und durchsuchte die Schachteln mit dem ordentlich verpackten Christbaumschmuck. »Doch wenn man bedenkt, wieviel Kraft es euch beide gekostet hat, den Baum überhaupt in den Ständer zu kriegen, würde ich vorschlagen, daß ihr ihn so stehenlaßt. Es ist schon in Ordnung so.«
    »Genau das hatte ich auch vor«, entgegnete Henry.
    »Für welche Farbe hast du dich entschieden?«

    »Für gar keine«, antwortete Sunday. »Ich hänge einfach alles durcheinander auf, dann wird es so richtig heimelig.
    Bunte Lichter, Lametta. Schade, daß du keinen alten, abgenützten Christbaumschmuck aus deiner Kindheit mehr hast.«
    »Ich habe noch was besseres: alten abgenützten Christbaumschmuck aus deiner Kindheit«, meinte Henry. »Vor seiner Abreise nach Nassau hat dein Vater ihn mir gebracht.«
    »Ich hole die Schachtel«, erbot sich Sims. »Vielleicht möchten Madam beim Schmücken des Baumes ein Glas Champagner trinken?«
    »Eine gute Idee«, stimmte Henry zu und rieb sich die wundgescheuerten Hände. »Ein Schluck Schampus wäre doch jetzt genau das richtige, Liebling.«
    Aber Sunday antwortete nicht, sondern starrte am Baum vorbei aus dem Fenster. »Henry«,
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