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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot
Autoren: Peter James
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damit sie es sich vor ihrer Operation gutgehen lässt, nicht wahr, Mrs Beckett?«
    »Bitte, Sie müssen mir helfen, sie zu finden.«
    »Haben Sie einen guten Grund, warum Sie hier sind?«, erkundigte er sich streng.
    »Einen guten Grund? Und ob«, zischte Lynn, weil seine Haltung sie wütend machte. »Ich möchte beim Begräbnis meiner Tochter gut aussehen. Reicht das?«
    Im nachfolgenden Schweigen schlug sie die Hände vors Gesicht und brach in Schluchzen aus. »Bitte, helfen Sie mir. Ich kann sie nicht finden. Bitte sagen Sie mir, wo sie ist.« Unter Tränen schaute sie die Deutsche an. »Wo ist Caitlin?«
    Die Organhändlerin zuckte mit den Schultern.
    »Bitte, ich muss sie finden. Sie ist weggelaufen. Wir müssen sie finden. Das Royal hat eine Leber für sie. Zehn Minuten. Wir haben nur noch zehn Minuten!«
    Roy Grace machte einen Schritt auf sie zu und hielt ein Blatt Papier in die Höhe. Sein Gesicht war hart.
    »Mrs Beckett, ich verhafte Sie wegen des Verdachts der Verschwörung zum Menschenhandel zwecks Organtransplantation und wegen des Versuchs, ein menschliches Organ käuflich zu erwerben. Sie brauchen nichts zu sagen, aber es kann für Ihre Verteidigung von Nachteil sein, wenn Sie bei der Befragung Dinge verschweigen und später vor Gericht zu Protokoll geben.«
    Jetzt sah sie auch, was für ein Blatt es war. Das Fax, das sie vorhin an ihre Bank geschickt hatte. Diese Geldüberweisung.
    Ihre Beine gaben nach. Sie ballte die Fäuste, drückte sie vor den Mund und schluchzte hysterisch. »Bitte, finden Sie meine Tochter. Ich gebe alles zu, es ist mir egal, aber Sie müssen sie finden.«
    Flehend schaute sie die Polizisten und die Deutsche an.
    »Sie stirbt! Wir haben nur noch zehn Minuten Zeit, um sie zu finden, sonst gibt das Krankenhaus die Leber einem anderem. Begreifen Sie das denn nicht? Wenn Caitlin diese Leber heute nicht bekommt, wird sie sterben.«
    »Wo haben Sie gesucht?«, fragte Marlene Hartmann.
    »Überall.«
    »Auch draußen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein – ich –«
    »Ich rufe den Hubschrauber«, erklärte Glenn Branson. »Können Sie Ihre Tochter beschreiben? Was hat sie an?«
    Lynn sagte es ihm, und er hob das Funkgerät ans Ohr. Nach einem kurzen Gespräch sagte er: »Vor etwa fünfzehn Minuten ist ein junges Mädchen, auf das die Beschreibung passt, in ein Taxi gestiegen.«
    Lynn stieß einen entsetzten Schrei aus. »In ein Taxi? Wo ist es hingefahren?«
    »Es war ein Streamline-Taxi aus Brighton. Das können wir ausfindig machen, aber nicht in zehn Minuten.«
    Verwundert schüttelte sie den Kopf. »Vor fünfzehn Minuten in einem Taxi?«
    Branson nickte.
    Lynn überlegte kurz. »Moment. Sie ist vermutlich nach Hause gefahren. Bitte lassen Sie mich dorthin. Ich komme zurück, sofort, versprochen.«
    »Mrs Beckett«, erklärte Roy Grace, »Sie befinden sich unter Arrest und werden von hier aus direkt ins Untersuchungsgefängnis nach Brighton gebracht.«
    »Meine Tochter stirbt! Sie kann so nicht überleben. Ich – ich muss bei ihr sein –«
    »Wenn Sie möchten, schicken wir jemanden bei Ihnen zu Hause vorbei.«
    »So einfach ist das nicht. Sie muss heute noch ins Krankenhaus.«
    »Kann jemand anders sie dorthin bringen?«
    »Mein Mann – mein Exmann.«
    »Wie können wir ihn erreichen?«
    »Er ist auf einem Schiff- einem Baggerschiff. Ich – ich kann mich nicht an seine genauen Arbeitszeiten erinnern.«
    Grace nickte. »Geben Sie uns seine Nummer, wir werden es versuchen.«
    »Kann ich nicht selbst mit ihm sprechen?«
    »Leider nicht.«
    »Dürfte ich – ich dachte, man dürfte ein Telefonat führen.«
    »Nachdem Sie offiziell im Untersuchungsgefängnis aufgenommen wurden.«
    Sie schaute die beiden Kripobeamten verzweifelt an. Grace blickte mitfühlend, ließ sich aber nicht erweichen. Also gab sie ihnen Mals Handynummer. Glenn Branson wählte sofort.

121
    IN DIESEM RAUM GAB es nur zwei Lektüren. Eine hing an einer grünen Tür mit einem kleinen Fenster und lautete: IN DIESEM BEREICH IST DER GEBRAUCH VON MOBILTELEFONEN UNTERSAGT. Auf dem anderen Schild stand: ALLE FESTGENOMMENEN PERSONEN WERDEN AUF ANWEISUNG DES ZUSTÄNDIGEN BEAMTEN GRÜNDLICH DURCHSUCHT. SOLLTEN SIE VERBOTENE GEGENSTÄNDE BEI SICH ODER IN IHREM BESITZ HABEN, MELDEN SIE DIES SOFORT DEM ZUSTÄNDIGEN BEAMTEN.
    Lynn hatte die beiden Schilder ein Dutzend Mal gelesen. Sie saß seit über einer Stunde in dem ungemütlichen Raum mit den nackten weißen Wänden und dem braunen Boden. Die Holzbank war steinhart.
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