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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween
Autoren: Valerie Frankel
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verschwinde.«
    Sie schob sich das Geld in ihren BH, sagte mir, man sähe sich, und machte sich vom Acker. Ich trat um das zerbrochene Glas herum und ging den Gang hinunter zum Klo. Ich machte mir nicht die Mühe, in den Spiegel zu sehen — ich wußte, was ich sehen würde, und der Gedanke machte mir angst. Als ich ins Büro zurückkam, klingelte das Telefon. Ich hob ab. »Mallory hier.«
    »Wanda? Gott sei Dank, es geht dir gut. Du bist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Ich hatte solche Sorgen, ich habe Shlomo nicht eine Sekunde lang schlafen lassen. Ich sagte zu ihm, ich sagte: >Wo ist sie? Sie ist verdammt noch mal tot wegen dieses widerlichen Jobs, den sie da hat.< Und diese Frau, diese Sally-Figur da? Ich habe dir siebenundzwanzigmillionenmal gesagt, ich werde nicht und kann nicht kostenlos Beine epilieren. Es reicht schon aus, daß ich mir meine eigenen Beine mache, um Ärger zu kriegen.«
    »Santina, ich muß los.«
    »Wenn du Jura studieren würdest, könnte ich dir die Hausaufgaben erledigen. Aber ich mache nicht die Beine deiner Freundinnen.«
    »Vielen Dank für diese Unterstützung.«
    »Deine Haare — die mache ich aber schon. Ich warte im Laden, und in einer halben Stunde habe ich einen Termin frei. Vielleicht solltest du zu Fuß herkommen. Der Sport wird dir guttun. Deine Beine.«
    Ich legte auf. Eine Strähne schwarzen Haares fiel vor meine Augen. Daß ich mir die Haare für Strom gefärbt hatte, machte mich krank. Ich zerrte mir den Mantel an, und nachdem ich einen kurzen Halt im Bad gemacht hatte, um mir die Zähne zu putzen, nahm ich mir ein Taxi zu Adrienne Argola. Der Fahrer konnte einen Hunderter nicht wechseln. Er nahm einen Scheck.
    Santina kam auf mich zugeflattert wie ein Schmetterling, als ich hineinkam. Ihre Hochfrisur wackelte. Sie trug roten Samt — eine nicht ganz dezente Erinnerung an meine ehemalige Haarfarbe — oder einfach schlechter Geschmack? »Wanda«, kreischte sie, als sie ihre Arme um mich warf. »Du siehst so wunderbar aus wie immer.« Ich sah beschissen aus, und das wußte sie auch. Irgend etwas stimmte hier nicht. Es gab keine anderen Kunden im Friseursalon. Natürlich, dachte ich. Sonntag morgen.
    Ein dünner Mann in Jeans und einer Patagonia-Jacke drehte sich in einem Frisierstuhl um, um uns anzusehen. Ich hatte ihn vorher nicht bemerkt, obwohl mir das unerklärlich war, wie ich ihn hatte übersehen können. Er war zum Anknabbern. »Max«, flötete Santina, »das ist meine wunderschöne Nachbarin, die einen Stock unter mir wohnt.«
    Er stand auf und kam auf uns zu. Er war größer, als ich gedacht hatte. Santina beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Ich flüsterte: »Ich bring’ dich um.«
    »Ja«, sagte sie, »er ist wirklich sehr attraktiv.« Max stellte sich höflich vor. Grüne Augen. Ich lächelte und berührte ihn beiläufig am Unterarm, wie ich es in einer Frauenzeitschrift gelesen hatte. Santina strahlte wie wild, und ich fürchtete, ihr Kopf könnte explodieren.
    »Max arbeitet bei Bear & Stearns«, blubberte sie. »Er ist Banker.«
    Er wurde rot. Die Situation hätte ihn nicht verlegen gemacht, wenn ich ihm egal wäre. Hmmm, dachte ich. Meine Augen schwenkten von oben nach unten. Weiße Converse-Turnschuhe. Ein Typ mit einem offenbar gut-bezahlten Job. Konnte es möglich sein? fragte ich mich.
    »Ich wollte dich schon lange kennenlernen«, sagte er. Schöne Stimme.
    »Max kam gerade zufällig vorbei, als du herkamst. Was für ein Glück.«
    Ich lächelte mein »Du-willst-mich«-Lächeln und sagte: »Mit Glück hat das nichts zu tun.«
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