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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween
Autoren: Valerie Frankel
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wegzufahren. Er öffnete mir nicht die Tür. Ich kletterte hinein. Die Minibar war bis zum Brechen gefüllt, und ich machte mir eine Margherita mit Salz.
    Nick kam bald danach hinzu, und wir segelten in Richtung Manhattan ab. Ich sagte: »Wir fahren in mein Büro. Da wartet jemand auf mich.«
    »Das bezweifle ich, meine Liebe«, sagte er. »Es ist wahrscheinlicher, daß Beaudine im Blood-&-Iron-W auptquar-der sitzt und einen Vierkantschlüssel im Arsch stecken hat.« Nicks Augen glänzten bei dem Gedanken. Er riß sich mit seinen Gebißdolchen noch mehr von dem Fleisch ab. »Sind Sie hungrig?«
    Die Panikschlinge rutschte noch einmal enger um meinen Hals. »Alex würde sich nie fangen lassen.«
    »Was auch immer Sie sagen, meine Liebe.«
    Ich streckte die Hand nach dem Autotelefon aus.
    Saint Nick sagte: »Sie werden nichts ändern können. Es schmerzt, jemanden zu verlieren, den man liebt, nicht wahr?« Ich ließ den Hörer wieder in die Gabel fallen.
    »Ich weiß das nicht so«, sagte Saint Nick. »Ich war vorher noch nie verliebt. Sonnys Großmutter bedeutete mir nichts. Ich dachte mir damals, ich sollte mich mal verheiraten, also tat ich es. Sie starb eines unnatürlichen Todes. Wir leben in gewalttätigen Zeiten, sie erfordern gewalttätige Maßnahmen.«
    »Diese Sache mit der Rationalisiererei? Ist das ansteckend?«
    »Aber jetzt zum Schluß doch noch Liebe«, schwärmte Nick. »Riecht Mutter Blechman nicht einfach himmlisch?« Wie eine Mischung aus Krankenhausshampoo und stark mit Brötchen versetzten Buletten, dachte ich. »Ich lernte sie kennen, als ich selber im Lemon Tree war, um mich von einer kleinen Operation wieder zu erholen«, fuhr Nick fort. »Probleme mit der Verdauung. Mein Magen wird nur mit begrenzten Mengen an Rohfasern fertig. Das ist ein Jahr her. Mein Aufenthalt dauerte nur einige Monate, aber er war lang genug, um Mutter Blechman kennenzulernen und sich zu verlieben. Musik, meine Liebe, war das Elixier, und als ich sie das erste Mal tanzen sah, schmolz mein Herz dahin. Oh, ich weiß, daß sie zunächst etwas langsam scheinen mag, aber das Wesen dieser Frau. Sie hat soviel durchgemacht.«
    »Wie zum Beispiel, als Strom das Haus runterbrannte?«
    »Strom hat was?«
    »Er hat mir erzählt, er hätte sein Elternhaus, mit seiner Mutter drin, abgefackelt. Ich vermute mal, Ihr Herzblatt ist die Großmutter.«
    »Strom hat so manche Geschichte zusammengereimt, was? Nein, nein, meine Liebe, tatsächlich ist die Frau, die ich liebe, Stroms Mutter. Sie wurde krank, als er noch Teenager war. Erst lief sein Vater weg, und dann machte sich Strom auf, als die Verantwortung zuviel für ihn geworden war. In dem Alter war sein Verschwinden fast noch verzeihlich. Aber er kam nie wieder zurück. Noch nicht einmal zum Muttertag rief er an.«
    »Au weia.«
    »Mutter brach zusammen, als er verschwand, und der städtische Gesundheitsdienst steckte sie ins Lemon Tree. Seither lebt sie in genau diesem Zimmer, und bevor Angelina — für Sie Flush Royale — dort zu arbeiten anfing, sprach sie kaum.«
    »Mutters Krankenschwester.«
    »Und ihre Freundin. Sie wurden enge Freundinnen, und Angelina war diejenige, die Mutter an Il Divino heranführte — für sie Corelli. Und sie brachte uns in Liebe zusammen. Das arme Mädchen. Angelina war für Mutter wie eine Tochter.«
    »Und Smith — war er wie ein Sohn?«
    »Sonny«, korrigierte mich Nick. »Er hat sie noch nie kennengelernt. Er befaßt sich mit meinen Geschäften, nicht mit meinen Romanzen.«
    »Wie zum Beispiel den Bisque-Mark-Schneiden?«
    »Eine lächerliche Idee — Messerschneiden aus Porzellan? War er noch ganz bei Trost? Aber Strom war mir von meinem Enkel empfohlen worden, und der Familie kann ich nichts abschlagen. Erst später kam ich darauf, daß Mutter Blechmans Morris und Strom Bismark derselbe Junge waren. Damit hatte ich bekommen, wofür ich gebetet hatte.«
    »Ein Schloß in Frankreich?«
    »Heh, he. Nun, eigentlich nicht, meine Liebe. Mutter Blechman wollte mich nicht heiraten, wenn ihr Sohn nicht bei der Hochzeit wäre, aber sie wußte nicht, wo er war und unter welchem Namen er lebte. Ich hatte schon seit Monaten versucht, ihn zu finden, als ich diese Entdeckung machte. Und zu dem Zeitpunkt hatte mich Strom bereits um hundert Riesen angehauen. Ich bat ihn höflich, zur Hochzeit zu kommen. Natürlich war Gigantor mit mir da. Aber das ging nicht gut. Strom war entsetzt, daß seine Mutter noch lebte. Und er weigerte sich, nach Queens rauszukommen.
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