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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis
Autoren: Mary Higgins Clark
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Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu lenken.« Vincent erhob sich, eine Höflichkeitsgeste, die er am liebsten
unterlassen würde, wenn Elaine einfach bei ihm hereinplatzte. Doch auch jetzt musste er, obwohl ihn ihr Eindringen maßlos ärgerte, widerstrebend anerkennen, dass sie unerhört elegant aussah. Trotz ihrer sechsundsechzig Jahre war Elaine Walker Carrington mit ihrem aschblonden Haar, ihren saphirblauen Augen, ihren klaren Gesichtszügen und ihrer gertenschlanken Figur eine Erscheinung, die die Blicke auf sich zog. Graziös wie ein Fotomodell, das sie tatsächlich früher gewesen war, setzte sie sich in einen der antiken Sessel, die vor Vincents Schreibtisch standen.
    Sie trug einen schwarzen Hosenanzug von Armani, wie Vincent vermutete, der wusste, dass sie diesen Modeschöpfer bevorzugte. Als Schmuck hatte sie mit Brillanten besetzte Ohrringe angelegt, eine dünne Perlenkette und den Ehering mit dem großen Brillanten, den sie immer noch trug, obwohl ihr Ehemann, Peters Vater, schon vor fast zwanzig Jahren gestorben war. Dass sie ihm so treu ergeben geblieben war, hatte, wie Vincent sehr wohl wusste, in erster Linie mit den Bestimmungen ihres Ehevertrages zu tun, der ihr ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Anwesen einräumte, sofern sie nicht wieder heiratete, und ihr darüber hinaus eine jährliche Rente von einer Million Dollar zusicherte. Und natürlich gefiel es ihr, als Mrs. Carrington angeredet zu werden, mit allen sich daraus ergebenden Privilegien.
    Das gibt ihr trotzdem nicht das Recht, hier hereinzuplatzen und so zu tun, als ob ich nicht sorgfältig das Für und Wider einer öffentlichen Veranstaltung in diesem Haus abgewogen hätte, dachte Vincent. »Elaine, Peter und ich haben die Sache eingehend besprochen«, begann er, ohne seine Irritation zu verbergen. »Natürlich ist diese ganze Medienaufmerksamkeit schädlich und bringt uns in Verlegenheit, doch genau deswegen ist Peter gezwungen, etwas zu unternehmen. Um damit dem Eindruck entgegenzuwirken, er habe etwas zu verbergen. Das ist genau die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, die wir unbedingt vermeiden müssen.«

    »Glauben Sie wirklich, dass sich die Wahrnehmung der Öffentlichkeit ändert, wenn hier Fremde durch das Haus rennen?«, fragte Elaine mit sarkastischem Unterton.
    »Elaine, ich schlage vor, Sie halten sich aus dieser Sache heraus«, gab Slater zurück. »Darf ich Sie daran erinnern, dass unser Familienunternehmen vor zwei Jahren an die Börse gegangen ist, was den Nachteil hat, dass man den Aktionären Rede und Antwort stehen muss. Auch wenn Peter bei Weitem den größten Anteil an den Aktien hält, bleibt die Tatsache bestehen, dass eine wachsende Zahl von Aktionären der Meinung ist, er sollte als Vorstandsvorsitzender zurücktreten. Wenn man nach wie vor in zwei ungeklärten Fällen, dem Verschwinden einer Frau und dem Tod einer weiteren, als Verdächtiger gehandelt wird, so ergibt das nicht gerade ein gutes Image für den Chef eines international tätigen Unternehmens. Peter spricht zwar nicht darüber, aber ich weiß, dass er sich große Sorgen macht. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass man ihn von nun an als jemanden wahrnimmt, der sich für die Anliegen der Gemeinde einsetzt, und auch, selbst wenn ihm das eigentlich zuwider ist, dass seine vielen Aktivitäten im Bereich von wohltätigen Stiftungen in der Öffentlichkeit bekannt werden.«
    »Ist das Ihr Ernst?« Elaine erhob sich. »Vincent, Sie sind ein Dummkopf. Das funktioniert nicht, das kann ich Ihnen gleich sagen. Sie sorgen lediglich dafür, dass Peter der Öffentlichkeit preisgegeben wird, aber Sie schützen ihn nicht damit. Bei gesellschaftlichen Anlässen macht Peter doch eine äußerst klägliche Figur. In geschäftlichen Dingen mag er ein Genie sein, doch Smalltalk ist nicht gerade seine Stärke, das müssen Sie zugeben. Wenn er nicht in seinem Büro sitzt, schließt er sich doch tausend Mal lieber mit einem Buch in seiner Bibliothek ein, als dass er sich bei irgendwelchen Cocktailpartys oder Dinners blicken lässt. Er ist wirklich der geborene Einzelgänger. Wann soll diese ganze Sache über die Bühne gehen?«

    »Am Donnerstag, dem sechsten Dezember. Kay Lansing, die Frau, die das Ganze organisiert, braucht ungefähr sieben Wochen Vorlauf, um die Sache genügend in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.«
    »Gibt es eine Begrenzung für die Zahl der Teilnehmer?«
    »Zweihundertfünfzig.«
    »Ich werde mir jedenfalls eine Eintrittskarte sichern. Für
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