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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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ständig?»
    «Um zu helfen.» Er klingt, als würde er sich wundern, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin.
    «Aha. Und wem hilft es, wenn Sie sich als Architekt ausgeben und ein Hotel unbewohnbar machen?»
    Baumann winkt ab. «Mit dem ursprünglichen Konzept wäre es unbewohnbar geworden. Ein idealer Platz, um frustrierte Geschäftsleute auf Selbstmordgedanken zu bringen. Glauben Sie mir, ich habe ein halbes Dutzend Suizide allein im ersten Jahr verhindert. Die sollten mir eigentlich dankbar sein. Bestimmt werden sie jetzt obendrein mit Designpreisen überschüttet.»
    «Ich vermute, es kostet eine Menge Geld, Ihr Design wieder rückgängig zu machen. Rechnen Sie also nicht mit allzu viel Dankbarkeit.»
    «Ach was! Diese angeblichen Spezialisten für Baustatik sind doch nur gerufen worden, damit der Bauherr jetzt die Versicherung bescheißen kann. Die Statik des Gebäudes ist astrein. Ich hab nur Wände rausgenommen, die man sowieso nicht braucht.»
    «Und woher wissen Sie das so genau? Sind Sie etwa Architekt?»
    Baumann nickt. «Ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ich habe tatsächlich mal als Architekt gearbeitet.»
    Ich lehne mich amüsiert zurück und nehme einen Schluck Kaffee. «Heute Morgen haben Sie sich als Arzt ausgegeben. Wollen Sie mir erzählen, dass Sie auch Mediziner sind?»
    Baumann zuckt gleichgültig mit den Schultern. «Stimmt aber. Ob Sie es nun glauben oder nicht.»
    Ich stelle meine Tasse zur Seite. «Und das gilt natürlich auch für all die anderen Fälle, in denen Sie geholfen haben, richtig?»
    Baumann nickt wieder. «Genau. Ich bin vielseitig.»
    «Aber Ihr eigentlicher Job ist Zirkusclown», stelle ich fest.
    «Wie man’s nimmt», erwidert Baumann. «Ich war zwar einige Jahre mit einem Zirkus unterwegs, trete aber heute nur noch sporadisch auf. Man kann mich über so eine Agentur buchen. Ich mache Kindergeburtstage, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern. Eben alles, was so anfällt.»
    «Als dieser Schavinski über Sie gesprochen hat, da klang es, als wären Sie in allen möglichen Branchen unterwegs.»
    «Bin ich ja auch», stellt Baumann fest.
    «Und wie muss ich mir das vorstellen?», frage ich. «Was haben Sie in letzter Zeit so alles gemacht?»
    Er legt den Mittelfinger an die Stirn und beginnt, sie mit kleinen, kreisenden Bewegungen zu bearbeiten. «In letzter Zeit», murmelt er und überlegt. «Da war ich zum Beispiel Jugendrichter …»
    «Weil Sie natürlich auch Jura studiert haben», hake ich ein und bemühe mich, sachlich zu klingen.
    «Genau. Ich gebe aber zu, das ist auch schon eine ganze Weile her», erwidert Baumann ungerührt.
    «Und was haben Sie da so gemacht? Als Jugendrichter, meine ich?»
    «Unter anderem ein paar Kids freigesprochen, die wegen diverser Einbrüche angeklagt waren.»
    «Hatten Sie Mitleid, oder waren die Kids wirklich unschuldig?»
    «Sie haben versucht, ihre großen Brüder zu decken.»
    «Dann haben Sie diesen Kids also geholfen, eine Straftat zu vertuschen.»
    «Nicht ganz», sagt Baumann. «Ich habe wenig später als Staatsanwalt noch dafür gesorgt, dass die wahren Täter verhaftet werden.»
    «Sie waren also auch Staatsanwalt», stelle ich fest und muss mich erneut bemühen, nicht ironisch zu klingen. «Haben Sie sich dann auch noch bei der Strafkammer eingeschlichen und die Bande höchstpersönlich verurteilt?»
    Baumann wiegt den Kopf hin und her. «Das wollte ich, aber die haben mich beim Fälschen von Beweisen erwischt.»
    Ich schweige einen Moment. «Welche Jobs haben Sie noch so angenommen?»
    Baumann nippt an seinem Kaffee. «Mal überlegen. Ich war Sprengstoffexperte, Bankangestellter, Kernphysiker, Feuerwehrmann, Kapitän …»
    «Schiffskapitän oder Flugzeugkapitän?», frage ich und bin nun doch amüsiert über Baumanns Aufzählung. Wie zur Hölle schafft man es nur, sich in derartige Jobs reinzumogeln? Ich werde Schavinski bei Gelegenheit um Akteneinsicht bitten. Bis dahin hoffe ich, dass Baumanns besonders riskante Abenteuer nur seiner Phantasie entspringen.
    «Beides», erwidert Baumann locker.
    «Sie haben sich als Pilot ausgegeben? Im Ernst?» Meine Heiterkeit verwandelt sich abrupt in Bestürzung. «Und was war das für ein Flugzeug?»
    «Eine 737.»
    «Ein Frachtflugzeug, hoffe ich.»
    Baumann schüttelt den Kopf. «Nein. Eine Passagiermaschine.»
    «Eine Passagiermaschine?», wiederhole ich fassungslos. «Sie haben Leute durch die Gegend geflogen?» Ich hoffe sehr, dass er nur eine Wahnvorstellung zum Besten
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