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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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diesmal völlig zu Unrecht, angegriffen würde. „Ich klage Schwester Schönratin an.“
    „Mathilda! Wir halten hier gewisse Regeln ein ...“, begann Mutter Örtlerin, wurde aber rüde unterbrochen.
    „Dass isst eine bösse Lüge!“ Die Schönrätin war aufgesprungen und deutete mit zitterndem Zeigefinger auf Mathilda. „Dass tusst du doch nur, um dir die Anklage von mir zu ersparen.“
    Mathilda stutzte. Eine Anklage von dieser – Nuss? Die nun befürchten musste, sie nicht vorbringen zu können, gemäß der Regel: Wer angeklagt wurde, durfte selbst nicht anklagen?
    „Nein“, widersprach sie und schüttelte bekräftigend den Kopf. „Meine Anklage hat damit gar nichts zu tun.“
    Das war die volle Wahrheit. Es ging lediglich um den Lärm dabei, völlig egal, wer hier wen anklagte. Naja, ein wenig ging es ihr natürlich auch ums Prinzip. Sie hatte zuerst angeklagt – und damit war die Schönin außer Gefecht gesetzt. Wunderbar, wie es sich fügte und sie zum Abschied noch einmal die verhassten Klosterregeln gegen ihre Erzfeindin wenden konnte!    
    „Aber meine Anklage isst wichtiger“, erdreistete sich die Schönin zu sagen.
    Mathilda schob das Kinn nach vorn. Jetzt ging es ihr auch noch um Rache. Von dieser – elendigen Nonne würde sie sich nichts mehr sagen lassen!
    „Ruhe hier!“
    Oh, Mathilda hatte die Äbtissin mit deren Procedere etwas aus dem Fokus verloren. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die vor Wut blitzende Frau vor sich.
    „Wir werden zuerst beten.“
    Ausgeschlossen! Wie mochte es wohl wirken, wenn sie alle, still in Andacht versunken, von dumpfen Axtschlägen aufgeschreckt würden?
    „Ich ...“
    „Auch ich habe eine Anklage vorzubringen.“ Elisabeth hatte sich ebenfalls aufgestellt. „Und auch sie richtet sich gegen Schwester Schönratin.“
    „Dass isst infam! Ich werde verleumdet. Mutter Örtlerin, dass dürft Ihr nicht zulassen!“ Die Schönin kreischte bereits, ausgezeichnet.  
    Elisabeths ratloser Blick und Mutter Örtlerins zunehmend wütender werdende Miene jedoch verhießen nahende Probleme.  
    Rasch holte Mathilda Luft: „Ich klage Euch an ...“
    „MATHILDA!“
    Die Äbtissin schrie, die Schönratin schnaufte empört, die anderen Nonnen sprachen wild durcheinander. Endlich war es laut genug, und Mathilda konnte sich Gedanken darüber machen, was sie der Schönin denn nun eigentlich vorwerfen wollte.
    „Ruhe!“ Mit blitzenden Augen brüllte die Priorin durch den Raum.
    Woraufhin sich der Lärmpegel deutlich senkte.
    „Ich klage Schwester Schönratin an, mich zu bedrohen, wenn sie alleine mit mir ist“, brüllte Mathilda los.
    Das war nicht einmal gelogen, bezog sich leider aber nur auf die letzten Tage. Die Schönin war zwar nicht plötzlich ein netter Mensch geworden, dennoch, sie hatte Mathilda davor wochenlang weitgehend in Ruhe gelassen.
    Ihr frecher Vorstoß zeigte deutliche Wirkung.
    „WASS?“ Der Schönin blieb der Mund vor Empörung offenstehen.
    „MATHILDA!“
    Der Äbtissin fiel aber auch nichts Neues mehr ein, schrie immer nur ihren Namen.
    „Sie droht mir ständig mit Strafe, am liebsten mit Prügelstrafe“, fuhr Mathilda unbeeindruckt fort.
    „Gemeinheit!“
    „RUHE!“
    Der Schrei war zweistimmig gewesen. Sowohl Äbtissin als auch Priorin blitzten erbost und aufgeregt aus ihren Schleiern hervor.
    Mathilda nickte Elisabeth zu. 'Jetzt du', sagten ihre Augen.
    Die straffte sich tatsächlich. „Sie lauert mir auf, wenn ich im Konvent unterwegs bin, und kontrolliert mich.“
    Mutter Örtlerin wirbelte aufgebracht zu ihr herum. „Schwester Jordanin, ich muss doch sehr bitten!“
    Durch das allgemein laute Stimmgewirr war sie kaum zu verstehen.
    „Wass isst hier loss?“, schrie da die Schönratin. „Warum fallen jetzt alle über mich her? Wass hab ich denn getan?“
    „Ha, getan?“
    Zu Mathildas Verwunderung warf sich jetzt Schwester Paumenin in die Brust. „Ihr seid das intriganteste Miststück, das mir je untergekommen ist.“
    Wenn Mathilda auch nur eine vage Vorstellung davon gehabt hatte, wie sie die Kapitelsitzung ins perfekte Chaos stürzen könnte, so war ihr die Umsetzung dieses Vorhabens allerdings perfekt gelungen. Niemand saß jetzt mehr – und das allgemeine Stimmgewirr, das sich eindeutig – Mathilda registrierte es mit einer gewissen Befriedigung – gegen die Schönin gewandt hatte, war mit den Stimmen von Äbtissin und Priorin nicht mehr zu übertönen. Jede ereiferte sich mit jemandem über die Gemeinheiten, die
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