Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
zu etablieren.«
    »Nein«, widersprach Darragh, »sie wollen sich auf unserem Markt festsetzen und uns als Wettbewerber ausschalten.«
    Romy hörte interessiert zu, wie die Diskussion heftig zwischen den beiden hin- und herging. Sie mischte sich zwar nicht ein, fand aber, dass beide gute Argumente vorbrachten. Darragh hatte eindeutig viel Zeit in die Kalkulation des Biovert-Projekts investiert, und Kathryn stellte Hemmerling als ein Unternehmen dar, dem die Interessen der Firma Dolan am Herz lagen. Romy wusste nicht, welcher Vorschlag besser war für DCM, und sie verspürte
einen Anflug von Panik, eventuell die falsche Entscheidung zu treffen.
    Sie schaute zu ihrer Mutter hinüber. Veronica verfolgte ebenfalls gebannt die Diskussion zwischen den beiden und ließ sie nicht aus den Augen. Auf einmal hatte Romy den Eindruck, als würde Veronica mehr von diesen geschäftlichen Belangen verstehen, als sie zugab. Dann hat sie Darragh wahrscheinlich immer deswegen unterstützt, weil sie tatsächlich der Meinung war, dass er recht hatte, dachte sie. Und da es dem Betrieb gut ging, war das offenbar eine gute Entscheidung gewesen. Aber Kathryn könnte vielleicht ebenso richtigliegen. Und vielleicht wäre es dem Betrieb noch besser gegangen, wenn sie ihrem Rat gefolgt wären. Romy seufzte leise. Woher soll man so etwas wissen?
    Im Moment war die Rede von Eigenkapital, Fremdkapitalaufnahme und anderen finanztechnischen Details, die Romy nichts sagten. Sie versuchte zwar verzweifelt, weiter der Diskussion zu folgen, aber in Gedanken war sie längst bei der Ausgrabung in Wicklow. Wie viel lieber wäre sie an einem schönen Tag wie heute dort und würde über die Herkunft einer Tonscherbe oder eines Knochensplitters diskutieren, statt sich mit Dingen wie zukünftigen Cashflow-Rechnungen auseinanderzusetzen. Das war ja das Schöne an ihrem Beruf. Dabei ging es um Menschen und ihre Art zu leben. Das waren Dinge, die sie begreifen konnte. Und ein nicht zu unterschätzender Vorteil war der, dabei ständig an der frischen Luft zu sein und nicht in einem stickigen Büro hinter einem Schreibtisch zu sitzen, auf dem sich die Akten stapelten. Ihre Arbeit war viel spannender als das hier. Ein plötzlicher Windstoß, der am Fenster zerrte, erinnerte sie daran, dass die frische Luft gelegentlich auch relativ kalt und nass sein konnte. Trotzdem war es viel besser, als irgendwo eingesperrt zu sein, dachte Romy.
    »… Kaffeepause.«
    Die anderen hatten noch ziemlich lange weiterdiskutiert, aber Romy hatte nicht einmal die Hälfte davon mitbekommen. Ihre
Anwesenheit hier war ein Witz. Veronica hatte das bestimmt längst begriffen, und mittlerweile bereute sie es sicher, ihr die Anteile überschrieben zu haben.
    Die Stühle wurden zurückgeschoben, und wie auf ein geheimes Zeichen hin ging die Tür auf, und Susan kam mit einem neuen Tablett mit frischem Tee und Kaffee und noch mehr Keksen herein.
    »Also, was hältst du davon, Romy?«, fragte Veronica, während sie sich Tee eingoss.
    »Ach, ich weiß nicht.« Mann, klingt das jämmerlich, dachte Romy.
    »Kannst du schon sagen, ob du den einen oder den anderen Vorschlag bevorzugst?« Kathryns Augen funkelten amüsiert.
    Sie genießt das hier, dachte Romy, der plötzlich klar wurde, dass Kathryn in ihrem Element war. So wie sie es spannend fand, ein Skelett auszugraben, fand Kathryn es aufregend, den Fehler in irgendwelchen Bilanzen ausfindig zu machen und die beste Lösung dafür auszuarbeiten.
    »Ich bin sicher, dass Romy erkennen wird, was am besten für die Firma ist«, sagte Darragh. »Und für sie auch, natürlich.«
    »Ich habe ihr bereits alles über den Betrieb erzählt«, informierte Kathryn ihn. »Ich habe versucht, ihr begreiflich zu machen, welche Verantwortung sie der Belegschaft gegenüber trägt.«
    »So, tatsächlich?« Ein spöttischer Unterton hatte sich in Darraghs Stimme geschlichen. »Du hast ihr das erklärt? Dann ist es ja gut. Dann ist sie ja über alles im Bilde.«
    Es war wieder wie früher zu Hause, dachte Romy, als sie noch Kinder gewesen und Darragh und Kathryn permanent aneinandergeraten waren. Was immer Darragh gerade tat oder hatte  – Kathryn wollte es ebenfalls tun oder haben. Halb so alt wie Darragh, war sie doppelt so zielstrebig gewesen wie er und absolut davon überzeugt, dass sie auf jedem Gebiet ebenso fähig war wie er. Ihr war nicht klarzumachen, weshalb sie die elektrische Gartenschere
nicht benutzen durfte, um damit die Hecke hinter dem Haus zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher