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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle
Autoren: Marco Sonnleitner
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etwas, und die Gäste zeterten ebenfalls noch hinter dem Zweiten Detektiv her. Peter und der Junge zogen alle Aufmerksamkeit auf sich. Die ganze Gasse glotzte sie an.
    »Haltet ihn auf!«, rief Peter und zeigte auf den Teenager. »Er hat was geklaut!«
    Alle Blicke richteten sich auf den Jugendlichen.
    »Nein! Haltet ihn auf!«, schrie der zurück. »Er will mich verprügeln!«
    Jetzt starrten alle Peter an.
    »Bitte? Spinnst du? Was für ein – ach!« Der Zweite Detektiv sparte sich jedes weitere Wort und setzte die Verfolgung fort.
    Der Junge grinste boshaft, warf Peter einen letzten Blick zu und rannte dann ebenfalls weiter. Jetzt um einiges schneller als vorhin.
    Nach einigen Metern bog er in den Sun Mun Way ein, ein kleines Gässchen, in dem es vor Menschen geradezu wimmelte. Unmengen von Touristen schoben sich an den Verkaufsläden vorbei, bewunderten dieses, fotografierten jenes. An ein Rennen war nicht mehr zu denken. Der Dieb musste sich genauso durch die Massen zwängen wie Peter. Das einzig Gute war, dass der ihn dank seiner blauen Haare nicht so leicht aus den Augen verlor.
    Immer wieder trafen sich ihre Blicke, immer wieder versicherte sich der Junge, dass ihn Peter nicht einholte. Und Peter gab ihm mit seinen grimmigen Blicken zu verstehen, dass er genau das tun würde.
    Schüsse! Eine ganz Salve davon! Peter zuckte zusammen und ging unwillkürlich in Deckung. Dann das Lachen einiger Menschen, die sich um einen Verkaufsstand herumdrückten. Und ein paar kleine Feuerwerkskörper, die zwischen ihren Füßen auf dem Boden verglühten. Peter atmete auf und lief weiter.
    Wieder ging es links. »Jung Jing Road«, las der Zweite Detektiv von einem Schild ab. Er wollte sich den Weg so gut wie möglich einprägen, falls er den Jungen doch nicht zu fassen bekam. Immer noch Menschen über Menschen, hunderte von Stimmen, die wie ein gigantischer Bienenschwarm durch die Gasse dröhnten, laute Musik, zahllose Gerüche, Farben, überdimensionale Werbetafeln und Banner mit chinesischen Schriftzeichen, Girlanden mit bunten Wimpeln und riesigen Lampions, die sich hoch über den Köpfen quer über die Straße spannten, blinkende Statuen fremder Götter – Peter sauste der Kopf vor lauter Eindrücken, und er hatte jetzt doch alle Mühe, den blauen Haarschopf nicht aus den Augen zu verlieren, zumal er immer wieder angerempelt wurde und ihm auch ab und an jemand oder etwas die Sicht versperrte.
    Und dann war er weg! Die blaue Irokesenbürste war verschwunden! Dabei ging hier keine Straße ab. Es gab hier nur Läden, Geschäfte, Restaurants.
    Peter blieb stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und sah sich um. Links ein Porzellangeschäft, rechts eine Art chinesischer Schnellimbiss. Gegrillte Enten, Tauben, Hasen, Tintenfische und schwarze Hühner hingen an blitzenden Metallhaken im Fenster. Darunter lagen in mehreren Brätern Frühlingsrollen, grüne Eier, Aalköpfe, Hühnerkrallen, gesottene Schlangenstücke und noch so einiges andere, von dem Peter gar nicht so genau wissen wollte, was es war.
    Und plötzlich war er wieder da, der blaue Haarschopf! Im hinteren Teil des Ladens öffnete sich soeben eine Tür, und durch diese floh der Junge. Offenbar gab es einen Hinterhof.
    Peter zögerte keine Sekunde und rannte in den Laden. Vorbei an den verdutzten Gesichtern mehrerer Gäste preschte er auf den Hinterausgang zu und landete tatsächlich in einem Hof. Der Dieb kletterte gerade eben behände über eine niedrige Mauer.
    »Auch das noch!«, motzte Peter und hastete auf die Mauer zu.
    Durch ein Gewirr von winzigen Gässchen, die sicher auf keinem Stadtplan verzeichnet waren, ging die Jagd weiter. Hierher verirrte sich mit Bestimmtheit nie ein Tourist. Peter schlüpfte unter Leinen voller Wäsche hindurch, umkurvte überquellende Mülltonnen, musste einen aufdringlichen Hund verscheuchen, erschreckte spielende Kinder – aber er ließ nicht locker. Jetzt nicht mehr. Diesen Kerl musste er einfach erwischen!
    Dann plötzlich waren sie wieder auf einer größeren Straße. Gin Ling Way. Von dort ging es ein gutes Stück geradeaus weiter, bis sie die North Hill Street überquerten. Weder er noch der Junge achteten wirklich auf den Verkehr. Reifen quietschten, Autos hupten, Fahrer schrien ihnen wüste Beschimpfungen hinterher. Aber Peter hatte sich dem Dieb jetzt bis auf wenige Schritte genähert.
    Auf einmal schoss eine Katze quer über den Bürgersteig und geriet dem Teenager zwischen die Beine. Die Katze machte einen Riesensatz
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