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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle
Autoren: Marco Sonnleitner
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einer Gruppe wartender Bauarbeiter vorbei. Jin winkte ihnen fröhlich zu und grinste.
    »Willkommen im gelobten Land!«, höhnte der Gangsterboss, als der Aufzug in der siebten Etage schaukelnd zum Stehen kam. Schlau wie er war, blockierte er ihn sogleich mit der Notstopp-Taste. »Mein Narbe juckt ganz scheußlich, und das ist immer ein untrügliches Indiz dafür, dass irgendwo Zaster in der Nähe ist.« Jin lachte dreckig. »Was meinst du dazu, Richiebaby?«
    Richie sagte nichts. Wie betäubt stolperte er aus dem Käfig. Bob blieb dicht hinter ihm.
    Auf diesem Stockwerk hielt sich gegenwärtig niemand auf. Es schien annähernd fertig, was die groben Vorarbeiten betraf. Alle wichtigen Installationsleitungen waren verlegt. Aber da es weder Fenster noch Türen, geschweige denn Farbe oder Putz an den Wänden gab, wirkte alles noch sehr unvollkommen und behelfsmäßig. Nicht einmal Zwischenwände waren vorhanden, sodass eine riesige, menschenleere Betonhöhle vor ihnen lag, durch die ein übel riechender Wind strich.
    »So, verehrte Gläubige. Wo ist denn nun Mekka?« Jin rieb sich die Hände. Er war bester Laune. »Ich würde sagen, dort.« Er scheuchte seine Geiseln auf die Ostseite des Stockwerks zu.
    Bob ließ seinen Blick über die östliche Wandseite der Etage streichen. Die glaslosen Fensterhöhlen gähnten wie gewaltige Mäuler in der unverputzten Mauer, in der überall die Kabelrohre zu sehen waren. In dem matten Estrich, auf dem einige Werkzeuge und Baumaterialien verloren herumlagen, spiegelte sich grau und schmutzig das Tageslicht. Doch ein geeignetes Versteck für 20 Millionen Dollar konnte der dritte Detektiv nirgends entdecken. Hohle Luft gen Mekka. Was hatte Defago damit sagen wollen?
    »Also, Richie, dann überleg mal.« Jin machte eine ausladende Handbewegung. »Wo hat Onkel Tony die Kröten reingestopft?« Der Ganove wartete eine Sekunde und setzte dann hinzu: »Aber überleg nicht zu lange. Die Gesundheit deines Freundes könnte ernsten Schaden nehmen.« Mit einem diabolischen Grinsen zog er die Pistole aus der Jackentasche und zielte locker aus der Hüfte auf Bob.
    Entsetzt registrierte der, dass die Waffe mittlerweile einen Schalldämpfer hatte. Jin musste ihn irgendwann aufgeschraubt haben.
    Richie zwinkerte nervös. Hektisch sah er hierhin und dorthin, murmelte unablässig die Zeilen aus dem letzten Rätsel vor sich hin, ging ein paar Schritte nach rechts, ein paar nach links. Aufmerksam folgte ihm das eine Auge des Chinesen.
    Plötzlich blieb Richie stehen. An einer Stelle der Wand verlief in einer Nische ein großer Luftschacht. Wie eine gigantische, metallene Schlange erstreckte sich die Röhre über die gesamte Höhe der Etage, um sich in der darüber- und der darunterliegenden fortzusetzen. Auf Augenhöhe konnte Bob eine kleine Wartungsklappe ausmachen.
    »Na? Was entdeckt?« Jin kam näher.
    Richie sagte nichts, blieb einfach stehen.
    Aber Bob durchzuckte die Erkenntnis wie ein Stromstoß. Hohle Luft! Die Röhre war hohl! Der Luft schacht war hohl!
    »Moment mal!« Jetzt schien es auch Jin zu verstehen. »Das ist ein Luftschacht, nicht wahr? Ein hohler Luftschacht!« In der Art, wie er das Wort hohl betonte, lag Genugtuung, Gier, kindische Freude. Jin schob Richie zur Seite und machte sich an der Klappe zu schaffen.
    Bob sah sich unauffällig nach dem Aufzug und dem Treppenaufgang um. Würden Justus und Peter kommen? Hatten sie das Handy gefunden, den Hinweis verstanden? Richie hatte ihm zugeflüstert, was er in der Bibliothek getan hatte. Aber würde das Justus und Peter weiterhelfen? Und wenn, konnten sie dann auch die Botschaft enträtseln? Das mit der weißen Erde wäre zwar kein Problem, doch würden sie überhaupt wissen, was mit dem Elfenbeinturm gemeint war? Und mit dem grauen Earl? Nicht mal Richie wusste, was das heißen sollte.
    »Wollen wir doch mal sehen.« Jin hatte die Klappe geöffnet und griff nun in das Dunkel des Luftschachtes. Sein Auge funkelte vor Aufregung, als er mit der Hand darin herumtappte. Doch nach und nach verdüsterte sich seine Miene.
    »Feuerzeug«, murmelte er missmutig. Er zog seine Hand zurück und wühlte in seiner Tasche herum. Dann zog er ein Feuerzeug daraus hervor. »Geht mal ein paar Schritte zurück!«, befahl er Richie und Bob. »Und wenn ich da jetzt reingucke, haltet ihr beiden schön die Füße still, ja?« Er lächelte boshaft, knipste sein Feuerzeug an und hielt es in die Öffnung.
    Bob nahm Richie am Arm und trat mit ihm einige Meter nach
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