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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen
Autoren: Anna Janson
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jemand mit einem Schlüssel sowohl ins Haus als auch an den Tresor gekommen ist. Das Interessante dabei ist, dass Direktor Sved Disa Månsson in seinem Haus als Putzfrau beschäftigte. Er hat sie auf dem Phantombild erkannt.«
    »Edith, wissen Sie, wie Berit, wie Sie sie genannt haben, an die Schlüssel gekommen ist?«
    »Manchmal nahm sie einfach Schlüssel mit, häufig Reserveschlüssel, manchmal machte sie auch Abdrücke in Wachs oder einer Platte Blätterteig oder so.« Hartman konnte in der lispelnden Stimme und den runden braunen Augen eine gewisse Bewunderung feststellen. »Hat sie bei Direktor Sved Schlüssel mitgenommen?«
    »Das weiß ich nicht sicher. Sie hat Schlüssel mitgenommen, wenn wir gingen. ›Schlüssel kann man immer brauchen‹, sagte sie. Ich habe nichts dazu gesagt. Sie konnte so wütend werden, wenn man etwas sagte, was ihr nicht recht war. Deshalb habe ich es nie gewagt. Aber ich habe nie selbst etwas genommen!«

32
    Das Feuer knisterte im Herd. Linda war eingeschlafen. Ein paar Tropfen Schnaps auf einem Zuckerstück waren ein altes bewährtes Rezept, hatte Disa gehört. Es schien zu funktionieren. Das Messer fuhr regelmäßig über das Holz, die Späne fielen auf den Boden. Disa stellte Thor ins Fenster neben Odin und nahm einen neuen Kloben aus der Holzkiste. Sie musste den Göttern opfern. Das Kind war immer noch fiebrig und phantasierte. Der Husten zerrte an dem kleinen Brustkorb. Die Kleine hatte nicht mal das Wasser bei sich behalten können, als der Husten sie packte und sie sich übergeben musste. Es war verdammt langweilig, hier am Silvesterabend zu sitzen und das Erbrochene des Kindes aufzuwischen. Disa fühlte, dass sie es in der Stille nicht länger aushielt. Sie musste hinaus. Es musste etwas geschehen. In dem Häuschen war es jetzt warm, miefig und so stickig, dass man kaum Luft bekam, langweilig und fad. Es kribbelte in ihrem Körper, juckte. Sie musste hinaus, musste unter Menschen! Im Schuppen stand eine alte Rostlaube von Auto, ohne Reifen. Es würde nicht schwierig sein, seine Nummernschilder gegen die des Volvos auszutauschen und dann eine Runde durch die Stadt zu drehen. Hier konnte sie doch nicht hocken bleiben. Disa stellte das Radio an, während sie arbeitete. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Nacht war still und weiß. Die Wolken waren verschwunden, denn der Mond leuchtete bleich und kalt über den Spitzen der Fichten, wurde manchmal von einem grauen Schleier verdeckt, um danach in vollem Glanz wieder hervorzukommen. Der Schnee knirschte unter den Schuhen. Die Radiomusik munterte sie auf. Disa schlug die Arme um ihren Körper, um sich warm zu machen, rieb sich die Hände und schraubte das zweite Nummernschild fest. Die Sendung wurde für die Nachrichten unterbrochen: Man suchte nach einem schwarzen Mercedes. Disa lachte laut vor sich hin. Herrlich! Schön, in einem rostfarbenen Volvo 740 umherzufahren, wenn die Polizei nach einem Mercedes suchte. Disa ließ den Motor an und kratzte die Scheiben frei. Der Schnee rutschte vom Dach auf den marineblauen Mantel. Handschuhe wären jetzt ganz praktisch. Disa ging ins Haus, nahm ihre Brieftasche, warf ein paar Holzscheite in den Herd und schloss die Tür hinter sich zu. Es war Silvesterabend. Warum nicht was unternehmen, ins Park gehen, tanzen, etwas trinken. Das konnte sie sich gönnen. Direktor Sveds Anzug passte perfekt. Sogar die Weste saß über der flachen Brust ganz proper. Das gelbe Holzgebäude des Park war voller Leben. Die Tanzmusik war bis auf den Parkplatz zu hören. Sich in einem voll besetzten Restaurant einen Tisch zu verschaffen war für Disa kein Problem. Nach einer kurzen Unterhaltung mit einem Mann, der sich gerade in das Blumenbeet übergeben hatte und sich Direktor Henriksson nannte, hatte sie einen. Brüderlich hakte sie den Direktor unter, und sie gingen Arm in Arm hinein. Der Mann war allein und froh, nun Gesellschaft zu haben. 15 Kronen für die Garderobe! 15 Kronen – Disa spürte, wie ihr Blut zu kochen begann. Das war Wucher! Vorsichtig strich sie mit der Hand über das Messer in der Tasche des Jacketts. Noch nicht, noch nicht, aber bald. Der blanke Stahl sehnte sich nach Blut, nach Rebellion und Tumult. Sie war nach Midgard gekommen, um Recht zu sprechen, denjenigen zu bestrafen, der seinen Eid brach. Asin War, Engel der Rache, wurde zu einem Tisch ganz hinten im Lokal geführt. Hocherhobenen Hauptes folgte sie dem Ober, der sich seinen Weg vorbei an den festlich gekleideten Menschen auf
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