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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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Sonnenlicht. Sie war ungefähr vierzig, hatte ein waches Gesicht und haselnussbraune Augen. Genau die Sorte Frau, die dem neuen Nachbarn gefallen dürfte, dachte Agatha.
    »Ja, bitte?«, fragte sie.
    »Ich wollte mir das Haus ansehen.«
    »Ist verkauft. Auf Wiedersehen.« Agatha knallte die Tür zu.
    »Wenn das Haus verkauft ist, sollten Sie dem Makler sagen, dass er das Schild überkleben soll«, sagte James Lacey, als sie in die Küche zurückkehrte. Agatha kam sich plumper und uneleganter vor denn je.
    »Sie gefiel mir nicht«, murmelte Agatha.
    »Nein? Ich fand, dass sie recht ansprechend aussah.«
    Agatha blickte zur weit offenen Küchentür, durch die man einen guten Blick auf die Haustür hatte, und wurde rot.
    »Nun müssen Sie mich wirklich entschuldigen«, sagte er, und ehe Agatha widersprechen konnte, war er fort.
    Die Katze maunzte leise. »Was fange ich jetzt mit dir an?«, fragte Agatha und seufzte. »Dieser Bill Wong! Was hat der Mann sich eigentlich dabei gedacht?«
    Sie goss der Katze etwas Milch auf eine Untertasse und beobachtete, wie das kleine Tier sie aufschleckte. Auf jeden Fall musste Agatha die Katze füttern, bis sie entschieden hatte, wie sie den Mini-Tiger wieder loswurde. Also trat sie wieder nach draußen in die Hitze. Ihr Nachbar arbeitete in seinem Vorgarten, lächelte matt, als er sie sah, und zog sich in sein Cottage zurück.
    Verdammt, dachte Agatha ärgerlich. Kein Wunder, dass sich die Damen alle überschlagen, ihm Geschenke zu bringen. Sie ging zu Harvey’s, wo die Kassiererin sie mit beleidigter Miene begrüßte, und kaufte Katzenfutter, Milch und Streu für die Katzentoilette.
    Wieder zu Hause fütterte sie die Katze und ging mit einem Becher Kaffee in den Garten. Ihr attraktiver Nachbar hatte sämtliche Gedanken an Mord aus ihrem Kopf vertrieben. Wäre sie doch bloß richtig angezogen gewesen! Hätte er nur nicht gehört, wie unhöflich sie zu dieser Frau gewesen war, die ihr Cottage besichtigen wollte.
    Die kleine Katze war ebenfalls hinausgekommen und räkelte sich in der Sonne. Agatha sah ihr verstimmt zu. Auch sie selbst hätte einen Kuchen nach nebenan bringen können. Konnte sie noch immer. Kurz entschlossen trug sie das Kätzchen ins Haus und ging noch einmal zu Harvey’s, doch der Laden hatte bereits geschlossen.
    Sie könnte nach Moreton fahren und einen Kuchen kaufen; andererseits sollte man wirklich etwas Hausgemachtes schenken. Auf einmal kam ihr die Tiefkühltruhe in der Schule in den Sinn. Dort lagerten die Carsely-Damen ihr Selbstgebackenes für bevorstehende Veranstaltungen. Sicher wäre es kein Problem, wenn sie sich dort etwas auslieh . Dann würde sie nach Hause fahren, sich etwas richtig Hübsches anziehen und dem Nachbarn einen Kuchen bringen.
    Glücklicherweise war niemand in der Schulhalle. Agatha ging zur Küche durch und hob den Kühltruhendeckel hoch. In der Truhe befanden sich alle erdenklichen Köstlichkeiten: Torten, Biskuitkuchen, Schokoladenkuchen, Sandtorten und – sie erschauderte – sogar Quiche.
    Agatha nahm einen großen Schokoladenkuchen heraus, wobei sie sich fast wie eine Diebin vorkam und sich verstohlen umblickte. Auch wenn der Kuchen nur geliehen war, wollte sie nicht unbedingt ertappt werden. Vorsichtig schloss sie den Deckel wieder und schob den Kuchen in eine Plastiktüte, die sie mitgebracht hatte. Dann fuhr sie zurück nach Hause.
    Sie duschte, wusch sich die Haare, föhnte und bürstete sie, bis sie glänzten. Anschließend zog sie sich ein rotes Leinenkleid mit weißem Kragen an und hübsche Sandalen mit einem kleinen Absatz. Nachdem sie der Katze noch mehr Milch gegeben hatte, nahm sie den Kuchen aus seiner Verpackung, stellte ihn auf einen Teller und taute ihn in der Mikrowelle auf. Anschließend ging sie mit ihm hinüber zu James Laceys Cottage.
    »Ah, Mrs. Raisin«, sagte er, als er öffnete. Zaghaft nahm er den Kuchen entgegen. »Wie nett von Ihnen. Möchten Sie vielleicht hereinkommen, oder sind Sie sehr beschäftigt?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, antwortete Agatha munter.
    Er führte sie in sein Wohnzimmer, wo Agatha sich interessiert umschaute. Überall standen Bücher herum, manche bereits in den Regalen, andere noch in Kartons auf dem Boden.
    »Hier ist es ja wie in einer Bibliothek«, sagte Agatha. »Ich dachte, Sie wären bei der Armee.«
    »Gewesen. Ich bin pensioniert und verbringe nun meine Zeit damit, über Militärgeschichte zu schreiben.« Er zeigte auf seinen Schreibtisch, wo ein Computer stand.
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