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und der Ruf der Karibikwoelfe

und der Ruf der Karibikwoelfe

Titel: und der Ruf der Karibikwoelfe
Autoren: Martin Klein
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klettern in die Hängematten, die draußen am Strand zwischen den Warnschildern hängen.
    Es dauert nicht lange, bis sie das seltsame Gefühl spüren, das sich so oft einstellt, wenn Rita und Ruth den herrlichen karibischen Horizont betrachten.
    Rita sieht den regennassen Deich unter dem grauen Nordseehimmel vor sich. Die Schafe stehen wie immer verstreut darauf herum und mampfen wie immer mit gesenkten Köpfen Gras. In der Hütte des Schäfers läuft ein Piratenfilm namens Klaus Störtepfötchen , und Rita stellt sich vor, wie sie hinschleicht, sich auf die Hinterhufe stellt und heimlich mitguckt.
    Vor Ruths Augen erscheint Johann. Er sitzt vor seiner Stereoanlage und ordnet seine CD – Sammlung. Auf dem Sofa dahinter kann Ruth Johanns Kuscheltiere erkennen, den Plüschdino neben dem weißen Knuddelhai, und die Vogelspinne mit den Haaren aus Baumwollfäden zwischen dem Stofftiger und dem Gummi-Alligator.
    Johann dreht sich zu Ruth um: »Worauf hast du Lust? Abenteuer auf dem Mount Everest , Der Untergang der Titanic oder wieder Sir Francis Drake und das Zeitalter der Freibeuterei ?«
    »Nicht so wichtig«, murmelt Ruth. »Hauptsache, wir hören gemeinsam zu.«
    Rita richtet sich in ihrer Hängematte auf. »Hast du etwas gesagt?«
    Ruth schüttelt den Kopf. »Spürst du es auch wieder, Rita?«, fragt sie nach einer Weile.
    Rita nickt. »Ob es mit Rocco zu tun hat?«
    Ruth schüttelt den Kopf. »Dann wäre es nicht vor Rocco schon da gewesen.«
    Rita seufzt. »Jetzt haben wir schon zwei Probleme. Rocco und das komische Gefühl.«
    »Rocco ist kein richtiges Problem«, sagt Ruth. »Er ist sehr lernwillig. Fehlt nur noch ein bisschen Übung. Genau wie früher bei uns. Und das andere Problem ist kein echtes Problem. Es ist nur ein Gefühl. Reine Einbildung wahrscheinlich. Zusammenfassung: Wir haben zwei Probleme, von denen eins kein richtiges ist und das andere kein echtes. Macht insgesamt wieder null Probleme.«

    »Bist du sicher?«, fragt Rita.
    Ruth nickt. »In unserem Leben stimmt alles. Ist es so?«
    »So ist es«, sagt Rita.
    »So ist es!«, röhrt Ruth, dass die vier Fahnen am Piratenmast vor ihrem Unterschlupf flattern wie bei einem Hurrikan und eine Möwe von der Spitze plumpst. »So ist es! Es ist so! So ist es!«
    Doch das störende Gefühl in ihrer Raubmeerschweinchenbrust verschwindet von dem Gebrüll nicht. Nur Rocco streckt aufgeschreckt den Kopf aus der Tür: »Was ist denn los?«
    »Nichts!«, röhrt Ruth. »Alles in Ordnung!«
    »Wirklich?« Zaghaft nähert Rocco sich, und seine sanften Augen forschen nach der Ursache des Krawalls.
    »Ja!«, brüllt Ruth, und Rita stimmt mit ein. »Alles in Ordnung!«
    Rocco schüttelt den Kopf. »Das glaube ich nicht.« Dann zwängt er seine Schnauze auf den Stoff von Ruths Hängematte und schaut treuherzig hoch. »Was liegt euch auf dem Herzen? Mir könnt ihr’s doch ruhig sagen.«
    »Alles in Ordnung«, knurrt Ruth, und Rita brummt: »Alles perfekt.«
    Da trollt Rocco sich in den Schaukelstuhl zurück.
    Rita und Ruth sagen bis zum Abend kein Wort mehr. Aber der mürrische Ausdruck auf ihren Gesichtern deutet nicht darauf hin, dass wirklich alles perfekt ist. Auch das markerschütternde Winseln und Jaulen, das am Abend plötzlich aus dem Unterschlupf kommt, spricht nicht dafür.

Unter der Veranda

    D as ist Rocco!«
    Rita und Ruth hechten aus den Hängematten und rennen zum Unterschlupf. Sie finden Rocco auf dem Boden. Er hat alle vier Pfoten von sich gestreckt, nur die Schnauze zeigt nach oben.
    Aus Roccos Augen quellen dicke Tränen, und aus seinem gespitzten Maul kommt ein herzzerreißendes Heulen.
    Rita tätschelt ihm den Bauch. »Was ist denn nun schon wieder los?«
    »Knautschi ist weg!«
    »Knautschi?« Rita richtet den Blick fragend auf Ruth, aber die zuckt verständnislos ihre Raubmeerschweinschultern.
    »Ich war noch nie irgendwo ohne ihn«, schnieft Rocco. »Er ist immer dabei! Ich brauche ihn zum Spielen, und ohne ihn kann ich nicht schlafen.«
    »Wer ist Knautschi?«, fragt Ruth.
    »Na, mein Knautschball! Ich hatte ihn während der ganzen Überfahrt im Maul. Dann kamt ihr, und jetzt ist er weg!«
    Rocco schaut Rita und Ruth vorwurfsvoll an.
    »Ich hab ihn nicht«, sagt Rita. »Hast du ihn, meine Liebe?«
    Ruth schüttelt den Kopf.
    »Aber er ist nicht da«, fiept Rocco. »Und ohne ihn kann ich nicht einschlafen.«
    »Irgendwo muss er ja sein.« Rita schaut sich entschlossen um. »Wie sieht Knautschi denn genau aus?«
    »Er ist ganz flauschig weich,
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