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Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Titel: Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Autoren: Ann Granger
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Vollkommen unpassend zu ihrem heruntergekommenen Äußeren. Sie war tief und voll und wunderbar moduliert, ohne den geringsten Zweifel vornehm. Richtig vornehm, meine ich, nicht aufgesetzt. Ich habe eine Ausbildung als Schauspielerin hinter mir, und ich kenne mich aus mit Stimmen. Wenn man Edna reden hörte, war sie plötzlich keine ältere, heruntergekommene Stadtstreicherin mehr. In den alten Tagen in Rotherhithe hatte ich erlebt, wie Bullen, die sie von ihrem Kirchhof hatten vertreiben wollen, augenblicklich ihre Haltung und ihren Tonfall geändert hatten, sobald Edna zu ihnen gesprochen hatte.
    Ich bin immer noch Schauspielerin, nur am Rande bemerkt. Ich mag zurzeit ohne Engagement sein und die Zeit mit dem einen oder anderen Gelegenheitsjob und ein wenig Ermittlungsarbeit ausfüllen, doch ich habe meinen Traum nicht aufgegeben.
    »Du musst überhaupt nichts für mich tun, Edna«, antwortete ich nun. »Ich wollte nur Hallo sagen und dass ich mich freue, dich zu sehen.« Ich bemerkte, dass sie keine Tüten bei sich trug. »Wo wohnst du jetzt?«, wollte ich wissen.
    »In einem Wohnheim!«, antwortete Edna voller Abscheu. »Sie haben mich in ein Wohnheim gesteckt! Zuerst brachten sie mich in ein Heim voller alter Leute, die nichts weiter taten, als vor einem Fernseher zu sitzen. Das elende Mistding flimmerte den lieben langen Tag vor sich hin, dass es in den Augen schmerzte, und es plärrte seinen Unsinn so laut in die Welt hinaus, dass man hätte taub werden können. Stell dir vor, einige der alten Leute waren schon taub, und die anderen haben die ganze Zeit über vor dem Kasten geschlafen. Ich wäre unter keinen Umständen dort geblieben, das habe ich ihnen gleich gesagt. Also brachten sie mich in dieses Wohnheim. Es ist nicht besser als das Altersheim, bis auf die Tatsache, dass man nicht den ganzen Tag vor diesem elenden Kasten sitzen muss. Aber die Hälfte der Leute im Wohnheim ist verrückt, und Haustiere sind auch nicht gestattet! Ich brauche keine Leute. Ich mag die Menschen nicht. Ich mag Tiere.«
    Die letzten Worte stieß sie vehement hervor.
    »Das tut mir leid«, sagte ich. »Ich schätze, du vermisst deine Katzen.«
    »Sie haben sie weggenommen.« Edna war jetzt in voller Fahrt, aufgepeitscht durch die Erinnerung an vergangene Empörung. Sie fuchtelte mit den Händen und scharrte frustriert mit den Füßen und sah aus wie ein ölverschmierter, gestrandeter Vogel an einem von einer Ölpest heimgesuchten Strand, der verzweifelt und ohne Erfolg versucht, sich in die Luft zu schwingen.
    »Etwas, das sich Katzenwohlfahrt schimpft, hat sie bei sich aufgenommen. Nachdem die armen Tiere über den ganzen Kirchhof gejagt, eingefangen und in hässliche kleine Kästen gesteckt wurden. Was ist daran Wohlfahrt, frage ich dich? Die Tiere wurden aus ihrem Zuhause gerissen, und sie haben sie mir weggenommen.« Sie stellte ihre Bemühungen zur Levitation ein und richtete die verblassten Augen mit verschwörerischem Glitzern auf mich. »Weißt du, was sie mit den Katzen gemacht haben? Eingeschläfert haben sie sie. Ermordet haben sie sie!«
    »Vielleicht wurden sie nur umgesiedelt?«, schlug ich vor.
    Edna bewies in diesem Moment, dass es ein Unterschied war, ob man in einem Paralleluniversum lebte oder nicht alle Tassen im Schrank hatte. »Die jungen Katzen umgesiedelt, vielleicht«, sagte sie streng. »Die älteren ganz bestimmt nicht. Es waren keine Hauskatzen, sie waren daran gewöhnt, frei umherzustreifen, und sie waren zu alt, um sich noch zu ändern.«
    »Richtig«, sagte ich.
    Ich war froh, dass sie unter dieser geschickten Tarnung so scharfsinnig war wie eh und je. Ich bezweifelte, dass ihr Verstand noch so gut funktioniert hätte, wenn sie in diesem Altersheim geblieben wäre und Stunde um Stunde vor dem plärrenden Fernseher verbracht hätte. Das Leben im Wohnheim mochte ihr nicht besonders schmecken, doch auf gewisse Weise hatte es ihr zum Vorteil gereicht. Sie war entschieden sauberer, die Haut rosig und gewaschen, die Kleidung abgerissen, doch nicht stinkend, und ihr allgemeiner Zustand schien besser.
    Sie stieß ein unerwartetes Gackern aus, ihre Art von Gelächter. »Sie haben mich umgesiedelt, das haben sie getan. Genau wie die Katzen. Aber ich bin keine junge Katze mehr. Ich bin eine von den alten, zu alt, um mich noch zu ändern.«
    Sie schüttelte den Kopf und blickte erneut böse drein. »Ich hänge nicht in diesem Wohnheim rum. Es stinkt ständig nach gebackenen Bohnen. Ich verbringe meine Tage
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