Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Titel: Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
nicht schaden, sich im Haus umzusehen.
    Ich stieg leise die Treppe hinauf und hielt mich ganz an der Wand, um ein Knarren der Stufen so weit wie möglich zu vermeiden.
    Im oberen Stockwerk schien das gleiche helle Mondlicht durch ein Fenster am anderen Ende des Gangs, und ich konnte sehen, dass die Tür zu Henrys Schlafzimmer offen stand!
    Ich sagte mir, dass sie absichtlich offen gelassen worden war, damit die beiden Polizisten nach dem Bewohner des Zimmers sehen konnten, ohne ihn aufzuwecken, doch die Sache gefiel mir trotzdem nicht.
    Ich schlich auf Zehenspitzen vorwärts. Als ich die Tür erreichte, versetzte ich ihr einen leichten Stoß.
    Die Vorhänge in Henrys Zimmer waren zurückgezogen. Das Mondlicht badete den Raum, das Bett und den Mann darin in Silber – und noch jemanden, der neben Henrys Bett stand und sich in diesem Augenblick über ihn beugte.
    Für eine Sekunde war ich vor Entsetzen wie erstarrt. Ich vermochte nicht zu sagen, was mein panischer Blick sah, nur dass es wie jene Sorte Monster erschien, die man als Kind des Nachts in seinem Schlafzimmer sieht, wenn man mutig – oder tollkühn – genug ist, den Kopf unter der Bettdecke hervorzustrecken. Es war nicht groß, doch es war massig, eigenartig missgestaltet, eine Quasimodo-Gestalt, teils menschlich und doch wie ein Tier in seinen merkwürdigen Umrissen. Es stand vor dem Bett und strahlte eine lautlose Bedrohung aus.
    Die Lähmung, die mich erfasst hatte, währte nur eine einzige Sekunde. Ich stieß einen unwillkürlichen Schrei aus und riss zur gleichen Zeit die Hand hoch, um das Licht einzuschalten.
    Vor mir stand Becky Ferrier. In den Händen hielt sie ein großes Kissen gepackt, das verantwortlich war für die fremdartige Silhouette. Sie stand vornübergebeugt vor dem Bett ihres Großvaters und machte Anstalten, das Kissen auf das Gesicht des schlafenden Mannes zu drücken.
    Sie starrte mich mit offenem Mund an, die blauen Puppenaugen im Schock weit aufgerissen. Ihr Entsetzen, mich zu erblicken, war genauso groß wie meines vor wenigen Sekunden bei ihrem Anblick am Bett von Henry. Plötzlich schleuderte sie das Kissen nach mir, und als ich die Arme hochriss, um es abzuwehren, sprang sie mich quer durch den Raum hindurch an und traf mich in der Leibesmitte.
    Meine Bauchmuskeln verkrampften sich schmerzhaft, die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst, und ich klappte nach Atem ringend zusammen, während ich zu Boden ging. Irgendwie gelang es mir, eine Hand auszustrecken und sie am Knöchel zu packen. Ein rippenbrechender Tritt war die Reaktion, und sie hatte sich befreit.
    Der alte Culpeper rührte sich in seinem Bett und kämpfte gegen die Wirkung der Medikamente an, ohne jedoch richtig aufzuwachen. Doch mein Schrei war unten gehört worden. Stabile Polizeistiefel polterten die Treppe hinauf und durch den Gang in Richtung von Henrys Schlafzimmer. Ich rollte mich herum und stemmte mich auf Hände und Knie, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich in dieser Position tun konnte. Ich kroch zur Tür und auf den Gang hinaus, während ich unablässig nach Luft rang. Ich war fest entschlossen, Teil dessen zu sein, was auch immer als Nächstes geschah.
    Becky war durch den Gang in Richtung Treppe gerannt, doch als sie die ihr entgegenstürmende Phalanx der Polizisten erblickte mit Jessica dicht dahinter, hielt sie inne und wandte sich zu mir um. Diesmal jedoch ließ ich sie nicht wieder entkommen. Ich schlang meine Arme um ihre Unterschenkel und klammerte mich an ihr fest.
    Es gab ein wirres Handgemenge, und es gelang mir denkbar knapp, trampelnden Polizeistiefeln zu entgehen. Dann brüllte eine männliche Stimme dicht neben mir: »Schon gut, schon gut! Wir haben sie! Sie können sie loslassen!«
    Ich löste meinen Griff und rappelte mich auf die Beine. Die beiden Polizeibeamten hielten Becky zwischen sich, die zappelte und einen langgezogenen klagenden Schrei ausstieß wie eine Maus, die von einer jagenden Eule gepackt worden war. Es war ein unirdisches Geräusch, und ich starrte sie voller Entsetzen an.
    Jessica zeigte mehr Geistesgegenwart und rannte an uns vorbei in das Schlafzimmer ihres Vaters. Ich verdrängte Beckys Geheul und folgte Jessica. Sie hatte das Zimmer bereits durchquert und beugte sich über das Bett. Der alte Mann darin kämpfte gegen seine Benommenheit an. Er rollte den Kopf hin und her, als würde er den Trubel ringsum wahrnehmen, außerstande, darauf zu reagieren.
    »Ruhig, Henry, ganz ruhig. Alles ist in Ordnung«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher