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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition)
Autoren: Atze Schröder
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wegschmeißen. Trinkt doch sonst keiner, diese elende Plörre.
    Ich kam so richtig schön in Fahrt. Kochend vor Wut ging ich in meine Küche und schmierte mir trotzig ’ne Dose Frühstücksfleisch auf das mittlerweile völlig pappige Croissant. Obendrauf klatschte ich viereinhalb Portionen dänischen Gurkensalat. Aber ich hatte noch lange nicht genug. Aus Rache stopfte ich auch noch die drei Riesenstücke Frankfurter Kranz in mich hinein, die ich zur Feier des Tages besorgt hatte – keine gute Idee. Mein Magen rumpelte wie eine Betonmischmaschine, und es gab nur eine Lösung: Jägermeister! Und richtig: Ein Glas brauchte ich nicht.
    Die Flasche Hörner-Whiskey in der Rechten, ’ne Pulle Bols Banane in der Linken, saß ich zehn Minuten später breiter als die gern strapazierte Strandhaubitze auf dem Sofa. Was mochte in der Wohnung unter mir wohl gerade abgehen? Wahrscheinlich trieben es die beiden wollüstig und ohne Rücksicht auf Verluste. Sex mit einer Schwangeren! Das kann doch nicht gut für das Kind sein! Richtig krank ist das! Ich sollte eigentlich beim Jugendamt anrufen. Wer weiß, welche Praktiken dieses perverse Schwein in seinem Sexrausch an ihr ausprobierte. Das kennt man doch aus Filmen wie «Schwedische Hausfrauen von hinten!», «Nackt, schwanger und zum Skat gezwungen!». Hör mir bloß auf. Vielleicht waren ja sogar harte Drogen mit im Spiel! Für werdende Mütter ist doch schon ’ne große Packung Mon Chéri wie eine Ladung K.-o.-Tropfen.
    Ich konnte nicht länger tatenlos rumsitzen, ich musste das Schwein stoppen. Und wenn ich dabei draufging.
    Ich raste zur Tür und stürzte ins Treppenhaus. Stinkbesoffen, wie ich war, rutschte ich mit den Cowboystiefeln auf dem obersten Treppenabsatz aus und knallte kopfüber die komplette Etage runter, bis ich direkt vor Utes Tür landete. Blind vor Schmerz, Alkohol und Buttercreme blieb ich reglos auf ihrer Fußmatte liegen. Die Tür ging auf, und Ute stieß einen spitzen Schrei aus: «Aaatze, was machst du denn da? Gott, du blutest ja im ganzen Gesicht. Um Himmels willen! Mein Bruder fährt dich sofort ins Krankenhaus. Wie ist das denn bloß passiert?!»
    «Ute», röchelte ich, «mir geht’s gar nicht gut!»

    Tobias, der mich in seinem rattenscharfen Aston Martin rasant ins Krankenhaus beförderte, konnte es kaum fassen. Als ich mit dem frischen Kopfverband für meine Platzwunde aus der Ambulanz kam, saß er immer noch geduldig im Wartezimmer und empfing mich sichtlich erleichtert: «Alter, Alter, was für ein Wahnsinn. Mann, da haste ja noch mal Glück gehabt. Das hätte echt schiefgehen können. Gut, dass ich da war!»
    Ich atmete schwer. «Ja, äh, ne? Äh, jau, gut, dass du, äh, da warst. Tja, also, äh … danke, Tobias. So ’n Mist, ich glaub, ich hab dir die guten Ledersitze in deinem Aston Martin versaut!»
    «Ach, vergiss doch die Sitze. Hauptsache, dir geht’s wieder gut.»
    Au Backe. Tobias. Utes Bruder. Ja nee, is’ klar. Was für ein feiner Kerl.

[zur Inhaltsübersicht]
    5.
    Pool der Sünde
    E in paar Tage lief ich mit sichtbaren Schrammen an Kopf und Gesicht durch die Gegend. Aber als noch tausendmal schlimmer empfand ich meine inneren Verletzungen, genauer gesagt: die Verstauchung meiner empfindlichen Männerseele. Ich schämte mich. Mannomann, was war ich doch für ein jämmerlicher Waschlappen geworden! Wenn ich morgens beim Pinkeln in den Spiegel schaute, sah ich aus wie Birgit Schrowange mit Locken. Wo war mein Testosteron? Wo war das berühmte Siegerlächeln, mit dem ich selbst die arrogantesten Palminschnitten zum Schmelzen brachte? Auch die raubtierhafte Körperspannung – sie war dahin. Ich fühlte mich wie ein Pfund Magerquark in der Hängematte. In dieser Form hätte ich noch nicht mal einen Sitzplatzanspruch im Musikantenstadl durchsetzen können. Was also tun?
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder Chris de Burgh einlegen und zu «Lady in Red» weiterheulen oder mit AC/DC wieder auf den «Highway to Hell» einbiegen. Ganz klar, keine Frage – dass ich überhaupt darüber nachdenken musste! Erst mal eiskalt geduscht, drei rohe Eier mit Milch runtergespült und ab in den Porsche. Die sechs Zylinder angefüttert und volles Rohr … tja, wohin?
    Es war Winter, ich hatte zehn Tage Zeit und wollte wieder mal ein ganz dickes Ding drehen. Auf keinen Fall wollte ich irgendwo abgeschlafft und vollgeölt auf einer Liege am Strand schmurgeln. Außerdem passte mir meine legendäre 76er Speedo-Badehose nicht mehr so richtig. Ohne
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