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Und dann kam Paulette (German Edition)

Und dann kam Paulette (German Edition)

Titel: Und dann kam Paulette (German Edition)
Autoren: Barbara Constantine
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ihm ihr Hund – äh, ihre Hündin – über den Weg … Und wenn er vorhin nicht angehalten hätte, um das Tier nach Hause zu bringen, wäre die gute Madame Marceline zur Stunde ganz sicher tot! Und kein Mensch würde sich darum scheren.
    Scheiße.
    Das ist nicht witzig.
    Er steigt ins Auto, fährt los. Bereut, dass er vorhin nicht auf ihre Frage geantwortet hat. Ihr ehrlich gesagt hat, was er von ihrem Pflaumenwein hält. Dass ihr der Wein ausgesprochen gut gelungen ist. Alle Achtung, für eine Premiere, Madame Marceline! Henriette, seine verstorbene Frau, hat früher auch welchen gemacht. Aber der war nie so gut. Doch, doch, wenn ich es Ihnen sage, das meine ich ernst.

    In ihrem Häuschen legt Marceline sich aufs Bett.
    Ihr Kopf tut nicht mehr so weh. Sie kann wieder denken.
    Drolliger Kerl, dieser Ferdinand. Und was für ein Schwätzer! Er hat pausenlos geredet, ganz schön anstrengend. Sie hat nicht alles verstanden. Die Geschichte mit dem Licht, in das die Dinge gerückt werden müssen, zum Beispiel, warum hat er das wohl gesagt, merkwürdig. Er muss eine schwere Depression hinter sich haben und scheint jemandem sein Herz ausschütten zu wollen. Es war etwas ermüdend, aber Zuhören war das mindeste, was sie für ihn tun konnte. Es war jedenfalls sehr nett von ihm gewesen, ihr den Hund zurückzubringen. Sie muss sich das nächste Mal unbedingt bei ihm bedanken. Mit einem Glas Honig vielleicht, wenn er den mag.
    Und auf einen Schlag kehren Erinnerungen wieder. An seine Frau. Oje, die war alles andere als sympathisch! Sie war sogar ziemlich unausstehlich gewesen, ganz am Anfang, als Marceline hier noch niemanden kannte. Die Tiere hatten Hunger, sie auch. Sie hatte sich Gemüse aus dem Garten geholt und dann angefangen, diesen zu bestellen. Um genug zu essen zu haben und sich ein paar Groschen dazuzuverdienen, während sie über die Zukunft nachdachte. Doch allen Anstrengungen zum Trotz war das erste Jahr ein Fiasko gewesen. In reifem Zustand waren ihre Karotten groß wie Radieschen gewesen und ihre Zwiebeln so winzig wie kleine Murmeln! Und jede Woche, wenn die gnädige Frau Henriette zum Markt kam, blieb sie vor dem Stand stehen und betrachtete abschätzig ihr Gemüse. Im Jahr darauf hatte sich die Lage gebessert. Die Karotten ähnelten allmählich Karotten, der Lauch war über die Größe eines Füllfederhalters hinausgewachsen. Und die gute Henriette fing an, ihr Kleinigkeiten abzukaufen, mal dies, mal das, wobei sie jedes Mal so tat, als handle es sich um ein Almosen. Am liebsten hätte Marceline sie zum Teufel gejagt. Aber das konnte sie sich nicht leisten. Ja, wirklich, sie hatte die Frau gehasst.
    Ehen sind und bleiben ein Rätsel, sagt sie sich. Auch ihre eigene, keine Frage. Sie hat keine große Lust, darüber nachzudenken. Es kommt ihr so weit weg vor, fast wie in einem anderen Leben. Aber diese beiden, unglaublich … Henriette und Ferdinand. Ohne sie wirklich gekannt zu haben, fragt sie sich, wie sie es miteinander ausgehalten haben, wo sie so unterschiedlich waren. Warum hatte keiner von ihnen das Weite gesucht, als das Feuer der Leidenschaft nachließ? Tja, solche Gedanken bringen nichts. Er wirkt auf den ersten Blick jedenfalls ganz anders als sie. Hinter seinem etwas steifen, distanzierten Äußeren scheint sich nichts Bösartiges zu verbergen. Mit seiner großen Wunde, die schwer auf seinem Brustkorb lastet und die er um jeden Preis verstecken will, hat er etwas Rührendes. Wenn er von seinen Enkeln spricht, sieht man genau, dass er sie vermisst, er hat sich noch nicht daran gewöhnt, dass sie ausgezogen sind. Es muss ein Schock für ihn gewesen sein, plötzlich allein auf diesem großen leeren Bauernhof zu leben.
    Der arme Kerl.
    Das ist nicht witzig.
    Als es dunkel wurde, stand Marceline wieder auf. Ihre Kopfschmerzen waren verschwunden. Sie untersuchte zunächst den Gasschlauch, an dem die Mäuse genagt hatten. Ein langes Stück war noch intakt. Das konnte sie reparieren, danach setzte sie ihre Suppe auf.

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    Ein Geschenk am frühen Morgen
    Als Ferdinand am nächsten Morgen erwachte, entfuhr ihm ein: «Mist!» Seit geraumer Zeit achtete er sehr auf eine gepflegtere Ausdrucksweise. Damit seine Schwiegertochter Isabelle keine Ausrede mehr hatte, ihm seine Enkel vorzuenthalten. Darum rief er also «Mist!» und nicht «Scheiße», als ihm auffiel, dass das Bettzeug nass war. Ganz offensichtlich hatte er wieder dasselbe geträumt wie in den letzten drei Nächten. In
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