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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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Bedeutung zu.«
    »Ach, Tony, keinem von uns wird das Ganze wirklich gefallen.«
    »Aber Mutter meint immer, sie müßte in jeder Beziehung perfekt sein, erhaben über jede Art von Kritik. Diese Einstellung führte auch zu dem Bruch zwischen ihr und Daddy, der sich um solche Dinge nicht im geringsten kümmert. Jetzt, nachdem sie einen Professor geheiratet hat, wird sie schlimmer denn je sein. Sie wird ständig von der Position Macgregors sprechen, und daß die Angehörigen sich nach dieser Position zu richten haben - und dieser ganze Quatsch. Aber ich denke nicht daran, nur deshalb wieder in Australien zu leben, weil Mutter meint, sie müsse nach außen hin das Bild der perfekten Ehefrau abgeben - und natürlich der vollkommenen Mutter.«
    Ein regelrechter Wutausbruch und bestimmt nicht der letzte. Ich konnte sie nicht dazu bringen, auch vernünftigen Argumenten zuzuhören, und es schien daher das beste zu sein, daß sie sich austobte. Hilflos hörte ich zu, und ich mußte erkennen, daß Tony durchaus nicht so gleichgültig zu ihrer Mutter eingestellt war, wie wir alle zunächst gedacht hatten. Ein tiefer Groll hatte sich in ihr festgefressen.
    Als ihr dann keine weiteren Beschimpfungen mehr einfielen, meinte Paul sanft: »Na und? Was soll das alles? Warum sollst du denn gehen, wenn du uns nicht verlassen willst?«
    Er sagte dies so sanft und gleichzeitig so selbstverständlich, daß Tony aufsprang und ihn anstarrte. Auch ich war ziemlich überrascht. War es denn möglich, daß Paul es fertigbrachte, irgendein Kind zu ermutigen, sich gegen seine Eltern zu stellen? Ich sagte: »Aber Paul, Claudia ist Tonys Mutter, und Tony ist noch nicht einundzwanzig!«
    »Sie ist achtzehn und alt genug, ihre Wahl allein zu treffen. Das heißt, wenn sie wirklich weiß, was sie will!«
    »Aber - kann man mich nicht dazu zwingen, mitzugehen?« fragte Tony. »Ich dachte, Eltern könnten einen zu allem zwingen, bevor man einundzwanzig ist.«
    Paul meinte: »Ich kenne die Gesetze nicht so genau. Aber da gibt es gewisse Einschränkungen. Übrigens weiß ich außerdem bestimmt, daß Claudia nichts unternehmen wird, was Staub aufwirbeln könnte. Du hast doch selbst eben gesagt, sie wolle dich nur zurückholen, um den äußeren Schein zu wahren, obwohl du in dieser Beziehung vielleicht ein wenig übertreibst Also gut, wenn du recht hast, dann sagst du einfach, dein Alter erlaube dir zu wählen, bei welchem der beiden Elternteile du leben möchtest. Und dann bestehst du darauf, bei deinem Vater zu leben!«
    »Ich würde bestimmt viel lieber bei Daddy leben, aber ich möchte das nicht, und auch Daddy liegt nicht besonders viel daran. Jedenfalls nicht für immer.«
    Ihre Stimme klang traurig, aber Paul blieb fest und sachlich.
    »Aber nun hör doch auf, du brauchst ja nicht wirklich. Du drohst ganz einfach damit. Und das Risiko wird deine Mutter nicht eingehen wollen. Sie wird dann den Ausweg wählen zu erzählen, du seist sehr gerne in Neuseeland, und deine Tante brauche dringend deine Hilfe.«
    Tony holte tief Atem. »Paul, du bist schrecklich klug. Du meinst also, ich brauche Mutter nur zu sagen, wenn ich hier wegmüsse, dann ginge ich zu Daddy, und sie wird sofort nachgeben?«
    »Wenn sie sich nicht sehr verändert hat, bestimmt! Claudia gibt nie nach. Sie wird sagen, nach eingehenden Überlegungen (das war schon immer ein Lieblingsausdruck) habe sie entschieden, das Leben hier auf dem Lande sei das beste und gesündeste für dich.« Paul schaute mich ein wenig schuldbewußt an, denn er forderte zur Doppelzüngigkeit auf.
    Höflich fragte ich: »Was hast du also vor?« Aber er antwortete nur mit einem Blick, der eine Bitte ausdrückte, der ich nicht widerstehen konnte. Wir mußten zusammenstehen und Tony gemeinsam helfen. Ich meinte dann munter: »Natürlich, genau so muß Tony vorgehen. Sie muß auf ihrem Recht bestehen, ihre Wahl selbst zu treffen, und sich dann für ihren Vater entscheiden. Warum auch nicht? Ich kenne zwar auch das Gesetz nicht, aber das Gericht möchte ich sehen, das entscheidet, Tony dürfe nicht bei ihrem eigenen Vater leben. Paul, das war die Idee!«
    Tony war ganz plötzlich beruhigt. »Wißt ihr, ich könnte euch jetzt einfach nicht verlassen. Nicht dich, Paul, Larry und meine kleine Babette. Hier bin ich zu Hause, und nie fühlte ich mich anderswo zu Hause!«
    Aber Paul war noch nicht fertig. Der Erfolg mußte ihm zu Kopf gestiegen sein, wie ich ihm später sagte, und wurde zum Meister der Schöpfung und der
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