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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück
Autoren: dtv
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seiner Hobbys zu sein.
    »Natürlich!«, strahlte sie. »Das ist ja lieb von Ihnen. Und so persönlich.«
    Mist. Da war mein Blumenstrauß natürlich nichts Besonderes. Ich wechselte einen Blick mit Nick, aber er schien das nicht so
     problematisch zu finden.
    Wir setzten uns sofort, damit Tante Paula nicht die ganze Zeit zu uns aufschauen musste. Auch hier hatte Silvretta Stil bewiesen.
     Wir hatten einen Vierertisch am Fenster bekommen, der mit einem Mittelgesteck, zwei Sorten Weingläsern und gestärkten Servietten
     gedeckt war. In einem Kühler wartete bereits eine Sektflasche.
    »Ich möchte zunächst mal mit euch anstoßen«, sagte Paula. »Nick, würdest du   …?«
    »Natürlich.« Er öffnete die Sektflasche mit einer Kompetenz, als sei er Oberkellner von Beruf. Ich war richtig stolz auf ihn.
     Vielleicht hatte er immer so fähig gewirkt, aber ich hatte – durch meine Vorurteile beeinflusst – das nur als Arroganz ausgelegt
     und als den Versuch, mich auszustechen. Jetzt kannte ich ihn besser, und auch wenn mich gerade der temperamentvolle, gefühlsbestimmte
     Nick letztlich davon überzeugt hatte, mich auf diese Beziehung einzulassen, brauchte ich den nicht die ganze Zeit. Es war
     auch sehr beruhigend, den ruhigen, ausgeglichenen Nick um sich zu haben, auf den man sich verlassen konnte.
    »Ich möchte einen Toast ausbringen«, sagte Jan Hörnum und erhob sein Glas. »Auf die wunderschöne ResidenzSilvretta, die nun Ihr neues Zuhause ist, und dass Sie noch viele Jahre so charmant und lebensfroh hier verbringen werden!«
    Wir stießen dezent miteinander an, und während wir noch dem Sekt auf unserer Zunge nachschmeckten und uns freundlich lächelnd
     zunickten, kamen vier Herren in den Speisesaal und setzten sich an den Nebentisch. Vielmehr drei von ihnen setzten sich und
     der vierte kam auf Tante Paula zugesegelt.
    »Wenn mich meine schneeblinden Augen nicht täuschen, ist das doch Paula Behrendt, oder?«, rief er mit einer Stimme, die durch
     den ganzen Saal dröhnte. Die Leute an den anderen Tischen schauten kurz zu uns herüber und drehten sich dann wieder um. Offenbar
     kannten sie das schon. Irgendeinen ungehobelten Proleten musste man wohl immer ertragen.
    »Du täuschst dich nicht, Erwin«, sagte Tante Paula freundlich, aber distanziert.
    Das störte Erwin nicht. Er schüttelte ihr die Hand und uns gleich mit. »Was machst du denn hier?«, wollte er wissen. »Wohnst
     du jetzt hier?«
    »Du sagst es«, erwiderte sie. »Du denn auch?«
    »O ja«, tönte er. »Seit mich meine liebe Heidi vor zwei Jahren in die ewigen Jagdgründe verlassen hat, habe ich hier meine
     Zelte aufgeschlagen. Nicht das Schlechteste, was einem passieren kann, wenn einem der Onkel Doktor sagt, dass man kürzertreten
     soll, um die Pumpe zu schonen!«
    Er setzte sich jetzt zu den anderen, aber wenn wir gehofft hatten, das bedeute das Ende dieser heiteren Konversation, dann
     hatten wir uns getäuscht. Er rückte seinen Stuhl etwas zu uns herum, sodass er sowohl uns als auch die ihn begleitenden Herren
     in das Gespräch miteinbeziehen konnte. »Unsere Paula hier war nämlichdie Frau von Rudolf Behrendt, meinem Jägerfreund. Ich habe dich immer für deine Geduld bewundert, Paula, wenn man bedenkt,
     dass dein Rudolf so ein Schwerenöter war. Der ließ doch wirklich nichts anbrennen.«
    Die Herren schwiegen dazu. Paula spielte etwas nervös mit ihrem Besteck. Ich spürte, wie Nick neben mir mit den Zähnen knirschte.
     Jan Hörnum hingegen schaute um sich und sagte laut: »Und ich dachte, das sei hier ein kultiviertes Haus.«
    »Oh, das ist es auch!«, polterte Erwin. »Hier machen sie ständig in Kultur und so was. Gerade neulich war so ein Mime da,
     der hat Gedichte aufgesagt. Sah beinahe so aus wie Sie. Natürlich nicht so seriös.«
    »Oh, vielen Dank«, murmelte Jan Hörnum.
    »Ich hab’s mir nicht selber angehört, weil ich lieber Formel Eins sehen wollte«, fuhr Erwin fort. »Aber die anderen sagten,
     er hätte das ganz gut gemacht. Jedenfalls interessanter als jetzt neulich der Vortrag über dänisches Kunsthandwerk.«
    Nick griff unter dem Tisch nach meiner Hand. Ich war mir nicht sicher, ob die Muskeln an seinem Unterkiefer vor Ärger zuckten
     oder um sich das Lachen zu verkneifen.
    Jetzt machte Paula einen taktischen Fehler. »Was macht denn dein Sohn, Erwin?«, fragte sie in dem Versuch, das Thema zu wechseln.
     »Ich hörte, er hat dein Dentallabor übernommen?«
    »Allerdings hat er das«, sagte Erwin. »Er
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