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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses
Autoren: James Joyce
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Mulligan. Wieviel? Vier Pfund? Da könnten der Herr eins leihen.
    - Wenn du’s brauchst, sagte Stephen.
    - Vier blanke Sovereigns! schrie Buck Mulligan voll Entzücken. Da werden wir uns so glorios besaufen, daß sämtlichen druidischen Druiden die Spucke wegbleibt. Vier allmächtige Sovereigns!
    Er warf die Hände empor und stampfte die Steintreppe wieder hinunter, mißtönig singend dabei mit Cockney-Akzent:
    Ei ja, warum nicht heiter sein,
    Whisky trinken, Bier und Wein,
    Am Krönungstag,
    Am schönen Krönungstag?
    Ei ja, warum nicht heiter sein
    Am schönen Krönungstag?
    Warmer Sonnenschein, heiternd über der See. Das Rasierbecken aus Nickel glänzte, vergessen, auf der Brustwehr. Also was, sollte ich’s runterbringen? Oder es dort stehen lassen den ganzen Tag, vergessene Freundschaft?
    Er ging hinüber und hielt es eine Weile in Händen, und er fühlte die Kühle und roch den klebrigen Sabber des Seifenschaums, in dem der Pinsel steckte. So hab ich das Weihrauchschiffchen getragen damals in Clongowes. Ich bin ein anderer jetzt und doch derselbe. Ein Diener auch. Bediensteter eines Dieners.
    Im gewölbten düsteren Wohnraum des Turms bewegte sich Buck Mulligans schlafrockige Gestalt behende vor dem Herd hin und her, dessen gelbes Glühen verdeckend und wieder freigebend. Zwei Pfeile sanften Taglichts fielen aus den hohen Schießscharten über den Fliesenboden: und wo sich ihre Strahlenhelle traf, flutete quirlend eine Kohlenqualmwolke und schwadiger Dampf von gesottenem Fett.
    - Wir werden noch glatt ersticken, sagte Buck Mulligan. Haines, mach doch mal die Tür auf, sei so freundlich.
    Stephen stellte das Rasierbecken auf das Schränkchen. Eine hochgewachsene Gestalt erhob sich aus der Hängematte, in der sie gesessen hatte, ging zum Eingang und zog die Innentüren auf.
    - Hast du den Schlüssel? fragte eine Stimme.
    - Dedalus hat ihn, sagte Buck Mulligan. Janey Mack, ich krieg’ keine Luft mehr! Er heulte, ohne vom Feuer aufzusehen:
    - Kinch!
    - Er steckt im Schloß, sagte Stephen, näherkommend.
    Der Schlüssel kratschte zweimal grell herum, und als die schwere Tür halb geöffnet war, drang willkommenes Licht und klare Luft herein. Haines stand im Eingang und blickte hinaus. Stephen holte seinen hochkant stehenden Koffer an den Tisch und ließ sich nieder, um zu warten. Buck Mulligan stieß das Gebratene auf die Schüssel neben sich. Dann trug er die Schüssel und einen großen Teetopf hinüber an den Tisch, setzte beides gewichtig nieder und seufzte erleichtert auf.
    - Ich schmelze, sagte er, wie die Kerze sehr richtig bemerkte, als sie… Aber Schwamm drüber.
    Kein Wort mehr zu diesem Thema. Kinch, wach auf. Brot, Butter, Honig. Haines, komm rein. Der Fraß ist fertig. Segne uns, Herr, und diese deine Gaben. Wo ist der Zucker? O je, wir haben keine Milch.
    Stephen holte den Brotlaib, den Honigtopf und den Butterkühler aus dem Schränkchen. Buck Mulligan setzte sich in einem plötzlichen Anfall von schlechter Laune hin.
    - Was ist das hier bloß für ein Saftladen! murrte er. Ich hab’ ihr doch ausdrücklich gesagt, sie soll gleich nach acht kommen!
    - Wir können ihn ja schwarz trinken, sagte Stephen. Im Schrank ist auch noch eine Zitrone.
    - Verdammtnochmal, du und deine Pariser Marotten, sagte Buck Mulligan. Ich will Sandycove-Milch!
    Haines kam vom Eingang herein und sagte ruhig:
    - Die Frau kommt schon herauf mit der Milch.
    - Gottes Segen über dich! schrie Buck Mulligan, vom Stuhl aufspringend. Setz dich hin. Schenk den Tee da ein. Der Zucker ist in der Tüte. Hier, ich kann nicht erst lange noch rummurksen an den verdammten Eiern. Er hackte in dem Gebratenen auf der Schüssel herum, klatschte es auf drei Teller und sagte:
    - In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti .
    Haines setzte sich, um den Tee einzuschenken.
    - Ich gebe euch jedem zwei Stücke, sagte er. Aber das muß ich schon sagen, Mulligan, du machst ja den Tee ganz schön stark, was?
    Buck Mulligan, eben dabei, dicke Scheiben vom Brotlaib zu säbeln, sagte mit der Schmeichelstimme einer alten Frau:
    - Wenn ich Tee mache, dann mache ich Tee, wie die olle Mutter Grogan sagte. Und wenn ich Wasser mache, dann mache ich Wasser.
    - Beim Jupiter, es ist Tee, sagte Haines.
    Buck Mulligan fuhr fort zu säbeln und zu schmeicheln:
    - Das mach’ ich, jawoll, Mrs. Cahill sagt sie. Ach Herrjeh, Ma’am , sagt da Mrs. Cahill, dann geb’s nur der liebe Gott, daß Sie’s nicht beides in denselben Topf machen!
    Mit einem Stoß seines Messers
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