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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Julia. »Sollen wir an die Ruder gehen?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete ihr Bruder. Aus seiner Hosentasche zog er Ulysses Moores Reisetagebuch. Er schlug es einfach an irgendeiner Stelle auf und begann zu lesen: »Ebenso wie die anderen Patrizierhäuser wurde es über Tausenden von Eichenstämmen erbaut, die man in den Schlamm der Lagune getrieben hatte. Dieser Schlamm schützt das Holz vor Zerstörung durch Wasser und Schädlinge. Aus dem kleinen Marktplatz guckt einer der ›Buckel‹ heraus, ein Stein, der Glück bringen soll. Von dort aus sieht man auch die Gondeln, die zum Canale Grande unterwegs sind. Die Damen promenieren in ihren weiten, mit Fischbein verstärkten Röcken ...« Seufzend steckte Jason das Buch wieder in die Tasche und ergriff das Steuerrad. »Ins Venedig des 18. Jahrhunderts«, flüsterte er und schloss die Augen.
    Plötzlich kam ein Wind auf und die
Metis
setzte sich in Bewegung. Ihr Bug zeigte nun auf das gegenüberliegende Ufer.
    »Jason!«, schrie Julia, als eine Böe sie erfasste. Ihre Taschenlampe leuchtete noch einmal hell auf und erlosch dann.
    Der Wind wurde stärker und stärker und peitschte ihnen ins Gesicht.
    Fasziniert sah Jason zu, wie die einzelnen Elemente der Höhle sich auflösten, ineinander zusammenliefen und andere Formen annahmen, als wären sie flüssige Farbe auf der Leinwand eines Malers: Die Lichtstrahlen wurden zu Wasser, das Wasser zu Nebel. Nur der Wind veränderte sich nicht.
    Der Bug der
Metis
bäumte sich auf und fiel krachend zurück, als wolle er das Meer teilen.
    »Los! Vorwärts!«, brüllte Rick und drehte sich zu Jason um.
    Doch der hatte nur Augen für das Meer, über dem dunkle Unwetterwolken hingen. Ein Meer, an dessen Horizont die Sonne gleichzeitig auf- und unterging, dessen Farben sich ständig veränderten. Ein von riesigen Lebewesen bevölkertes Meer, auf dessen Grund alte Geheimnisse ruhten.
    Jason packte das Steuerrad fester. Er begriff, dass er ein Teil des Ganzen war. Er hörte den Ruf des Meeres und er sah andere Schiffe, die seine Route kreuzten und andere Menschen, die ihn feierlich grüßten. Dann öffnete er die Augen und merkte, dass sie am anderen Ufer angelangt waren.
    Am Montagnachmittag war in Kilmore Coves Frisiersalon immer viel los.
    Während die Kundinnen darauf warteten, dass Haarfärbemittel und Dauerwellenlotion einwirkten, unterhielten sie sich angeregt.
    »Haben Sie es schon gehört?«, sagte auf einmal Miss Biggles. »Kilmore Cove hat Besuch bekommen.«
    »Tatsächlich?«, fragte Gwendaline. »Meinen Sie die Familie aus London?«
    »Ach was! Die sind doch schon seit letzter Woche da. Heute aber kam ein Mann.«
    »Wieso heute?«, schaltete sich eine andere Kundin neugierig ein und bemühte sich das surrende Dröhnen ihrer Trockenhaube zu übertönen. Es war Mrs Bowen, die putzwütige Gattin des Dorfarztes. »Von wem ist denn hier die Rede?«
    »Ach«, wunderte sich Miss Biggles. »Haben Sie wirklich noch nichts davon gehört?«
    »Mir ist da schon was zu Ohren gekommen«, meinte Gwendaline. »Kann es sein, dass der Neuankömmling im Hotel
Windy Inn
abgestiegen ist?«
    »In dem alten, verdreckten Kasten?«, fragte Edna Bowen verächtlich. »Der Arme! Da wird er es sicher nicht lange aushalten.«
    »Man erzählt sich, dass er gut aussieht. Groß soll er sein, eine elegante Erscheinung, mit einer karierten Sportmütze«, zwitscherte Miss Biggles.
    »Hoffentlich ist er nicht alt!«, meinte Gwendaline verschmitzt und brachte dadurch beide Damen zum Lachen.
    Damit war das Thema jedoch noch lange nicht abgehandelt. Nach einer Viertelstunde angeregter Unterhaltung ging es darum, dass der Unbekannte mit einem sehr großen Auto gekommen war, mit einem von diesen amerikanischen Pick-ups.
    »So was aber auch!«, rief Mrs Bowen. »Das glaube ich nicht. Ich habe hier im Ort keinen Pick-up gesehen. Du vielleicht, Gwendaline?«
    Tatsächlich war der Friseurin zwei Nächte zuvor ein schwarzer Sportwagen aufgefallen, der genau vor dem Haus von Miss Biggles geparkt hatte.
    Cleopatra Biggles lachte hell auf. »Doch, doch, das kann sein. Es könnte das Auto von Miss Newton gewesen sein, die mich besuchen kam.«
    »Ach ja? Und warum soll Miss Newton dich besucht haben?«, wollte Mrs Bowen wissen.
    »Komischerweise kann ich mich nicht mehr daran erinnern«, antwortete Miss Biggles kopfschüttelnd. »Es war schon sehr spät und ... und es hat so stark geregnet und Marc Aurel war so furchtbar nervös. Der Ärmste hat schreckliche Angst vor
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